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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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gesamte Familie Heuberger und klarerweise Klein-Barbara. Na? Und was war mit Götzi und Babsi? Kamen die nicht mit? Nein, stellt euch vor, die kamen nicht mit! Die hatten offenbar was Besseres vor!
    So, und mit denen, die mich begleiten wollten, vereinbarte ich also eine ganz kurze Pause im Zimmer, um uns zu restaurieren, wie man das nennt, und wenige Minuten später trafen wir uns schon wieder an der Rezeption und eilten in Richtung Antiquitätenbasar davon, und die Strecke, für die wir am Vorabend bummelnderweise mindestens zwanzig Minuten gebraucht hatten, legten wir jetzt in kaum fünf Minuten zurück. Und jetzt erst begann die große Bummelei, wie wir von Laden zu Laden zogen und gustierten und uns dabei allmählich aufzusplittern begannen; aber Clemens und Klein-Barbara, das fiel mir mit der Zeit auf, blieben uns, das heißt, Lydia und mir, richtig auf den Fersen, auch dann noch nämlich, als wir vom Rest der Familie Heuberger bereits getrennt waren; und ich merkte bald, daß sie irgendwas auf dem Herzen haben mußten. Und als wir dann auch noch die Frau Meisl abgehängt hatten, sprach ich sie gleich direkt an und fragte sie ohne Umschweife, was sie denn auf dem Herzen hätten; und zugleich versicherte ich ihnen, daß sie vor der Lydia keinerlei Hemmungen zu haben bräuchten. Ja, natürlich drucksten sie zunächst einmal eine Zeitlang herum, aber dann rückten sie alsbald mit ihrem Problem heraus: die Eltern von Klein-Barbara hatten ihr rundweg verboten, noch einmal Clemens und Florian in deren Zimmer zu besuchen, um sowas wie den letzten Abend nicht noch einmal erleben zu müssen. Ob ich da einen Rat wisse? Nein, da wußte ich verständlicherweise keinen Rat, aber ich versprach, mir die Sache durch den Kopf gehen zu lassen.
    Ich hab' erwähnt, daß wir die anderen mit der Zeit abhängten, nicht wahr? Nun, das war deshalb, weil ich an den normalen Antiquitäten eigentlich nur mäßiges Interesse hatte und Lydia an Antiquitäten überhaupt kein Interesse hatte; sie wollte ganz einfach nur in meiner Nähe sein. Ist das nicht süß? Sagt selber! Naja, und woran mir im Grunde allein lag, war etwas ganz Spezielles ... ihr könnt es euch vielleicht denken ... na, ich war einfach neugierig, ob's in solchen Läden grundsätzlich möglich ist, griechische Papyri zu finden und vielleicht sogar zu erstehen. Drum schaute ich mich vorerst in jedem Laden nur relativ kurz um und marschierte, nachdem von dem Gesuchten nichts zu sehen war, dann gleich in den nächsten, und von dem wieder in den nächsten, und so weiter. Und ich dachte schon, ah, das ist verlorene Liebesmüh', hier find' ich nichts - da kommen wir in einen weiteren Laden, und wen sehen wir da drinnen, in ein angeregtes Gespräch mit dem Geschäftsinhaber vertieft? Den einen von unseren zwei Freunden und Helfern, die wir heute übrigens den ganzen Tag nicht gesehen hatten. Und der gab sich nun gar nicht so hochnäsig, wie sie sonst immer waren, sondern redete uns relativ freundlich an - auf arabisch halt - und stellte uns anschließend dem Geschäftsinhaber vor; und der begrüßte uns daraufhin in gebrochenem Englisch mit ausgesuchter Höflichkeit und fragte uns, ob er uns helfen könne. Naja, so gab ich halt zur Antwort, wenn mich etwas an Antiquitäten interessiere, so seien es Papyri. Ah, Papyri? erwiderte er mit erstaunt hochgezogenen Brauen. Ja, das sei keine von den gewöhnlichen Antiquitäten. Aber zufällig, und damit drehte er sich um, bückte sich und öffnete eine Schublade hinter dem Ladentisch, zufällig habe er erst kürzlich ein Papyrusblatt bekommen; es sei zwar relativ stark beschädigt, aber ... Und hier beendete oder unterbrach er seinen Vortrag, richtete sich wieder auf und legte mir mit unendlicher Vorsicht ein leibhaftiges Papyrusblatt auf den Tisch.
    Das war so schnell gegangen, daß mir einfach die Spucke wegblieb. Zuerst glaubte ich mich verhört zu haben, und dann traute ich meinen eigenen Augen nicht. Hier lag vor meiner Nase ein leibhaftiger Papyrus, und ich erkannte auf den ersten Blick, daß er griechisch beschrieben war. Und ich sollte ihn jetzt erwerben können, ihn zu meinem Eigentum machen können? Ich konnte es nicht fassen. Aber halt! Wenn ich ihn jetzt kaufen wollte ... Wenn man im Orient etwas kaufen will - das hatten mir meine erfahrenen Kollegen eingeschärft -, so darf man an der Ware ja nicht zu lebhaftes Interesse bekunden, sonst hat man einen schlechten Stand bei den Verkaufsgeprächen, sprich: beim Handeln oder

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