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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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daß ich ihm ursprünglich selber empfohlen hatte, sich an sie heranzumachen - allerdings daneben die Babsi nicht zu vernachlässigen, denn ich hätte gleich das unbestimmte Gefühl gehabt, daß er auf sie, nämlich auf die Lydia, nur recht mäßigen Eindruck mache.
    Diese Eröffnung amüsierte sie unheimlich, und es gab wieder allerhand zu lachen. Und dann holte ich Götzis Schweizermesser aus der Tasche und entkorkte die eine von den zwei Flaschen, während Lydia mit einem Plastikbecher für jeden angeflitzt kam, und damit war unsere kleine private Feier im engsten Rahmen, nicht wahr, eröffnet. Aber glaubt ja nicht, daß sich Lydia mit ein bißchen Bechern und Küssen begnügt hätte! O nein, sie ist ein wahrer Schatz, das sag' ich euch! Als allererstes bestand sie nämlich darauf, daß ich ihr meinen Papyrus zeige und erkläre. Und das tat ich natürlich nur zu gern, und sie zeigte sich echt interessiert und fand das alles im höchsten Maße faszinierend. Aber natürlich, dazwischen wurde auch gebechert und geküßt, und als ich mit der Vorstellung des Papyrusblattes fertig war, ließ ich mich in Erinnerung an die gestrige Orgie auf meine Knie nieder und küßte ihre heute noch genauso verlockenden Knie und begann danach auch noch andere verlockende Körperteile zu küssen und, falls diese unnötigerweise mit irgendwelchen Stoffen verhüllt waren, sie mehr und mehr zu entblättern, um sie ordentlich küssen zu können. Und dagegen sträubte sie sich nun überhaupt nicht, nein: es schien ihr zu gefallen, sie schien es sogar zu genießen, und sie begann das gleiche bei mir zu machen, und so versanken wir allmählich in einem wahren Taumel des Entzückens und der Glückseligkeit und anschließend in einem herrlichen, bleiernen Schlaf.
    Jedoch im Gegensatz zur letzten Nacht träumte ich was, oder vielleicht kann ich mich an die Träume dieser Nacht auch nur besser erinnern. Und von wem träumte ich? Nun, von meiner Lydia träumte ich. Obwohl - manchmal war ich gar nicht sicher, ob das nun die Lydia oder die Myriam ist. Jedenfalls war ich, das weiß ich noch, mit ihr total glücklich und schwebte buchstäblich im Siebenten Himmel der Glückseligkeit, und sämtliche ägyptischen Götter versammelten sich rund um uns, um uns zu beneiden, und ihr Neid wurde immer größer und bedrohlicher, und während wir, eng umschlungen, so dahinschwebten, umgaben sie uns auf allen Seiten und kamen uns immer näher, bis sie nur mehr einen schmalen, dunklen Gang für uns freiließen. Und so schwebten wir durch endlose Scharen furchterregender tiergestaltiger oder tierköpfiger Gottheiten, und am Kopf streiften uns die Flügel entsetzlicher Aasgeier, und es ging immer tiefer hinab in die Unterwelt, und es herrschte unheimliche Finsternis, doppelt unheimlich nach dem hellen Licht, das uns eben noch geblendet hatte, und die Gottheiten hauchten uns mit ihrem unheimlichen, kalten Atem an, doppelt unheimlich nach der Hitze, die uns eben noch zum Schwitzen gebracht hatte, und wir froren elendiglich. Und diese fürchterlichen Gottheiten begannen zu murren, und ihr Murren wurde lauter und lauter, und bald war's ein ohrenbetäubendes Schreien. Aber ich verstand nicht ein Wort von dem, was sie uns da ins Ohr schrien, und schließlich merkte ich auch, warum nicht: das war natürlich alles Ägyptisch, und das hatte ich ja nie gelernt. Da rief ich ihnen auf griechisch zu: 'Schreit doch auf griechisch, sonst versteh' ich euch nicht!' Und siehe da, sie hörten auf mich und begannen tatsächlich auf griechisch zu schreien, und jetzt verstand ich, was sie schrien. Sie schrien in einem fort: 'Wir sind auf euer Glück neidisch! Dafür werden wir euch nur umso tiefer ins Unglück stürzen! Ihr werdet uns nicht entkommen!' Und ich war ganz entsetzt und drückte meine Lydia - oder war's die Myriam? - noch enger an mich, um sie zu beschützen, und rief trotzig zurück: 'Ha, das könnt ihr ja gar nicht! Wir sind ja katholisch!' Dann fiel mir ein, daß Myriam ja gar nicht katholisch, sondern koptisch ist, und rief: 'Ha, das könnt ihr ja gar nicht! Wir sind ja Christen!' Aber die Götter ließen sich durch solche Argumente nicht im geringsten beeindrucken und schrien weiter: 'Wir sind auf euer Glück neidisch! Dafür werdet ihr in der Unterwelt bleiben, und aus der gibt's kein Zurück!' Und ich wurde immer verzweifelter, und meine Lydia - falls es nicht die Myriam war - begann mir tröstend über Wange und Bart zu streicheln, und sie flüsterte mit süßer,

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