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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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gebieterischem, keinen Widerspruch duldendem Ton den Blöden Affen an; und dabei fiel mir erst auf, wie der käsweiß geworden war und mit total entsetztem Blick auf Myriam starrte und den gestrengen Worten des Uniformierten nur mit halbem Ohr zuzuhören schien, so daß der zuletzt mit ihm richtiggehend zu brüllen anfing. Da erst schenkte er ihm die einer ägyptischen Obrigkeit gebührende Beachtung und Ehrerbietung und senkte demütig sein Haupt. Daraufhin griff er in seine Tasche, holte eine Geldbörse heraus, öffnete sie, griff hinein und drückte dem staunenden Fahrkartenverkäufer drei kleine Geldscheine in die Hand; in Ägypten gibt's nämlich kaum Münzen.
    Und was jetzt folgt, klingt wie ein Witz, ist aber mein voller Ernst - ich kann's euch versichern! Ihr werdet euch erinnern, daß da noch das kleine Büblein war, das geduldig und bescheiden im Hintergrund wartete, bis es den Auftrag bekäme, unsere nach Reinigung und Schuhcreme schreienden Schuhe zu putzen. Und diesen Auftrag bekam er jetzt tatsächlich. Und wißt ihr, von wem? Dreimal dürft ihr raten: vom Blöden Affen natürlich. Er beauftragte das kleine Büblein, Myriams, Lydias und meine Schuhe - in dieser Reihenfolge - zu putzen, und bezahlte ihn anschließend aus seiner eigenen Kassa; und der Uniformierte stand die ganze Zeit daneben und paßte mit gestrenger Miene auf, während die Rothaarige und Sommersprossige, die kein einziges Wort gesprochen und immer nur ein saudummes Gesicht gemacht hatte, sich schon längst auf französisch empfohlen hatte. Vielleicht war's übrigens gar nicht so sehr das schlechte Gewissen oder die Angst, was zahlen zu müssen, oder sowas, sondern die Eifersucht - wer weiß. Vielleicht hatte sie noch registriert, wie der Blöde Affe auf einmal unsere Myriam angaffte; was sie vermutlich nicht mehr mitkriegte, waren seine Aktivitäten, nachdem er das kleine Büblein mit dem Schuhputzen beauftragt hatte. Er begann nämlich auf einmal mit der Myriam zu reden, und zwar in einem direkt devoten, um nicht zu sagen: speichelleckerischen Ton, und hörte nicht mehr auf, so mit ihr zu reden, obwohl sie sich äußerst wortkarg gab und sich weit intensiver mit ihrer Wasserflasche beschäftigte als mit ihm.
    Und der Uniformierte? Na, der setzte sich, während das Büblein der Reihe nach unsere Schuhe putzte, neben mich und begann mich mit größter Liebenswürdigkeit über unsere Entführung und unsere Entführer zu befragen und verriet mir gleichzeitig, daß dieses Ereignis Luxor und ganz Ägypten in höchste Aufregung versetzt habe, daß die Bewohner von Luxor an unserem Schicksal allergrößten Anteil nehmen und er selber seit damals ständig auf der Fähre Wache schieben müsse, um weitere Übergriffe der Islamisten - so nannte er sie - zu verhindern. Er wußte sogar, daß wir im Hotel Philippe wohnten, und verriet uns, daß 'er' - und dabei deutete er auf den soeben der Myriam in den Arsch kriechenden Blöden Affen - uns anschließend vor unserem Hotel absetzen werde.
    Und so geschah's auch. Die Plauderei des Uniformierten mit mir mußte sehr bald abgebrochen werden, denn wir hatten das andere Ufer erreicht, und es hieß: Alle Mann von Bord! Also verabschiedeten wir uns mit großer Herzlichkeit von dem Uniformierten, und dieser setzte wieder seine Amtsmiene auf und vertraute uns dem Blöden Affen an. Dieser übernahm uns also und hieß uns mitkommen, und dabei machte er ein Gesicht, als ob er zuviel Essig erwischt hätte, und so sehr er auch vorher unserer Myriam in den ... na, ihr wißt schon, was - herabgelassen, ihr irgendwie zu helfen oder unter die Arme zu greifen, hätte er sich nicht; dazu duftete sie wahrscheinlich zur Zeit zuwenig vornehm. Naja, war auch egal. Jetzt hatten wir ja nur mehr ein paar Meter zu gehen und standen schon vor seinem Bus. Das war jetzt klarerweise ein anderer Bus als zuvor und daher auch ein anderer Chauffeur. Na, der machte Augen, wie wir in seinen Bus einstiegen! Und er hätte uns bestimmt postwendend wieder hinausgeschmissen, wenn ihn nicht der Blöde Affe rechtzeitig aufgeklärt hätte. Aber auch dann murrte er hörbar, und übrigens murrten auch die amerikanischen Fahrgäste wieder; nur die Reiseleiterin sagte gar nichts, sondern schmollte und warf uns Blicke voller Haß und Abscheu zu - und von diesen Blicken voller Haß und Abscheu war, wenn mich nicht alles täuscht, der Blöde Affe nicht ausgenommen. Dem war das alles offensichtlich höchst unangenehm, und sobald wir fuhren, ergriff er

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