Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
Vom Netzwerk:
ehrlichen Worte ihn trafen.
    Taunton fuhr fort. „Nur eine einzige Person in Shepton Mallet hätte gegen solches Unrecht aufbegehrt. Und das war Elizabeth Turner.“
    Ein kurzes Nicken, mehr brachte Mark nicht zustande.
    „Was Ihnen danach passiert ist, als sie nicht mehr war, Ihnen und Ihren Brüdern … Ich hab immer gedacht, dass das ihre Art wäre, ein Auge auf Sie zu haben.“
    „Ja.“ Mark hatte das Gefühl, der Unterhaltung aus weiter Ferne zu folgen. „Ja, wahrscheinlich.“ Danach senkte sich Schweigen über sie, bis Taunton eilig aufbrach.
    Nachdem er fort war, schlang Mark die Arme um sich. Manchmal war ihm, als wäre er der Einzige seiner Brüder, der ihre Mutter so sehen konnte, wie sie wirklich war. Ernsthaft und streng war sie immer gewesen, sehr fromm dazu. Auch als sie noch bei Sinnen gewesen war, hatte sie bereits kein Maß gekannt. Wie ließe sich sonst erklären, dass sie ihren Kindern Namen aus der Bibel aufgebürdet hatte?
    Überall hatte sie Leid gesehen, und sie hatte es für ihre hehre Pflicht gehalten, es zu lindern. Auch Sündhaftigkeit hatte sie allerorten wahrgenommen – und kräftig dagegen gewettert. An seinen Vater hatte Mark keine Erinnerung, an seine Mutter dafür umso mehr.
    Sie hatte seine Schwester Hope so sehr vernachlässigt, dass sie gestorben war. Ash hatte sie grün und blau geschlagen, Smite in den Keller gesperrt für … Mark wusste gar nicht mehr, für wie viele Stunden, Tage, Wochen.
    Doch Mark … Mark hatte sie verschont. Sie hatte es nicht für nötig gehalten, ihm den Teufel auszutreiben. Einmal hatte sie ihm gesagt, das brauche es nicht, weil er allein ihr Sohn sei und nicht der seines Vaters. Dass sie sich selbst in Mark wiederzuerkennen meinte, dass sie bei ihm dieselbe Maßlosigkeit, dieselbe Unausgeglichenheit wahrzunehmen glaubte, die ihr zum Verhängnis werden sollte, wollte ihm nicht aus dem Sinn. Es setzte ihm zu, es plagte ihn. Vielleicht war er deshalb der geworden, der er war. Weil er sich beweisen wollte, dass die besseren Eigenschafen seiner Mutter – ihr Mitgefühl, ihre Großherzigkeit, ihre Güte – sich mit einem ruhigen, ausgeglichenen Wesen durchaus vereinbaren ließen. Er wollte sich beweisen, dass man Gutes tun konnte, ohne darüber verrückt zu werden.
    Die Vorstellung, sein Leben der Kommission und den Armengesetzen zu verschreiben, ließ ihn sich indes sehr unausgeglichen, geradezu panisch fühlen. Natürlich wäre es gut. Es wäre gut und rechtschaffen. Aber er wollte das nicht machen.
    Er war nach Shepton Mallet gekommen, um zu sich selbst zu finden. Stattdessen war er Mrs Farleigh begegnet. Mark musste daran denken, wie ihre Finger sich zögerlich um die seinen geschlossen hatten, an den sanften Druck ihrer Lippen … Er lächelte versonnen und fragte sich, was er sich nur dabei gedacht hatte, als er sie küsste. Wie es aussah, hatte er überhaupt nichts gedacht.
    Was er wollte, waren keine guten Werke. Er wollte es noch einmal tun. Er wollte sie noch einmal küssen.
    London, die Kommission und alle Klatschkolumnisten dieser Welt würden sich eine Woche gedulden müssen.
    Wie sich zeigen sollte, sah London das anders.
    Als Mark drei Tage später ins Dorf ging, um ein paar Briefe aufzugeben, hörte er eine vertraute Stimme quer über den Marktplatz rufen.
    „Sir Mark!“
    Parret war wirklich der Letzte, den Mark jetzt sehen wollte. Doch da kam das kleine Männchen schon herbeigeeilt. Seinen Hut hielt er mit einer Hand auf dem Kopf fest, was seinem Lauf etwas seltsam Schlingerndes gab. „Sir Mark. Ich hatte gehofft … Nun, da es nur wir beide sind, hier draußen auf dem Land …“ Parret blieb vor ihm stehen und hielt sich die Seiten. Zwischen jedem Wort schnappte er nach Luft.
    „Allerdings“, sagte Mark ironisch und deutete auf die Leute ringsum.
    Dies schien Parret nicht anfechten zu wollen. Er nahm seinen Zylinder ab, entblößte seinen fast kahlen Schädel, über den ein paar sorgsam gekämmte Haarsträhnen gelegt waren, und wischte sich mit einem vergilbten Taschentuch die Schweißperlen ab. „Wie wäre es mit einem Exklusivinterview?“
    Eines musste man Nigel Parret lassen – er war beharrlich. Dafür würde Mark ihn bewundert oder wenigstens bemitleidet haben, wäre der Mann nicht so furchtbar aufdringlich. Seine Zudringlichkeit kannte keine Grenzen. Einmal hatte er gar Marks Hausmüll durchwühlt und hernach zu berichten gewusst, dass Sir Mark lieber Lammkeule als Rind möge.
    Das stimmte wohl, zumindest, bis Mark

Weitere Kostenlose Bücher