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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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lief er neben ihr her, bückte sich nach einem flachen Stein und ließ ihn übers Wasser springen.
    „Was ich nicht alles über Sie lerne“, bemerkte er schließlich. „So zum Beispiel, dass Sie sich nicht unterkriegen lassen, immer gewinnen wollen. Jede Wette, dass Sie als Kind ein richtiger Wildfang waren.“
    „Ich war sanft wie ein Lamm.“
    „Meinen Sie nicht eher einen seine Hörner wetzenden Stier?“
    „Wenn das Ihre Vorstellung von der Jagd ist“, erwiderte sie kühl, „sind Sie nicht besonders gut darin.“
    Auch das schien ihm nichts auszumachen – er lächelte nur. „Bilden Sie sich bloß nicht ein, mich auf diese Weise loszuwerden“, sagte er. „Wissen Sie, das gefällt mir so an Ihnen – Ihre Unverschämtheit. Ach was, eigentlich gefällt mir ja so einiges an Ihnen, womit Sie, die Sie mich so sehr verachten, mir gegenüber ganz gehörig im Vorteil sind.“
    „Ach ja?“
    „Irgendwie erinnern Sie mich an meinen Bruder.“
    Sie blieb stehen und hob die Brauen. „An Ihren Bruder ? Sir Mark, Dutzende Männer haben mit mir geflirtet – ich weiß also, wovon ich spreche. Und ich kann Ihnen versichern, dass Sie mit Abstand am schlechtesten abschneiden. Sie sollten ein wenig an Ihren Komplimenten feilen. Keine Frau mag hören, dass sie ihren Verehrer an einen Mann erinnert – auch dann nicht, wenn besagter Mann ein Duke ist.“
    „Ich meinte auch nicht den Duke of Parford, sondern meinen anderen Bruder. Wissen Sie, wenn man Smite verstehen will, darf man nicht auf seine Worte hören, sondern muss es aus seinem Tun erschließen.“
    „Nun bezichtigen Sie mich noch, eine Lügnerin zu sein!“ Sie schüttelte den Kopf, während sie wieder weitergingen. „Sie sind wirklich ein hoffnungsloser Fall.“
    „Sehen Sie“, beharrte er, als habe er sie nicht gehört, „andauernd sagen Sie mir, Sie könnten mich verführen, aber …“
    „Allerdings. Ich könnte Sie in die Knie zwingen.“
    Wie angewurzelt blieb er jetzt stehen und sah sie an. „Sie sagen es.“
    Der Pfad, den sie eingeschlagen hatten, lag verlassen da. Ein Haus war hinter einer weiß blühenden Brombeerhecke verborgen. Mit einem Mal war der Weg zu schmal – viel zu schmal für sie beide. Mark machte einen Schritt auf sie zu, bannte sie mit seinem Blick. Sie spürte, wie ihr Atem schneller wurde. Sie musste sich zwingen, nicht zurückzuweichen, ungerührt zu verharren, gerade und aufrecht. Ohne mit der Wimper zu zucken, erwiderte sie seinen Blick.
    Ganz langsam hob er seine Hand. Er würde sie berühren. Die Haut prickelte – in freudiger Erwartung. Doch war es keine reine Lust, ein eisiges Empfinden, das leise Erschauern, die stumme Abwehr mischten sich darein. Nein, nein, nein. Sonst war niemand da. Es waren nur sie beide hier, er und sie. Und wollte sie Erfolg haben, würde sie ihm nachgeben, sich von ihm berühren lassen müssen, überall, wo er es wünschte … Sie stellte sich vor, ein mechanischer Automat zu sein, konstruiert aus kaltem, leblosem Metall. Ohne Herz, ohne Gefühle. Etwas, das sich nicht von der Stelle rührte, wenn er seine Hand auf sie legte.
    Er hob die Brauen. „Mrs Farleigh“, sagte er milde, „sehen Sie sich nur an. Ihnen graut vor meiner Berührung.“
    „Nein. Nein, das tut es nicht. Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen.“
    „Sie wissen ganz genau, was ich meine. Wie erstarrt stehen Sie da, als wären Sie zu Eis gefroren.“
    „Das ist nicht wahr.“
    Er streckte die Hand nach ihr aus, ließ sie nahe ihrer Wange verharren. Sie musste den Atem anhalten, um nicht laut nach Luft zu schnappen.
    „Sehen Sie, das meinte ich.“ Mit den Fingerspitzen strich er über ihre Haut.
    Das war zu viel. So sanft und zaghaft die Berührung war, es war unerträglich. Jessica wich zurück. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und sie schmeckte die dunkle Gewissheit der Verzweiflung in ihrem Mund, das untrügliche Gefühl ihres Scheiterns. Sie wartete, bis ihre Stimme nicht mehr zitterte. „Unsinn. Ich … ich …“
    „Ich werde nicht schlau aus Ihnen“, bekannte er, die Hand noch immer nach ihr ausgestreckt. „Sie ertragen es nicht, berührt zu werden, und doch …“
    „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.“
    „Ach nein?“ Er zog seine Hand zurück, und sie holte tief Luft. Mit leicht zur Seite geneigtem Kopf sah er sie an. Sein Blick war so eindringlich, so … wissend.
    Sie fühlte sich wie drei Tage zuvor in seinem Salon: bloßgestellt und ziemlich ratlos. Sie hatte sich nicht anders zu helfen

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