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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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gewusst, als ihm die Wahrheit zu sagen. Oder beinah die Wahrheit. Sie ertrug seinen Blick nicht länger und senkte die Lider. „Männer berühren ihre Pferde, um sie zu beruhigen“, sagte sie. „Sie streicheln ihren Falken das Gefieder, um sie daran zu erinnern, dass sie gebunden sind. Berührung sind Gesten des Besitzes, und ich bin es leid, jemandes Besitz zu sein.“
    „Hat niemand Sie je zum Trost berührt? Aus Zuneigung oder Freundschaft? Kein Bruder, keine Schwester?“
    Sie wagte nicht, die Augen zu öffnen. Sieben Jahre war es her, seit sie ihre Schwestern gesehen hatte. Ellen müsste jetzt fast erwachsen sein. Amalie war da, immerhin, ihre liebste und beste Freundin, doch Amalie war in London.
    Amalie hatte sie danach in den Armen gehalten. Und darum … nein. Nicht die Berührung als solche störte sie, sondern die besitzergreifende Geste.
    „Ist es das, weshalb Sie mich berühren wollen?“, fragte sie. „Zum Trost ? Aus Freundschaft ? Ich hätte Sie für niemanden gehalten, der sich solcher Euphemismen bedient.“
    Er straffte die Schultern. „Das tue ich auch nicht.“
    „Alle scheinen zu glauben, weil Sie unberührt sind, gäbe es von Ihnen nichts zu befürchten. Aber ich sehe, wie Sie mich anschauen. Sie sind ein Mann wie alle anderen, und Sie wollen, was alle wollen. Ganz ehrlich, Sir Mark: Warum sonst sollten Sie mit einer Frau ohne nennenswerte Reputation an diesem menschenleeren Ort stehen?“
    Gewiss bildete sie sich nur ein, seinen Atem warm auf ihrer Wange zu spüren. Dazu stand er dann nicht nah genug. Irritiert war sie dennoch.
    „Mrs Farleigh.“ Er klang sehr beherrscht. „Sie ahnen ja nicht, wie lange ich schon darauf warte, dass das endlich mal jemand bemerkt. Ich bin nicht unschuldig . Ich bin es nie gewesen. Und doch werde ich behandelt wie ein göttliches Wesen, unberührt von allen irdischen Gelüsten.“
    Sie schluckte.
    „Es wird meinem Anspruch nicht gerecht“, fuhr Mark fort, „wenn man mich für einen Heiligen hält, wenn man glaubt, ich sei nie in Versuchung und wandele frei von Wünschen, Verlangen oder Begierden durch die Welt. Weit gefehlt. Ich schrieb davon im ersten KAPITEL meines Buchs, aber niemand scheint es gelesen zu haben. Keuschheit ist verdammt schwer.“
    „Ich hatte auch nicht …“
    „Ich habe Sehnsüchte, Bedürfnisse, Gelüste“, fiel er ihr ins Wort, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und schüttelte den Kopf. „Nein, Sie haben recht. Sie haben keine Euphemismen verdient, sondern die Wahrheit. Also gut. Ich will Sie. Ich verlange nach Ihnen. Ich begehre Sie.“
    Es war, als wäre sie die einzige Frau auf der ganzen Welt, so eindringlich sah er sie an.
    „Doch ich werde meinen Wünschen keine Taten folgen lassen.“
    Zu früh gefreut. Ihr Magen krampfte sich zusammen.
    „Wenn Sie wissen wollen, weshalb ich hier mit Ihnen an diesem abgeschiedenen Ort stehe … Ich würde all meine Bewunderer eintauschen gegen einen wahren Freund. Jemanden, der mir die Wahrheit ins Gesicht sagt, mir sagt, dass ich auch nur ein Mann bin wie alle anderen. Ich würde mir niemals anmaßen, Sie besitzen zu wollen, Mrs Farleigh. Zu groß wäre meine Angst, etwas Unwiederbringliches zu zerbrechen.“
    Sie schluckte. „Sir Mark.“
    Wieder streckte er die Hand nach ihr aus, berührte fast ihr Gesicht, besann sich eines Besseren. „Ja, ich will Sie, aber Sie haben nichts von mir zu befürchten.“
    Auf einmal schien ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt. Seit Jahren war jedes Gespräch mit einem Mann von Kalkül geprägt gewesen. Was durfte sie sagen? Verlöre er das Interesse, wenn sie aufrichtig war? Was wollte er hören? Wenn ein Mann sich eine Mätresse zulegte, erwarb er nicht nur das Recht an ihrem Körper, sondern auch an ihren Gedanken.
    Sir Mark wollte sie so, wie sie war, nicht so, wie er sie sich wünschte. Der Gedanke machte sie schwindelig.
    Sie hätte nichts von ihm zu befürchten? Dass sie nicht lachte!
    Er zog seinen Hut vor ihr, bedachte sie mit diesem schrecklich selbstgewissen Lächeln, als erfreue es ihn, sie zutiefst verunsichert zu haben. Er war schon halb den Weg hinab verschwunden, bis sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte.
    „Sir Mark!“
    Er blieb stehen, drehte sich um.
    „Sie haben Ihren Rock vergessen“, rief sie und stellte ihren Korb ab, um aus seinem Kleidungsstück zu schlüpfen.
    Doch er winkte ab. „Habe ich nicht. Ich habe Ihnen den Rock vorsätzlich überlassen. Damit ich eine Ausrede habe, Sie am Sonntag nach dem

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