Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
Vom Netzwerk:
auf. Na, wenigstens begehen die christlichen Fundamentalisten keine Terroranschläge!'
    'Hat's auch schon gegeben. Erst kürzlich ist in Amerika ein Priester verurteilt worden, weil er einen Abtreibungsarzt erschossen hat. Und denk bitte nur ans Mittelalter!'
    'Oje! Das Mittelalter! Na, da hast du wohl recht! ... Aber irgendwie sind wir jetzt von unserem eigentlichen Thema abgekommen ...'
    'Ach ja! Ob die Lydia liebevoll und so weiter ist? Ja, wie gesagt, das sieht man leider keinem Menschen an. Das müßtest du, falls du meinen fachmännischen Rat als Reiseleiter hören willst, schon selber ausprobieren!'
    'Hm. Aber sie hat doch einen Freund!'
    'Ja, und du hast eine Freundin! Sie ist ohne Freund unterwegs, und du bist ohne Freundin unterwegs. Also was soll's? Es wird schon auch bei ihr einen Grund haben. Übrigens hast du mir noch immer nicht verraten, wie dich deine Freundin behandelt! Bis jetzt weiß ich nur eins: fürchterlich!'
    'Ach, willst du das wirklich so genau wissen? Ich mag ja gar nicht dran denken! Wie spät ist es übrigens?'
    'Wie spät? Weißt du, wie spät? Mitternacht! Das heißt, nach unserer inneren Uhr ist es schon ein Uhr. Du hast recht! Wir müssen schlafen, damit wir morgen für frische Taten gerüstet sind - und ganz besonders du!'
    'Und ganz besonders ich - wie du das sagst! Weißt du, ich bin doch überhaupt kein Aufreißertyp! Naja, gute Nacht dann!'
    Und damit wünschte ich ihm ebenfalls eine recht gute Nachtruhe und machte mir's auch selber in Morpheus' Armen bequem. Erschöpft war ich ja zur Genüge. Aber leider, leider - so bequem ich's mir auch in seinen Armen machte, den Schlaf und die Träume, für die er ja eigentlich zuständig ist, die brachte er mir nicht. Zu sehr gingen mir die Ereignisse des heutigen Tages wie das sprichwörtliche Mühlrad im Kopf herum. Ich erlebte den ganzen Tag im Geiste noch einmal und dachte besonders an Salam, an Schwester Sara, an den Taxilenker, an Lydia und Babsi und an den bereits friedlich neben mir schlummernden Götzi - jedenfalls schloß ich aus seinen regelmäßigen Atemzügen, daß er bereits friedlich schlummerte - und ließ mir noch einmal das Gespräch mit ihm durch den Kopf gehen. Und dann mußte ich plötzlich intensiv an Maria denken - das ist nämlich die Liebevolle, Zärtliche, Geduldige und Einfühlsame, von der ich kurz zuvor gesprochen hatte. Maria! Und meine Gedanken machten sich jetzt endgültig selbständig und bereiteten mir, wenn ich schon nicht ins Reich der echten Träume eindringen durfte, wenigstens einen sogenannten Tagtraum. Sie schweiften zurück bis zu dem Zeitpunkt, wo wir uns nähergekommen waren und sogar noch weiter zurück - wir hatten uns nämlich als Kollegen schon lange gekannt und waren uns schon lange sympathisch gewesen, bevor uns noch jener Kollegenausflug auf den Ötscher nähergebracht hatte ...“
    „Oho, eine Kollegin also?“ lacht die Henne. „Von der Seite kenn' ich dich ja gar nicht!“
    „Jawohl, eine Kollegin!“ erwidert Giggerle fast entschuldigend. „Ich kann's nicht leugnen. Naja, und jenen Kollegenausflug - den erlebte ich jetzt im Geiste ebenfalls noch einmal. Es war eine traumhafte Wanderung bei traumhaftem Wetter gewesen: zuerst durch die irrsinnig langen und irrsinnig romantischen Ötschergräben und dann zur Ötscherhütte hinauf, in der wir übernachten wollten, natürlich nicht, ohne vorher noch ausgiebig gefeiert zu haben. Nun ist das nach einer solchen Feier immer so: die einen fallen auf der Stelle erschöpft ins Bett, und die anderen haben das dringende Bedürfnis, sich vor dem Ins-Bett-Fallen noch ein bisserl die Füße zu vertreten und dabei Frischluft zu tanken. Ich gehöre zur zweiten Sorte. Und als es daher Zeit war aufzuhören und schlafenzugehen, da erklärte ich, ich würde noch auf einen Sprung hinausschauen, und wer möchte mitkommen? Nun, ein paar wollten tatsächlich, und darunter war auch Maria. Und gelohnt hat es sich, das Hinausschauen, das kann ich euch sagen: die Ötscherhütte liegt ja auf einer Alm knapp oberhalb der Waldgrenze, und es war fast taghell, denn der Vollmond gab in dieser Nacht sein Bestes, um nächtlichen Wanderern die Taschenlampe - die ich zwar eingesteckt hatte - zu ersparen. Und so sprach nichts dagegen, noch eine kleine Nachtwanderung im Mondschein zu unternehmen, und zwar natürlich nicht hinunter in den Wald, sondern gipfelwärts. Nun, bis zum Gipfel selber war's natürlich viel zu weit und wohl auch zu gefährlich, aber bis zum

Weitere Kostenlose Bücher