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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Befriedigung verschaffte, als er ihn noch gegen die Wirtshausmauer pressen wollte. Der Reporter strampelte mit den Beinen, dann ließ Mark ihn los.
    Es platschte. Wasser sprühte in alle Richtungen, benetzte Marks Gesicht, hinterließ dunkle Flecken auf seinem Rock.
    Aus den trüben Untiefen des Pferdetrogs tauchte ein schnaufender Nigel Parret auf und wischte sich das Wasser aus den Augen. Ein nahebei angebundenes Pferd blähte die Nüstern, als wolle es sagen: Aber bitte nicht in meiner Tränke !
    „Sie täuschen sich“, sagte Mark. „Ich kann sehr wohl etwas dagegen tun.“
    Doch sein Sieg schmeckte schal. Er hatte die Beherrschung verloren. Mal wieder.
    Noch immer suchte ihn die schreckliche Vorstellung heim, wie er Parret gegen die Wand des Wirtshauses schlug. Fast meinte Mark, den kraftlosen Körper in den Händen, die Wucht des Aufpralls in den Armen zu spüren. Es war, als habe ein böser Geist von ihm Besitz ergriffen, der Geist all seiner schlechten Triebe.
    Endlich einmal sprachlos, starrte Parret ihn an.
    Es war keineswegs das erste Mal, dass Mark rotsah und die Linie zur Gewalt überschritt. Es war auch nicht das erste Mal, dass es ihn reute.
    Er seufzte und schüttelte den Kopf. „So verstehen Sie doch, Parret. Sie bekommen kein Exklusivinterview von mir. Und Sie werden sich auch keines ausdenken.“
    „Aber …“
    „Nein.“
    „Aber …“
    „Ganz gewiss nicht.“ Mark stemmte die Hände in die Hüften.
    „Aber …“
    „Niemals.“
    „Sir Mark“, flehte Parret ihn an. „Denken Sie an meine Tochter. Ich habe Ihre Reputation gehegt und gepflegt wie ein Gärtner seinen Garten. Habe ich jemals etwas geschrieben, das Sie verunglimpft hätte? Mein Ruf, meine Karriere gründet darauf, die Wahrheit über Sie zu berichten. Sollten wir nicht besser zusammenarbeiten?“
    Die vor der Kirche versammelten Frauen kamen herbeigeschlendert. Bestimmt wollten sie wissen, weshalb der tadellose Sir Mark gerade einen Mann in die Pferdetränke geworfen hatte.
    „Ich kann es mir denken“, sagte Parret und klang mit einem Mal boshaft. „Sie haben von anderer Seite ein besseres Angebot. Sie haben nicht auf mich gehört und sich auf diese Person eingelassen. Bestimmt hat man Ihnen eine Beteiligung angeboten. Wie viel? Zehn Prozent? Fünfzehn?“ Er senkte die Stimme. „Da kann ich locker mithalten. Ich biete Ihnen mehr, versprochen.“
    „Ihre Versprechungen interessieren mich nicht.“ Mark sah zu den Frauen hinüber, nahm keine von ihnen wahr, bis auf eine. Mrs Farleigh. Jessica. Doch ihr Anblick wirkte keineswegs beruhigend auf ihn. All seine Sinne waren einzig auf sie gerichtet.
    „Sie glauben, Sie hätten mehr Macht als ich“, schnaubte Parret verächtlich. „Sie glauben, Ihre Beliebtheit wäre Ihnen selbst zuzuschreiben. Da täuschen Sie sich, Sir Mark. Sie verdanken alles mir. Ich habe Sie erschaffen. Und ich kann Sie auch wieder vernichten. Ihren Erfolg schulden Sie allein mir.“
    Mark schüttelte den Kopf und wandte sich ab. „Ich schulde Ihnen gar nichts. Und ich sage es nur ein Mal: Lassen Sie mich in Frieden. Verschwinden Sie aus Shepton Mallet.“
    So würdevoll wie möglich versuchte Parret, aus dem glitschigen Trog zu klettern. „Eines Tages“, verkündete er unheilvoll, „wird Ihnen das noch leidtun.“
    Mark winkte ab. „Melden Sie sich, wenn ich wieder in London bin. Dann erzähle ich Ihnen, wie leid es mir tut.“
    Jessica hatte Sir Mark wiedersehen wollen, aber nicht jetzt. Nicht so. Nicht, wenn sie einen Brief ihres Anwalts in der Rocktasche hatte, der ihr sehr detailliert das Ausmaß ihrer Freiheit darlegte – beziehungsweise deren eng bemessene Grenzen aufzeigte.
    Während der letzten Wochen in Shepton Mallet war sie ein wenig zur Ruhe gekommen, hatte gar begonnen, sich selbst wiederzufinden. Doch nun legte ihr Anwalt ihre Schulden dar, die zahlreich waren, sowie ihre Einkünfte, an denen es mangelte. Die Miete für die Londoner Wohnung, die Auslagen, die sie in Shepton Mallet hatte … Wenn in drei Wochen die Quartalszahlungen fällig wären, würden ihre Ersparnisse aufgebraucht sein.
    Zudem hatte ihr Anwalt ihr ein Schreiben von Weston beigelegt.
    Sir Marks Entscheidung wird in den nächsten Wochen erwartet , schrieb er. Danach nutzt mir seine Verführung nichts mehr. Bring es endlich hinter dich.
    Ein drohendes „Sonst …“ hatte Weston sich gespart, es war auch gar nicht nötig. Sie begriff auch so. Sie würde das Geld nicht bekommen, und ohne die versprochene Summe

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