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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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jederzeit, und zweitens hatte ich eigentlich erwartet, daß Götzi und Babsi mit uns mitgehen würden; aber das taten sie nicht - höchstwahrscheinlich plagte unseren lieben Götzi das schlechte Gewissen -, und so war ich, ehrlich gesagt, irgendwie froh, daß uns Clemens und Klein-Barbara auch heute wieder Gesellschaft leisten wollten. Ich sollte auch umgehend erfahren, was die beiden so zu uns trieb: es war natürlich die nach wie vor ungelöste Frage, was sie tun sollten, um ... Ja, so genau wußte ich das eigentlich gar nicht, was sie vorhatten. Natürlich konnte ich mir's denken, aber ob das auch wirklich zutraf, was ich mir denken konnte, dafür gab's eben keinerlei Gewähr, solange sie mir's nicht verrieten; und sie verrieten mir's eben nicht, und direkt fragen wollte ich auch wieder nicht, das wäre mir doch zu ... wie soll ich sagen ... naja, zu aufdringlich vorgekommen. Als Lehrer weiß ich nämlich, daß man sich als Erwachsener bei dem, was man sich über die Jugendlichen so denkt, gewaltig täuschen kann. Ja, und was nun besagte ungelöste Frage betraf, so war mir inzwischen leider auch keine halbwegs akzeptable Lösung eingefallen, aber ich wiederholte mein Versprechen, mir ihr Problem durch den Kopf gehen zu lassen.
    Na, und war der Antiquitätenladen diesmal endlich offen? Ja, diesmal war er endlich offen. Und für mich war's jetzt auch wirklich die allerletzte Gelegenheit, denn gleich in der Früh sollten wir ja Luxor schon wieder verlassen, um unsere Reise in den Süden fortzusetzen. Also, zu unserem Unglück war der Laden diesmal endlich offen. Wieso zu unserem Unglück? Na, hört nur zu!
    Wie gesagt, wir erreichten den Basar und stellten fest, daß die Läden alle offen sind, wir kamen vor 'unserem' Laden an und fanden ihn ebenfalls offen, traten ein und grüßten. Wieder lümmelte der eine von unseren beiden Freunden und Helfern am Verkaufstisch und palaverte mit dem Geschäftsinhaber; es sah aus, als ob sich seit gestern abend nichts verändert hätte und sie die ganze Zeit seitdem palavernd im Geschäft gestanden wären. Sobald sie auf uns aufmerksam wurden, begrüßte uns der Polizist durchaus höflich, aber zugleich irgendwie reserviert, der Geschäftsinhaber hingegen absolut überschwenglich. Nur dauerte dieser Überschwang nur einen kurzen Augenblick, und dann griff er sich entsetzt an den Kopf, schaute uns eine Zeitlang mit weitaufgerissenen Augen an, so daß ich schon zu ahnen begann, worüber er so entsetzt war, und gestand mir schließlich, daß er ganz vergessen habe, 'mein Papyrusbuch', wie er sich ausdrückte, entweder selber zu holen oder sich herüberbringen zu lassen. Er war absolut untröstlich, und ganz besonders, wie er hörte, daß wir morgen in aller Herrgottsfrüh Luxor verlassen würden; tatsächlich sollte es am nächsten Morgen wieder sehr früh losgehen. Und während ich mich im Geiste bereits mit dem scheinbar Unabänderlichen abzufinden begann, hatte er die rettende Idee - na gut, neu war sie nicht; das gleiche hatte er mir schon am Vortag vorgeschlagen. Aber ein gewisser Unterschied war, das muß ein jeder zugeben, doch, weil die Voraussetzungen ja ganz andere waren. Er schlug mir also vor, zum Haus seines Bruders hinüberzufahren, und sein Sohn würde mich dabei begleiten und sämtliche Spesen begleichen, auch wenn meine gesamte Familie mitfahren würde - und dabei schaute er etwas unsicher auf Myriam, denn die war ja gestern nicht mitgewesen, und jetzt hatte er offensichtlich Schwierigkeiten, sie einzuordnen. Ob er mit der Möglichkeit rechnete, daß ich zwei Ehefrauen hatte? Wer weiß. Na, jedenfalls meinte er, wir könnten auf seine Kosten alle hinüberfahren, um das Papyrusbuch anzusehen - vollkommen unverbindlich, wie er extra betonte.
    Nun, von dem Gedanken war ich gestern schon nicht übertrieben angetan gewesen, und auch heute neigte ich eher dazu, das ganze Unternehmen abzublasen und mich zu Hause meiner süßen Lydia zu widmen. Während ich aber noch zweifelnd den Kopf wiegte und vom einen zum anderen schaute, meldete sich auf einmal der Clemens zu Wort und meinte reichlich forsch, nicht wahr, he, das sei vielleicht die Lösung ihres Problems, und ob es uns sehr viel ausmachen würde, wenn sie inzwischen in unserem Zimmer ...? Er ließ seinen Satz freundlicherweise unvollendet. Na, ich schlackerte erst einmal mit den Ohren, erstens über die absolut unerwartete ... wie soll ich sagen ... Unbekümmertheit oder Selbstverständlichkeit, mit der er diesen

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