Geliebte magische Lilie
in seine dunklen Augen, dass meine Wut förmlich schmilzt und Mitleid in mir aufsteigt, ich bin wirklich nicht für einen Führungsposten geeignet, viel zu weichherzig, aber ich kann nicht anders, ich frage: „Worum geht es?“ „Ich erwähnte ja vorhin meinen Bruder. Er ist ein Vampir, aber sie haben ihn in den Wahnsinn getrieben und nun ist er auf der Flucht. Ich will ihm helfen, aber wir können ihn nicht finden. Du sagtest du bist eine Seherin, kannst du ihn für mich finden?“ „Eric dass ist nicht so einfach.“ „Bitte, ich tue was immer du willst, aber ich muss ihn finden.“ Er wirkt dabei so verzweifelt, dass ich instinktiv nach seinen Händen greife und sie sanft drücke, als ich ernst erkläre: „Es ist nicht so, dass ich nicht wollen würde. Aber Visionen kommen nur dann wenn die Magie es will. Persönliche Gegenstände oder eine starke emotionale Bindungen vergrößern die Chance, aber es kommt schlussendlich nur auf den Willen der Magie an.“ Er klammert sich an meine Hände und seine Augen wirken fast fiebrig als er mich beschwört: „Aber du wirst es versuchen? Du kannst auch etwas von mir fordern wenn es nicht funktioniert, aber bitte versuche es.“ Ich sollte nein sagen, das gibt nur noch mehr Ärger, meine Großmutter wird es nicht schätzen wenn ich mich noch tiefer in ihre Probleme verstricken lasse, aber er wirkt so verzweifelt dass ich es nicht schaffe, ich seufze: „Also gut ich versuche es.“
Nachdem Eric mir ein indianisch aussehendes Amulett übergeben hatte, von dem er behauptet es habe seinem Bruder gehört, hatte ich mich ins Schlafzimmer zurückgezogen. Ich liege nun auf dem Bett, das Amulett in der Hand, schließe die Augen und konzentriere mich auf das Amulett, versuche die persönliche Energie, die noch von Jacob Stormcloud daran haften könnte zu erspüren. Er muss es lange getragen haben, es sind noch Schatten davon vorhanden, zumindest vermute ich dass es seine Energie ist. Ich schicke meine Magie hinein, verwebe sie damit und flüstere immer wieder: „Wo bist du Jacob?“
Aber ich weiß dass all das nichts nützen wird, falls die Magie nicht will dass ich ihn finde. Ich weiß nicht wie lange ich schon so daliege, aber mein Mund ist bereits trocken geworden und ich verspüre Durst. Ich halte die Augen weiter geschlossen und zwinge mich zur Konzentration, aber der Durst wird immer schlimmer, ja quälend, er zerrt in meinen Eingeweiden. Das ist nicht normal, ich reiße die Augen auf, und sehe eine Mauer aus Stein über mir. Schock durchfährt mich, ich bin nicht mehr in meinem Schlafzimmer. Ich reiße die Hände hoch und sehe anstatt meiner sorgfältig manikürten zarten Hände kräftige Männerhände, die über und über mit Blut bedeckt sind vor mir. Ich lasse meinen Blick nach unten wandern und erblicke einen sehnigen aber durchwegs muskulösen Männerkörper, auch der ist voller Blut. Langsam beruhige ich mich, ich begreife dass die Magie mich zu ihm geführt hat. Allerdings sehe ich ihn nicht als Zuschauer, sondern ich stecke irgendwie in ihm. Es ist sein Durst, den ich spüre, und seine Wut. Er kocht förmlich vor Wut und jede Faser von ihm schmerzt. Ich nehme den Körper, in dem ich stecke, nun näher in Augenschein. Zuerst hatte ich gedacht er wäre mit Blut besudelt weil er jemand getötet hat, aber nun merke ich dass das Blut von Wunden auf diesem Körper kommt. Er ist über und über mit Kratzwunden überzogen. Manche schon fast verheilt, manche noch ganz frisch. Ich suche nach seinem Geist und zucke geschockt zurück, da ist nur mehr der Durst und diese rasende Wut und der Schmerz, den ich vorhin schon gespürt habe, sonst nichts. Eric hat recht, er ist wahnsinnig, ich frage mich wie er ihm noch helfen will, außer ihn zu erlösen. Ich konzentriere mich, um mich von seinen Gefühlen lösen zu können und nach Details zu suchen. Ich lasse den Blick um mich schweifen. Er ist offenbar in einer Höhle, rund um mich ist Stein und es ist völlig dunkel. Zum Glück haben die Vampiraugen, durch die ich jetzt sehe, kein Problem damit, ich suche nach Anhaltspunkten. Die Höhle ist nur etwas höher als er selbst, obwohl er nur kauert, es scheint mir als ob er sich wie ein verwundetes Tier hier verkrochen hat. Aber nichts was mir verraten würde wo wir ihn finden könnten. Als mein Blick auf den Boden fällt, dort sind Zeichnungen, oder besser gesagt Reste davon. Sie wirken wie die Überreste eines Reliefs, ich strenge die Augen an, um mehr erkennen zu können. Es
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