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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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man uns nie auf die Schliche gekommen ist und es daher nie einen Skandal oder dergleichen gegeben hat. Ein einziger Wermutstropfen trübte unser Glück, der aber dafür ganz gewaltig: der Umstand nämlich, daß ich verheiratet und, wie gesagt, aus Überzeugung treu war und noch dazu auch schon ein Kind hatte. Nicht, daß sie mich jemals gedrängt hätte, meine Familie zu verlassen, oder auch nur gefragt hätte, ob ich daran dächte, es zu tun! Nein, ohne daß wir dieses Thema je angeschnitten hätten, war's ihr wohl von allem Anfang an klar, daß ich sowas nie tun würde. Und drum hat sie mir schließlich unter bitteren Tränen erklärt, unsere wunderbare Beziehung beenden zu müssen; es bereite ihr zwar einen furchtbaren Schmerz, und sie komme sich vor, als müßte sie sich selber ein Glied ausreißen, aber es müsse sein, wenn sie jemals Familie und Kinder haben wolle; denn je länger sie mit mir zusammen sei, umso größer werde ihre Liebe zu mir, und leider werde sie auch nicht jünger. Hui, das hat mich damals mitgenommen, das kann ich euch verraten! Aber es ist erstaunlich, was der Mensch alles aushält, wenn's sein muß. Und so habe auch ich das damals ausgehalten, so schwer mir's auch gefallen ist. Sie hat inzwischen tatsächlich einen Ehemann, mit dem sie sich überhaupt nicht versteht, und ein ganz süßes Baby.
    Ja, und das ging mir jetzt alles durch den Kopf oder eher wie ein Mühlrad im Kopf herum. Und plötzlich saß meine Maria wieder in meinem Auto, und ich fuhr mit ihr bis nach Ägypten, und dann rasten wir mit 125 durch Kairo, und es regnete in Strömen, und die Straßen waren voll mit schlammigem Wasser, und ich bespritzte die armen Fußgänger und Eseltreiber und Mopedfahrer von oben bis unten und lachte mich darüber schief und krumm. Aber dann hörte es doch wieder zu regnen auf, und daher machten wir noch einen Spaziergang zu den festlich beleuchteten Pyramiden und mischten uns unter das feiernde Volk und retteten die miniberockte Lydia - oder Babsi, das könnte ich nicht mit Sicherheit sagen - vor der Gier und Lüsternheit Salams. Vor lauter Dankbarkeit lud uns Lydia oder Babsi - aber ich glaube, es war doch eher Lydia - in die Hotelbar zu einem Gläschen Wein ein, und ich betätschelte ungeniert ihre Knie und Oberschenkel, soweit sie eben der Minirock freiließ, und meine Maria war überhaupt nicht eifersüchtig, sondern lachte nur dazu. Und dann setzte ich beide, Maria und Lydia, ins Auto und raste mit beiden wieder durch ganz Kairo und fuhr auf den Berg Mokattam hinauf und brachte der Schwester Sara nicht nur die zwei Koffer mit den Spenden, sondern küßte auch ihre sinnlichen Lippen und schaute zu, wie sie ihre Müllmänner betreute und ihre Müllmädchen beschnitt, das heißt, ihnen die Haare und Finger- und Zehennägel schnitt. Und als wir sie wieder verließen und aus der Berghütte heraustraten, da war's zwar schon finster, aber der Vollmond schien ganz wunderbar und tauchte die Almwiesen in ein zauberhaftes Licht, und wir stiegen den steilen Hang hinauf, und als wir den Bergkamm erreichten, machten wir halt und bewunderten das großartige Panorama mit den zahllosen festlich beleuchteten Moscheen und Minaretten, und ich küßte Maria, und ich küßte Lydia. Und dann wanderten wir weiter bis zum Gipfel und stiegen auf einem anderen Weg wieder ab, und dabei kamen wir an zwei Höhlen vorbei und betraten die eine und stiegen bis zum Grund hinunter und küßten uns dort aufs neue. Und dann waren wir auf einmal durch irgend etwas in der Höhle eingeschlossen und wußten nicht, was wir tun sollten, und waren ganz verzweifelt. Und ich begann die Höhlenwände abzusuchen und entdeckte ein verborgenes Schlupfloch, und wir krochen durch dieses hindurch und gelangten so in die andere Höhle, und die war voller herrlicher Schätze aus Gold und Silber, und darüber gerieten Maria und Lydia in eine derartige Erregung, ja, Verzückung, daß sie anfingen, wie verrückt auf die einzelnen Gold- und Silbergegenstände zu klopfen, ja, zu trommeln, und von diesem Trommeln wachte ich auf.
    Und während ich noch über diesen merkwürdigen Traum nachgrübelte, wurde mir bewußt, daß es da irgendwo ja wirklich trommelte. Und das Trommeln wurde immer lauter und kam immer näher. Ich stand auf und tastete mich zum Fenster, zog die Vorhänge ein wenig zur Seite und schaute hinaus. Mein Blick fiel auf eine durch Laternen spärlich erleuchtete Gasse. Es war noch stockdunkle Nacht. Da erkenne ich, wie in der Gasse

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