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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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geschissen hätte. Und wie gesagt, der Blöde Affe redet wie wild auf den Uniformierten ein, oder jedenfalls klingt's so, und deutet aufgeregt zu uns her. Ich versuche meinen ersten Schrecken, meine Angst und meine Empörung bewußt abzuschütteln und denke mir: Fix noch einmal! Jetzt reicht's aber wirklich! Die sollen uns doch endlich einmal in Ruhe lassen! Wütend reiße ich den Deckel ab, setze die Flasche an und beginne das leider eiskalte Zeug in großen, gierigen Schlucken zu trinken und spüre, wie die Flüssigkeit meine Lebensgeister wiederbelebt, und lasse mich auch dann nicht stören, wie ich merke, daß die drei Störenfriede schon vor mir stehen und der Uniformierte mich in unangebracht barschem Ton und in gebrochenem Deutsch anspricht. Sein Ton wird, je länger, umso barscher, aber mir ist das im Augenblick völlig wurscht, ich höre nicht einmal zu; erstens müßte ich mich sehr anstrengen, um von dem, was er da von sich gibt, irgendwas mitzukriegen, und zweitens füllt momentan das Trinken und das damit verbundene Wohlgefühl mein ganzes Bewußtsein aus; und ich blicke mich nach meinen zwei Süßen um - die ignoriere ich selbstredend nicht! - und registriere mit einer gewissen Befriedigung, daß die es genauso halten.
    Erst wie der Uniformierte mit mir zu schreien anfängt, setze ich die Flasche laut seufzend ab, schenke dem Kerl einen nicht direkt verächtlichen, aber alles andere als ehrerbietigen Blick und kapiere jetzt auch ungefähr, was er von mir will. Ich möge mich gefälligst rechtfertigen dafür, daß ich mit diesen zwei Frauen hier in einen fremden Bus eingedrungen sei, noch dazu, ohne zu bezahlen, und außerdem möge ich mich ausweisen. Na gut, meinen Paß kann er sehen, den haben sie mir ja gelassen, die Schweine; aber mich rechtfertigen - nein, also dazu hab' ich wirklich keine Lust!
    Seufzend stelle ich die Flasche auf den Boden, öffne meine Tasche, suche meinen Paß heraus und überreiche ihn wortlos dem Uniformierten. Der schlägt ihn auf, blättert in ihm und verstummt augenblicklich. Nanu? Sein Gesicht nimmt schlagartig einen ganz anderen Ausdruck an, den ich nicht gleich zu deuten weiß, und er beginnt in einem fort vom Paß auf mich zu schauen und von mir wieder in den Paß hinein. Offenbar vergleicht er mein Konterfei mit dem Original und ist absolut fassungslos, daß das dieselbe Person sein soll. Danach betrachtet er meine zwei Süßen mit Hingabe, und zwar nicht nur ihr zerrissenes Gewand und das, was darunter zu erkennen ist, sondern mindestens mit der gleichen Hingabe auch ihre Gesichter. Schließlich wendet er sich wieder mir und meinem Paßbild zu und sagt schließlich, und jetzt wirkt er gar nicht mehr barsch und unfreundlich: 'Seid ihr drei die ...' Er unterbricht sich, schluckt hörbar und probiert's noch einmal: 'Seid ihr drei die, die die ... die, die die Terroristen ... entführt haben?'
    Ich nicke nur mürrisch, aber Lydia ruft mit unerwartetem Enthusiasmus aus: 'O ja, das sind wir!'
    'Na eben! Ich habe euer Bild gesehen im Fernsehen.' Er strahlt jetzt übers ganze Gesicht und sagt nach einer weiteren Pause: 'Und wie seid ihr ... befreit worden, und von wem?'
    'Wir haben uns selber befreit!'
    'Selber?' Er schüttelt ungläubig den Kopf. 'Das ist ja wundervoll! Da werden sich alle Menschen in Luxor freuen ... alle Christen in Luxor freuen! Aber wie ihr ausseht ... schlimm! Ihr Armen! Ich hätte euch nicht wiedererkannt ohne das Bild im Paß - wirklich nicht!' Und damit gibt er mir meinen Paß wieder zurück, dreht sich nach dem inzwischen recht kleinlaut gewordenen Blöden Affen um, wirft ihm einen strafenden Blick zu und beginnt ihn dann in einem Ton zusammenzustauchen, daß mir einerseits ganz anders wird; andererseits verschafft mir diese intensive Kopfwäsche für den Blöden Affen natürlich eine enorme innere Befriedigung, obwohl ich klarerweise kein Wort verstehe. Und was macht der Blöde Affe? Na, zuerst einmal läßt er diese Kopfwäsche, oder, wenn ihr wollt, dieses Donnerwetter, widerspruchslos und in ausgesprochener Demutshaltung über sich ergehen. Aber sobald der Uniformierte zu Ende ist, beginnt er in leisem und absolut unterwürfigem Ton zu antworten und zeigt dabei wiederholt mit nacktem Zeigefinger auf die etwas abseits stehende und sich sichtlich höchst unbehaglich fühlende Rothaarige und Sommersprossige.
    In diesem Moment vermehrt sich unser aus drei Damen und drei Herren bestehendes Gruppenbild um zwei Personen, die gleichzeitig aus

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