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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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Gipfelsturm. Jetzt mußten also alle den steilen Hang hinaufkeuchen, den Maria und ich schon in der Nacht hinauf- und wieder heruntergestiegen waren. Erste Rast machten wir genau an der Stelle, wo sich erst Marias und meine Lippen und dann Marias und meine Zungen und Seelen vereinigt hatten, und jetzt vereinigten sich Marias und meine Blicke, und dabei wurde mir bewußt, daß auch die Vereinigung der Blicke ein köstliches Lustgefühl nach sich ziehen kann. Von da an ging's nicht mehr so steil dem Gipfelkamm entlang zum Gipfel und auf einer anderen Route wieder hinunter ins Tal. Auf diesem Abstieg kommt man, wie ihr sicher noch wißt, an zwei tiefen Höhlen vorbei. In beide schauten wir neugierig hinein, und die Beherzteren von uns knipsten ihre Taschenlampen an und stiegen jeweils bis zum Grund hinunter. Zu diesen Beherzteren gehörten selbstredend auch Maria und ich, und während die anderen, unten angelangt, jeweils gleich wieder umkehrten und den Aufstieg antraten, blieben wir zwei beide Male noch einen Augenblick hinter einem mannshohen Felsblock stehen und umarmten uns - schon nicht mehr ganz so schüchtern - und küßten uns zärtlich, und in der zweiten Höhle begannen meine Hände schon ein wenig mutiger zu werden und sich auf Marias Körper auf Wanderschaft zu begeben. Und drum waren, als wir aus dieser zweiten Höhle wieder ans Tageslicht herauskamen, die anderen auch schon weg, und wir hatten ordentlich zu tun, um sie einzuholen und ja keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Das war nämlich deshalb gar nicht so einfach, weil wir immer wieder stehenbleiben und die Umarmungen und Küsse von vorhin wiederholen mußten - jawohl, mußten. Das war wie ein innerer Zwang, und wir konnten überhaupt nichts gegen ihn tun; sowas hatte ich mein Lebtag noch nicht erlebt - ich schwör's! Und vor allem, daß es ihr sichtlich genauso ging - das war für mich total neu und eben dadurch wahnsinnig erregend. Zwischen diesen Umarmungen galoppierten wir jedesmal den abschüssigen, steinigen Weg hinunter, und dadurch holten wir die anderen dann doch noch in relativ kurzer Zeit ein - zum Glück; denn wer weiß, was uns sonst noch alles eingefallen wäre, und dann wären wir vielleicht nie nachgekommen, und alles wäre aufgeflogen, bevor's noch richtig angefangen hätte.
    Und wann hat's richtig angefangen, wenn ich das so nennen soll? Antwort: noch am selben Tag. Und das ging so: wir waren mit insgesamt fünf Privatautos unterwegs, und Maria war schon bei der Hinfahrt, sozusagen selbstverständlich, in meinem Auto mitgefahren. Nun ergab es sich, und zwar ergab es sich durch einen echten Zufall, daß die zwei anderen Mitfahrer bei der Heimfahrt schon vorher aussteigen mußten und ich folglich zuletzt mit Maria allein übrigblieb. Klar, daß ich als nächstes ihr Domizil ansteuerte. Und ebenso klar, oder fast ebenso klar, daß sie mich dann noch auf einen Sprung, wie man so schön sagt, zu sich in ihre Wohnung einlud. Auf einen Kaffee, wie's so treffend heißt. Und wie's ausgegangen ist, könnt ihr euch sicher leicht in eurer Phantasie ausmalen. Denn natürlich blieb's weder beim Kaffee noch beim sogenannten Sprung. Sie legte eine Kassette mit Musik zum Träumen ein, und die zauberte uns im Handumdrehen wieder die Stimmung der letzten Nacht bei Mondschein herbei, und da fanden sich unsere Lippen sehr rasch wieder zu einem langen, innigen Kuß, und meine Hand wurde immer mutiger, und zu meiner unbeschreiblichen Freude wurde auch ihre Hand nach einigem Zögern erstaunlich mutig. Und nach einiger Zeit merkte ich plötzlich zu meiner Überraschung, daß weder sie noch ich irgendwas anhatten und daß wir in dieser paradiesischen Nacktheit erstaunlicherweise auf dem Teppichboden lagen und daß sich ihr Körper wunderbar weich und geschmeidig anfühlte. Und er war so herrlich anschmiegsam und zugleich nachgiebig und einfach überströmend von Liebe. Und so entdeckte ich schließlich, daß sie die liebevollste, zärtlichste, geduldigste und einfühlsamste Frau auf Erden ist und ich dadurch zu meiner eigenen allergrößten Überraschung Fähigkeiten entwickelte, die ich in mir nie vermutet hätte. Und davon war dann wieder sie so begeistert, daß sie mich schließlich - stellt euch vor! - den Mann ihres Lebens nannte.
    Ja, ja, so hat's angefangen. Und es hat, wie ich's schon Götzi gegenüber ausgesprochen habe, Jahre gedauert - bestimmt die glücklichsten Jahre meines Lebens. Wir haben's nie übertrieben, oder sagen wir: nur selten, so daß

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