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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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Nachtkästchen, sprang auf und fiel ihr so stürmisch um den Hals, daß sie zuerst richtiggehend erschrak, dann in glückliches Lachen ausbrach und zuletzt mit mir zu schmusen anfing, daß es eine wahre Wonne war. Aber auf einmal hielt sie mir ihre Uhr unter die Nase, und auf dieser erkannte ich, daß es schon höchste Eisenbahn war. Also ließ ich schweren Herzens von meinem Schatz Nummer 1 ab - aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben! -, machte rasch Katzenwäsche, und dann klopfte es auch schon, und Götzi und Babsi, ebenfalls wieder im Minirock - nur Babsi; Götzi nicht -, standen vor der Tür und holten uns, wie ausgemacht zum Abendessen ab.
    Natürlich marschierten wir jetzt in der altgewohnten Anordnung auf: Lydia mit Babsi und ich mit Götzi. Dabei interviewte ich diesen natürlich, wie's ihm zur Zeit gehe, ob und wie er sich von seinem Kater und seiner Verdrossenheit erholt habe. O ja, er fühle sich schon bedeutend wohler; und wie? Na, durch ein Schläfchen halt. Nur? Natürlich, wodurch sonst? Klar, wodurch sonst? Und dann berichtete ich ihm mit unleugbarem Stolz, was ich in der gleichen Zeit getrieben habe und was für einen Schatz ich entdeckt habe und daß ich mir an diesem heutigen Tag somit gleich zwei Schätze geangelt habe. Und während ich ihm das alles begeistert erzählte, dachte ich mir, diesen Glückstag müßte ich unbedingt mit einer kleinen privaten Feier im engsten Rahmen, wie man das nennt, beschließen, und nahm mir vor, mir noch einen Wein zu kaufen. Dann fiel mir ein, daß ich ja keinen Flaschenöffner bei mir habe; aber Götzi hat ja einen auf seinem Schweizermesser, nicht wahr? Und ich fragte ihn, ob er mir dieses bis zum nächsten Morgen leihen könne. Aber sicher, erwiderte er huldvoll, griff in seine Tasche und überreichte es mir mit der Bemerkung, er habe heute keinerlei Bedarf nach Alkohol.
    Als wir an der Rezeption vorbeigingen, sah ich dort den Lachenden Buddha stehen und die Augen aufreißen, sobald er uns erblickte; das heißt, erblickt hat er klarerweise alle vier, aber die Augen aufgerissen hat er höchstwahrscheinlich nur über Lydia und Babsi, und sie waren, das konstatierte ich mit großer innerer Befriedigung, heute hinreißender denn je, ganz speziell natürlich meine Lydia. Sobald wir nah genug gekommen waren, begrüßte er uns und besonders mich mit großer Herzlichkeit. Ich fühlte mich verpflichtet, diese zu erwidern oder zumindest zu honorieren und schickte inzwischen die anderen vor - ich würde ohnedies nicht mit ihnen am selben Tisch speisen -, um ein paar Augenblicke mit dem Lachenden Buddha zu plaudern. Er befragte mich, wie der heutige Tag verlaufen sei und was wir alles besichtigt hätten; er bedankte sich dafür, daß ich für seinen Laden so brav Werbung betrieben hätte - aha, offenbar hatten meine Leute angebissen! -; und schließlich machte er mir eine interessante Mitteilung: die Terroristen, die gestern auf unserer Strecke einen Bus gekapert und drei Personen ermordet hätten, oder zumindest ein Teil von ihnen - so genau sei das nicht bekannt - seien aufgespürt und hinter Schloß und Riegel gebracht worden, und ob das nicht eine erfreuliche Nachricht sei? O ja, eine höchst erfreuliche Nachricht, erwiderte ich. Aber daß sich die anderen dadurch von weiteren terroristischen Aktivitäten abschrecken lassen würden, wie er meinte, davon war ich dann doch nicht ganz überzeugt.
    Aber, wie gesagt, viel Zeit hatte ich ja nicht, um mit ihm zu plaudern, und drum entschuldigte ich mich alsbald und eilte zum Abendessen. Auch hier beherrschte nur ein Gedanke mein ganzes Denken, und ich erzählte jedem, der es wissen wollte, von meinem Glück, das heißt, natürlich nicht vom ganzen, sondern nur von dem mit dem Papyrus, und selbstverständlich auch der Myriam, und ihr erzählte ich auch gleich von dem Papyruscodex, der mir für morgen versprochen worden sei. Sie fand das alles hochinteressant und erklärte, sie wolle das Papyrusblatt unbedingt sehen und mich morgen, falls es ihr irgendwie möglich sei, in den Antiquitätenladen begleiten.
    Gleich nach dem Abendessen ging's also, wie gesagt, zu der Ton- und Lichtvorführung im Tempel von Karnak. Das Hübscheste daran war zweifellos die Fahrt dorthin und danach wieder zurück. Die ging nämlich in gemütlichen, offenen Pferdekutschen vonstatten und verlief zum größten Teil direkt am Nilufer, und das in der linden Abendluft und beim romantischen Schein des Vollmonds! Na, ich darf nicht ungerecht sein: die

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