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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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auf, daß sie beide einen Minirock anhatten; früher am Tag war's ja nur die eine gewesen. Nun gut, das sah ja zugegebenermaßen höchst reizvoll aus, jedenfalls bei der einen, die ihn schon früher am Tag angehabt hatte; die andere war nämlich leider ein wenig zu wohlgenährt, als daß es bei ihr höchst reizvoll ausgesehen hätte. Aber sicher bin da nur ich so heikel; die Ägypter sind da bestimmt nicht so wählerisch, weil offenbar mit Miniröcken oder -kleidchen nicht so verwöhnt. Und ich traue mich zu wetten, daß der abendliche Pyramidenbummel unserer zwei Minimädchen wesentlich weniger aufregend verlaufen wäre, hätten sie ein fußlanges Kleid und darüber einen grauen Mantel angehabt und dazu noch ein graues Kopftuch getragen; so war nämlich der Großteil der Frauen angezogen gewesen, die wir bisher in Kairo erspäht hatten.
    Na, beim Götzi und mir fühlten sie sich offensichtlich deutlich wohler als unter den schwarzlockigen und glutäugigen Arabern, und so verstand es sich von selbst, daß wir sie nach Hause - ich meine: ins Hotel - zurückbegleiteten. Und so erleichtert und dankbar waren sie, oder so wohl fühlten sie sich in unserer Gesellschaft, daß sie uns im Hotel noch auf ein Gläschen Wein einluden. Kann man einer derart charmanten Einladung widerstehen? Kann man natürlich nicht. Also setzten wir uns alle vier in die Bar, und die beiden Damen verwöhnten uns mit einem ägyptischen Wein, der sich durchaus trinken ließ, und ich rühmte bewundernd ihre Miniröcklein - jawohl, die von beiden; ich bin ja nicht so! -, nicht ohne sie gleichzeitig anzuflehen, sie in Ägypten ja nicht mehr ohne den Schutz und Schirm ihres Reiseleiters zu tragen, und das versprachen sie mir erstens zerknirscht, zweitens hoch und heilig und drittens - so kam's mir vor - sogar mit einer gewissen Begeisterung. Die glaubte ich nämlich an folgendem Detail zu erkennen: der Götzi flehte sie ebenfalls an, keine Miniröcklein mehr in Ägypten zu tragen - außer unter seinem Schutz und Schirm. Naja, und ihm versprachen sie's zwar genauso zerknirscht und genauso hoch und heilig, aber mit der Begeisterung schien es diesmal irgendwie zu hapern.
    Da dachte ich mir, ich müsse was für ihn tun, denn irgendwie hatte ich den Eindruck, er könne in dieser Hinsicht durchaus ein wenig Unterstützung vertragen, und so hob ich mein Glas und schlug vor, wir könnten doch alle vier Bruderschaft trinken. Nun, auf das hin war die Begeisterung von vorhin gleich wieder hergestellt: meine Anregung wurde mit großer Begeisterung aufgegriffen und mit noch größerer Begeisterung ausgeführt. Und der Lohn der guten Tat beziehungsweise der guten Anregung? Zwei schüchterne und zugleich süße Küsse! Lydia und Babsi nannten sie sich, die edlen Spenderinnen der schüchternen und zugleich süßen Küsse. Lydia, das war die mit dem reizvollen Miniröcklein, oder im Klartext: mit der reizvollen Figur; Babsi - laut Teilnehmerliste hieß sie zwar Barbara - also Babsi, das war die wohlgenährte, bei der das Miniröcklein leider nicht ganz so reizvoll wirkte. Lydia hatte halblange brünette Haare, lustige Sommersprossen und einen ebenso lustigen Mund; und außerdem fiel mir bald auf, daß sie treuherzige Rehaugen hatte. Babsi nannte kurze blonde Haare, blaue Augen und ein süßes Stupsnäschen ihr eigen. Lydia war Lehrerin in St. Pölten, Babsi Krankenschwester in Wien. Beide waren sie unverheiratet, aber nicht ganz unbemannt, das heißt, beide hatten sie einen Dauerfreund, und Lydia lebte mit dem ihrigen sogar zusammen. Na, wenn das der Bischof wüßte! scherzte ich, und ausgehend von dieser Bemerkung entspann sich alsbald eine lebhafte Diskussion, was nun sündhafter sei, einen Freund zu haben, mit dem man sich nur gelegentlich trifft - 'treffen' nannte die Babsi das! -, oder mit einem Dauerfreund zusammenzuleben; und jede von den zweien bestand darauf, daß ihre eigene Version die sündhaftere sei. Hierauf erzählte ich, daß ich verheiratet sei und einen kleinen Sohn habe, und der Götzi erzählte, daß er nie geheiratet habe; dabei sei er mit seinen 46 Jahren der Älteste in der Runde; er habe jedoch eine Freundin, wohne aber nicht mit ihr zusammen. Und er machte versteckte Andeutungen, daß sein Verhältnis zu ihr zur Zeit nicht völlig ungetrübt sei.
    Als wir dann wieder allein in unserem Zimmer waren, da begann der Götzi, noch bevor wir richtig in die Betten gekrochen waren, mir erst so richtig sein Herz auszuschütten: eigentlich hatte er ja

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