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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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offenbar noch nicht genug Bewegung gemacht hatten, schlugen ihr, um sie zu trösten, vor, wir könnten doch das kurze Stück bis zum Hotel ruhig auch zu Fuß zurücklegen. Aber dagegen erhob sich sofort entweder energischer Protest oder aber drohendes Gemurre. Und in dieser Situation rettete uns, unser Seelenheil und den Frieden innerhalb unserer Gruppe derjenige unter uns, der zu Recht von sich sagen konnte: 'Ich bin der Größte!', und das war eindeutig der Clemens. Wie das? Nun, er stand, umringt von Florian und Klein-Barbara, zufällig vor der Windschutzscheibe und blickte ebenso zufällig gerade auf die Windschutzscheibe drauf oder durch die Windschutzscheibe hindurch - so genau könnte ich das nicht sagen. Plötzlich wurde er ganz starr, und im nächsten Moment rief er aus: 'Da drin ist er ja!' Und er erklärte, Machmut liege auf der letzten Bank und schlafe den Schlaf des Gerechten. So war's denn auch. Und nun begann der Herr Heuberger an ein Fenster zu klopfen, und die anderen taten's ihm nach, und das ergab ein tolles Klopfkonzert, und dazu brüllten alle aus Leibeskräften im Chor: 'Machmut! Machmut!' Na, und der Erfolg dieses Klopf- und Chorkonzertes blieb nicht aus: irgendwann, nachdem sich schon die Befürchtung zu regen begann, es könnte ihm was zugestoßen sein, sah man plötzlich, wie er sich rührte, sich schwerfällig aufrappelte, herzzerreißend gähnte und dann nach vorn zu torkeln begann. Vorn angelangt, öffnete er grinsend die Tür, streckte sich herzhaft und ließ sich anschließend in seinen Fahrersitz plumpsen. War er besoffen? fragte ich mich leicht besorgt. Na, glücklicherweise ist es nur ein Katzensprung bis zum Hotel; da kann wohl nicht viel passieren. Aber als ich dann einstieg und ihn mit einem herzlichen 'Machmut, Salam' begrüßte und er mich mit einem tollen arabischen Wortschwall begrüßte, da merkte ich, daß er eh vollkommen nüchtern war - mußte er ja wohl auch, als Moslem und noch dazu jetzt mitten im Ramadan! Offenbar war er lediglich total übernächtig, und drum hatte er sich eben, nachdem's für ihn heute sonst eh nichts zu tun gab und sowieso alles Essen und Trinken verboten war, geschweige denn irgendwelche sonstigen Lustbarkeiten, ganz einfach im Bus bequem gemacht und versucht, sein Schlafdefizit nachzuholen - mit welchem Erfolg, hatten wir ja soeben erlebt. Und so wollte ich ihm dann beim Aussteigen irgendwie Mut zusprechen und eine erfreuliche und möglichst erfolgreiche Ramadannacht wünschen, und da dem meine Arabischkenntnisse halt nicht ganz gewachsen waren, sagte ich ihm einfach - nun, kommt ihr drauf?“
    Giggerle mustert schmunzelnd seine Zuhörer, und die Henne ruft triumphierend: „Ah, ich weiß schon: 'Ana ...'„ und stockt gleich wieder.
    „'... bádrab ... áschara!“ ergänzt Giggerle lachend. „Wie du das gleich weißt! Und Machmuts Reaktion auf meine frommen Segenswünsche war wieder einmal umwerfend, und Lydia, die jetzt immer getreulich auf mich wartete, und Babsi und Götzi, die jetzt immer getreulich auf Lydia und mich warteten, waren von ihr, nämlich Machmuts Reaktion, nicht nur beeindruckt - sie waren überwältigt und lachten Tränen vor Begeisterung.
    Nun erhob sich die Frage: was tun mit dem angebrochenen Nachmittag? Es war jetzt noch nicht halb sechs, und bis zum Abendessen war noch eine gute Stunde Zeit. Natürlich wäre uns inzwischen auch in unserem Zimmer nicht langweilig geworden - ich meine jetzt natürlich Lydia und mir -, und uns wäre schon irgendeine interessante Beschäftigung eingefallen, keine Angst! Aber andererseits hatte ich nicht vergessen, daß ich mir vorgenommen hatte, mir bei der ersten sich bietenden Gelegenheit diese Antiquitätenläden, die ich am Vorabend entdeckt hatte, vorzuknöpfen; und auch mehrere meiner Leute hatten nicht vergessen, was ich bei der Bergwanderung vom Tal der Könige zum Hatschepsut-Tempel laut und deutlich verkündet hatte, nämlich daß sie in besagten Antiquitätenläden noch am ehesten die Chance hätten, echte Antiquitäten aus dem Altertum zu erstehen. Und wer die noch heute aufsuchen wollte, mußte das gleich jetzt erledigen, da wir für die Zeit nach dem Abendessen schon was vorhatten. Da war nämlich ein Besuch der sogenannten Ton- und Lichtspiele im Tempel von Karnak geplant. Und wer hatte Interesse? Na, selbstverständlich die Lydia. Und wer noch? Nun, die Frau Meisl, die es sich trotz ihrem Alter nicht hatte nehmen lassen, die Bergwanderung zu Mittag mitzumachen, außerdem die

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