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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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wusste Bescheid! Irgendwie musste er davon erfahren haben. Er wusste, was sie zu vergessen suchte. Sie war des Geldes wegen hergekommen, hatte vorgehabt, Sir Mark zu verführen, ihn zu verraten, seinen Ruf zu ruinieren. Und dieser Mann schien über alles Bescheid zu wissen.
    „Ha!“, rief er und zeigte triumphierend mit dem Finger auf sie. Seine Miene hellte sich auf. „Ich wusste es. Ihr Schweigen sagt alles. Ist es Miller von Today’s Society ? Oder Widford vom Daily Talk ?“
    Jessica schüttelte bestürzt den Kopf.
    „Ich bin Ihnen auf die Schliche gekommen“, brüstete sich Parret und dröhnte weiter: „Sie brauchen gar nicht so zu tun, als ob nichts wäre. Ich weiß, was hier gespielt wird. Ich weiß, was Sie sind. Eine Reporterin , das sind Sie!“ In selbstgerechter Empörung stand er da, das Kinn gereckt. Er schien zufrieden mit sich und rümpfte pikiert die Nase, als hafte einer Reporterin ein noch üblerer Ruch an als einem Straßenkehrer am Vortag seines jährlichen Bades.
    „Wie ich sehe, leugnen Sie es nicht“, fuhr er fort. „Wir müssen alle zusammenhalten und uns gegen Eindringlinge wie Sie zur Wehr setzen! Wo kämen wir denn da hin? Frauen, die einem Mann die Arbeit wegnehmen, die es ihm unmöglich machen, seine Familie zu ernähren!“
    „Wer ist wir ?“ Jessica spähte an ihm vorbei ins Gebüsch. „Sie scheinen allein zu sein.“
    „Ich spreche für alle werktätigen Männer! Sir Mark ist mein Revier. Meine Geschichte. Ich habe ihn aufgebaut, ich habe seine Reputation geschaffen. Mir verdankt er es, der Liebling der Londoner Gesellschaft zu sein. Und jetzt kommen Sie und wollen von meiner Arbeit profitieren. Einfach so! Ich weiß, was sich kürzlich vor der Kirche abgespielt hat – er ist zu Ihnen gekommen, hat sie unter vier Augen gesprochen. Geben Sie es zu, er hat Ihnen ein Exklusivinterview gewährt!“
    „Sie täuschen sich, Sir“, sagte Jessica. „Ich arbeite für niemanden …“
    „Noch schlimmer“, heulte er entrüstet auf. „Sie will ihre Geschichte an den Meistbietenden verkaufen! Diese Gier nach schnödem Mammon offenbart Ihren wahren Charakter.“
    Jessica schüttelte den Kopf und erwog gerade, seinen Fuß einfach von der Tür wegzutreten, als er sich auch schon wieder vorbeugte, diesmal mit einem verschlagenen Lächeln.
    „Verkaufen Sie es mir“, schlug er vor. „Wir machen halbe-halbe, einverstanden? Für ein exklusives Interview mit Sir Mark, selbst über das Banalste aller Themen, könnte ich Ihnen mindestens fünf Pfund versprechen. Stellen Sie sich das mal vor, fünf Pfund!“
    „Wollen Sie mir das Geschäft vermasseln oder mir eines anbieten?“, fragte Jessica irritiert. „Sie müssen sich schon entscheiden.“
    Parret ließ die Schultern hängen. „Immer das, was lohnender ist“, bekannte er. „Das Geschäft läuft schlecht, seit Sir Mark London verlassen hat. Meine Einnahmen schwinden. Mrs Farleigh, vor Ihnen steht ein verzweifelter Mann. Ich habe eine Tochter, noch keine fünf Jahre ist sie alt. Sie ist ein wahrer Engel. Alles, was ich besitze, stecke ich in ihre Erziehung, damit einmal eine richtige Dame aus ihr wird. Ich hege Hoffnungen, dass sie eine gute Partie macht.“
    „Sie rechnen sich für sie Chancen bei Sir Mark aus?“
    Parret erbleichte und schüttelte den Kopf. „Aber nein, nicht doch. Niemals. Aber vielleicht … einen vermögenden Kaufmann? Oder einen Marineoffizier? Meinetwegen auch einen Geistlichen.“ Er hieb mit der Faust in seine flache Hand. „Alles, wirklich alles habe ich in sie investiert. Gewiss wollen Sie ein unschuldiges Mädchen nicht um seine Mitgift bringen?“
    „Mr Parret“, erwiderte sie. „Ich glaube Ihnen kein Wort. Erst bezichtigen Sie mich des Diebstahls, dann bieten Sie mir einen Handel an, und nun wollen Sie mich für einen guten Zweck gewinnen? Meine einzige Gewissheit ist, dass Sie an Geld interessiert sind und entweder glauben, dass ich Sie um selbiges bringen will oder Sie von mir welches zu erwarten haben. Beides, so kann ich Ihnen versichern, ist nicht der Fall. Sie machen sich lächerlich. Ich bin keine Reporterin, und ich habe nicht die geringste Absicht, Ihnen Konkurrenz zu machen.“
    Parret nickte knapp. „Nun. Mag sein, dass dem so ist. Aber warum versuchen Sie, sich sein Vertrauen zu erschleichen?“
    Die Frage schien ihm wirklich Kopfzerbrechen zu bereiten. Hatte er seine Tochter etwa nicht auf die übliche Weise empfangen?
    „Einem Klatschkolumnisten sollte es nicht schwerfallen,

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