Geliebte magische Lilie
Frustration hoch, ich schnappe mir eines der Nippes, die hier überall rumstehen, und schleudere es heftig gegen die Wand, wo es klirrend zerspringt. „Ich mochte das Ding noch nie“, stellt sie ironisch fest. Ich drehe mich zu ihr um, sehe ihr fest in die Augen und sage hart: "Sobald es dunkel ist, gehe ich zu ihr.“ „Sei doch nicht dumm Maurice, der Hexer würde dich nie vorbeilassen.“ „Dann reiße ich ihm die Kehle heraus.“ „Und verdirbst deine vielleicht einzige Chance bei ihr, falls sie gar nicht eingesperrt ist. Davon abgesehen bist du noch nicht wieder bei Kräften, du könntest auch verlieren.“ „Aber sie werden mich nicht zu ihr lassen, um es herauszufinden.“ „Stimmt werden sie nicht, aber zu deinem Glück hast du eine gute, nicht nachtragende Freundin, die den Wachhund ablenken wird.“ Wärme durchflutet mich, ich stoße heiser hervor: „Danke.“ Sie zuckt nur die Schultern: „Ich will eben nicht auf meinen besten Freund verzichten. Sobald es dunkel wird, legen wir los.“
Nach einem quälend langem Tag stehe ich nun an der Ecke des Hochhauses, in dem Lillys Wohnung sich befindet. Unser Plan ist simpel und wird hoffentlich funktionieren, jede Wohnung hat einen kleinen Balkon, und viele Ziervorsprünge, an denen ich mich hochhangeln kann, denn dass wir fliegen können, ist leider eine Erfindung der Literatur. Rose ist vor wenigen Augenblicken ins Haus verschwunden und ich warte auf das Zeichen, dass Lukas ihr folgt. Endlich ertönt das kurze Piepen meines Handys, das mir Roses abgeschickte SMS anzeigt, was war nur aus den guten alten Zeiten geworden. Aber ich verschwende keine Zeit und hangle mich sofort hoch. Nach einigen Augenblicken habe ich Lillys Balkon erreicht. Ich ziehe mich rüber und trete zur Tür und klopfe. Ich weiß, dass ich erst einige Sekunden hier stehe, aber es fühlt sich wie eine Ewigkeit an, bis sich endlich der Vorhang leicht bewegt. „Gut sie ist vorsichtig“, schießt mir durch den Kopf, „aber was wenn sie mich gar nicht mehr sehen will?“, folgt kurz darauf, und dieser Gedanke versetzt mir einen scharfen Stich. Als ich dann endlich den Türriegel höre, stehe ich bereits wie auf Nadeln. Die Tür geht auf und eine völlig aufgelöste Lilly fällt mir um den Hals. Ihre Arme umschlingen mich und sie schluchzt: „Gott sei Dank du lebst, ich hatte solche Angst um dich.“ Zärtlichkeit explodiert förmlich in meinem Inneren, ich drücke sie an mich und wiege sie sanft, bis sie zu weinen aufhört. Erst als sie mich sacht wegdrückt, lasse ich sie los. Verlegen wischt sie sich die Tränen weg, „du musst mich ja für eine Heulsuse halten“, murmelt sie. Zärtlich streiche ich ihr eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht und flüstere heiser: „Geht es dir gut? Haben sie dir etwas getan?“ Sie schüttelt den Kopf, „nein mir geht es gut, aber sie lassen mich nicht mehr zu dir oder zu Rose. Ich muss wieder in mein Leben zurück, ich hatte gehofft wir hätten mehr Zeit. Aber wir wussten ja dass es irgendwann enden würde, es kam nur früher als erwartet. Es tut mir nur für Rose leid, ich hätte ihr so gerne geholfen.“ Ihre Worte treffen mich wie ein Schlag in den Magen, sie keucht auf, als meine Finger sich in ihre Schultern bohren, aber ich kann nur noch den beißenden Schmerz fühlen, den der Gedanke an ein Leben ohne sie auslöst, „nein“, presse ich hervor. All die kunstvollen Pläne, mit denen ich sie langsam für mich hatte gewinnen wollen, lösen sich vor mir auf. „Maurice du tust mir weh“, schreit sie auf. Schuldbewusst lasse ich sie sofort los, sage aber hastig: „Vergib mir Lilly, aber ich kann dich nicht loslassen.“ „Was redest du denn da?“ Ich sehe sie beschwörend an und lege jedes bischen Überredungskunst, dass ich mir jemals angeeignet habe, in meine Stimme: „Lilly hör mir zu, ich weiß was wir vereinbar hatten, und ich weiß dass es eigentlich unmöglich ist, aber ich kann dich nicht loslassen, weil ich dich liebe.“ Ihre Augen weiten sich, aber ich lasse sie nicht zu Wort kommen: „Noch nie hat mir jemand so viel bedeutet wie du, ich weiß dass es gefährlich ist, aber das ist mir egal. Die letzten drei Tage, als ich nicht wusste was mit dir ist und nicht zu dir konnte, das war die furchtbarste Zeit meines Lebens. Lilly Mac Evan ich sterbe lieber als ohne dich weiter zu existieren. Und egal was ich tun muss um dich zu überzeugen, ich werde nie aufgeben, bis du zugibst dass wir zusammengehören. So das musste ich
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