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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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allerdings keinen verstohlenen, sondern einen vernehmlich schmatzenden Kuß - mal zwei, macht zwei vernehmlich schmatzende Küsse. Leider beachtet er dabei nicht, daß er ja einen vollen Plastikbecher in der erhobenen Hand hält; entweder hält er ihn schief, oder er drückt ihn vor Aufregung zu fest zusammen, jedenfalls leert er einen Teil des Weines - meines Weines, wohlgemerkt! - über ihren rechten Oberschenkel. Nun war das ausgerechnet ein Rotwein, ein herrlicher, feuriger 'Omar Khayam', wenn ich mich recht erinnere, und er machte sich eigentlich hervorragend auf Babsis Haut. Aber sie wußte das überhaupt nicht zu schätzen, sondern schrie auf, ja, man könnte sagen: sie kreischte aus Leibeskräften, und sprang, wie von der Tarantel gestochen, auf, wahrscheinlich, damit der Rotwein nicht ihren Minirock oder ihren Slip rot färbt oder gar auf mein Bett rinnt. Jetzt rann er dafür über ihr Bein hinunter und drohte ihren weißen Turnschuh leuchtend rot zu färben. Götzi hatte offenbar beide Gefahren sofort erkannt und reagierte blitzschnell: er stellte das Corpus delicti auf das Nachtkästchen, holte sein Taschentuch aus der Hosentasche und begann Babsis Bein damit zu bearbeiten, zuerst ihren Unterschenkel und dann konsequenterweise auch ihren Oberschenkel, und diese Tätigkeit führte ihn erstaunlich weit hinauf. Babsi selber hatte inzwischen ihr Kreischen eingestellt und nach einer Schrecksekunde, während der sie mucksmäuschenstill war, hemmungslos zu lachen begonnen. Nun ist bekanntlich Lachen ansteckend, und der Erfolg war, daß unsere Sauforgie in die reinste Lachorgie ausartete.
    Ein weiterer Erfolg war, daß sich Götzi endlich mehr um die Babsi zu kümmern begann und die Lydia fürs erste von seiner Umklammerung befreit blieb. Ihre Augen blitzten mich auch weiterhin fröhlich an, möglicherweise aus Dankbarkeit, ihre Lippen prosteten mir nun fleißig zu, und ihre wohlgeformten, reizvollen, verführerischen Knie - ja, die lächelten mir nicht nur pausenlos zu, sondern, stellt euch vor, die lehnten sich mehrere Male 'wie zufällig' an meine Knie an und blieben jedesmal eine Zeitlang angelehnt. Könnt ihr euch vorstellen, welche Gefühle das alles, in Verbindung mit dem Alkohol, den ich inzwischen inhaliert hatte, in mir auslöste? Aber bitte, zu irgendwelchen unüberlegten Handlungen ließ ich mich jetzt trotzdem nicht mehr hinreißen! Ich blieb, was ich war: ein moralischer gefestigter Reiseleiter. Der Götzi war da viel weniger zurückhaltend: unentwegt machte er sich an Babsis Beinchen zu schaffen, und zwar, wohlgemerkt, auch an dem, das er nicht mit meinem Rotwein getauft und gesegnet hatte. Aber die Babsi nahm ihm das überhaupt nicht übel, ja, sie schien es in gewisser Weise sogar zu genießen, und sie lachte und war bester Laune. Oder - aber dieser Gedanke kommt mir erst jetzt, wo ich's erzähle - vielleicht mußte sie nur deshalb so viel lachen, weil er sie in einem fort kitzelte?
    Naja. Und dann war auf einmal der Wein aus, die Flasche leer, die Sauforgie vorbei. Jetzt gab's grundsätzlich zwei Möglichkeiten: entweder man verwandelte nach biblischem Vorbild Wasser in Wein - aber da wir kein Mineralwasser zur Verfügung hatten, blieb nur Leitungswasser, und dieses hatte uns doch der Herr Reiseleiter irgendwann einmal ausdrücklich verboten zu trinken, nicht wahr? Außerdem: wer weiß, ob das dieselbe Weinmarke ergeben hätte, und mischen soll man ja nicht. Oder aber man machte das, was die Lydia vorschlug: man ging in das Zimmer unserer zwei Süßen und holte deren Weinflaschen. Nun gut, eine dritte Möglichkeit hätte es theoretisch natürlich auch noch gegeben, nämlich sich gegenseitig gute Nacht zu wünschen und ins Bett zu fallen, jeder in das seine. Aber irgendwie fiel diese Möglichkeit keinem von uns ein, vermutlich, weil wir nun doch schon zuviel intus hatten. Und ihr wißt ja: wer viel hat, will immer noch mehr. Also einigten wir uns relativ rasch auf Lydias Vorschlag, und weil sie ja außen auf dem Bett saß und obendrein den Schlüssel bei sich hatte, sprang sie auch gleich auf, um die Flaschen zu holen; und weil ich ja auch außen saß, und weil ich sie obendrein selbstredend nicht allein gehen lassen konnte, jetzt mitten in der Nacht, sprang ich auch auf, trug Götzi und Babsi auf, inzwischen ja recht brav zu sein, und folgte, wie's so schön heißt, hold errötend ihren Spuren. Naja, weit war's ja nicht; der Herr Reiseleiter hatte seine Sache, scheint's, ganz gut gemacht. Es war

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