Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
Vom Netzwerk:
drückte sie der Lydia in die Hände, drehte sich im nächsten Moment um und sauste, ohne einen Ton von sich gegeben zu haben, zu seinem Bus zurück. 'Ha!' und 'Na sowas!' war das einzige, was wir hervorbrachten, während wir ihm, von Gefühlen der Rührung und der Dankbarkeit überwältigt, nachblickten.
    Aber dann drehten wir uns rasch wieder um, stiegen mit der gebotenen Vorsicht die Stufen am Steilufer hinunter und eilten zur Anlegestelle der Fähre. Diese wartete schon, und die anderen marschierten gerade über die Landungsbrücke und stürmten die Fähre, und als wir die Landungsbrücke erreichten, waren die Fährmänner schon dabei, das Tau aufzurollen und den Schranken herunterzulassen. Im letzten Abdruck kamen wir, Gott sei Dank, noch an Bord. Na, was glaubt ihr, wie ich mich da nun erleichtert fühlte, trotz der allmählich drückend werdenden Last auf meinem Rücken! Und daß sofort abgelegt wurde, war mir nur recht, denn so konnte uns keiner mehr hinausschmeißen, weil wir die paar Piaster für die Überfahrt nicht zusammenkratzen konnten; und daß sich die Geldbörsen meiner zwei Süßen noch in ihren Taschen befanden, damit durfte ich klarerweise nicht rechnen.
    Ja, jetzt waren wir also auf der Fähre, und nichts konnte uns mehr aufhalten. Ein paar Augenblicke blieb ich einfach stehen und atmete in tiefen Zügen die verhältnismäßig kühle Abendluft ein und schaute dabei geistesabwesend meine liebe Lydia an, und sie schaute schweigend mich oder die liebe Myriam auf meinem Rücken an. Plötzlich kam Bewegung in sie, nämlich in Lydia, sie deutete mit den Augen auf die Flaschen, die sie wie Babys in ihren Armen hielt, und krächzte mit heiserer Stimme: 'Das Wasser! Wir müssen schauen, daß sie eins trinkt, und müssen selber eins trinken!'
    'Ja, klar!' rief ich aus und steuerte sogleich die nächstgelegene Bank an und deponierte Myriam vorsichtig mit Lydias Hilfe auf ihr. Platz war auf der Fähre zur Genüge vorhanden, und außerdem registrierte ich unterschwellig, daß die wenigen Leute, die in der Nähe gesessen waren, bei unserem Näherkommen unverzüglich aufstanden und sich entfernten und daß gleichzeitig andere, galabejabekleidete, sich halb verstohlen anschlichen. Wie gesagt, wir legten gemeinsam Myriam auf die Bank, und Lydia, die die Flaschen inzwischen auf dem Boden abgestellt hatte, ergriff eine von diesen und versuchte sie zu öffnen. Das gelang ihr aber nicht gleich, denn beim Öffnen solcher Plastikflaschen bricht man sich oft buchstäblich die Finger ab. Während sie noch herummurkste und ich sie ihr schon aus der Hand nehmen wollte, um es selber zu probieren, kam plötzlich einer dieser Galabejabekleideten auf uns zugestürzt, sagte irgendwas Arabisches - oder vielleicht war's auch Englisch -, entriß sie ihr und hatte sie im Nu geöffnet. Mit einem freundlichen Lächeln und einer höflichen Geste gab er sie ihr hierauf wieder zurück und trat augenblicklich den Rückzug an. Lydia überließ es mir, ihm 'Schokran' nachzurufen, führte, ohne eine Sekunde zu verlieren, die Flasche an Myriams Mund und ließ das Wasser tropfenweise über ihre Lippen rinnen. Und da ging mit einemmal eine Bewegung durch Myriams Körper, und sie machte ihren Mund einen Spalt auf und ließ das Wasser hineinrinnen und begann es zu schlucken und verschluckte sich dabei natürlich, und durch das Verschlucken und anschließende Husten erwachte sie erst richtig und schlug die Augen auf, und dann setzte sie sich selber auf, nahm Lydia die Flasche aus der Hand und begann allein zu trinken. Na, Gott sei Dank! Wir schauten uns aufatmend an, nämlich Lydia und ich, und schnappten uns die beiden übrigen Flaschen, und dabei merkte ich zu meinem Entsetzen, daß sie eisgekühlt waren; aber was sollten wir machen? Etwa warten, bis sie warm geworden waren? Na eben. Also biß ich, bildlich gesprochen, in den sauren Apfel und öffnete mit etwas Mühe die eine für Lydia und war gerade dabei, die andere für mich selber zu öffnen, da höre ich hinter mir plötzlich eine mir sattsam bekannte Stimme - die Stimme des Blöden Affen. Leicht erschrocken - aber wirklich nur leicht! - blicke ich auf und sehe, wie befürchtet, den Blöden Affen in Begleitung eines schwarz uniformierten Amtskappelträgers mit weißer Armbinde; und auf dieser Armbinde ist groß und deutlich zu lesen: Tourist Police. Hinter den beiden kommt außerdem die Rothaarige und Sommersprossige nachgetrippelt und macht ein Gesicht, als ob sie soeben in die Hose

Weitere Kostenlose Bücher