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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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herrschte, hörte ich auf einmal in unmittelbarer Nähe eine mir völlig unbekannte tiefe Männerstimme poltern - jawohl, sie polterte, zwar in einer auffallend langsamen und gedehnten Sprechweise, aber das Poltern oder meinetwegen Schimpfen war unverkennbar, obwohl ich davon kein Wort verstand, weil's nämlich arabisch war. Ich blickte erschrocken auf und dachte: Das ist ja doch die Höhe! - da sehe ich, daß es der Herr Chauffeur höchstpersönlich ist, der da poltert, und als nächstes erkenne ich, daß der gar nicht mit uns poltert, sondern - was glaubt ihr? - mit dem Blöden Affen! Ein richtiges Donnerwetter ließ er auf den los und las ihm ganz offensichtlich gehörig die Leviten, und er, der Blöde Affe, war mit einemmal ganz klein geworden und betrachtete intensiv seine Schuhspitzen. Der Herr Chauffeur steigerte sein Donnerwetter zu einem tollen Schlußakkord, verstummte abrupt, drehte sich um und stapfte nach vorne. Dabei verlor ich ihn zwar aus den Augen, aber ich konnte mir's denken, wohin er gestapft war; denn im nächsten Moment setzte sich das Fahrzeug in Bewegung und rumpelte dahin, ohne wieder stehenzubleiben.
    Da geriet ich trotz meiner schrecklichen Übelkeit vor Begeisterung total aus dem Häuschen und schrie: 'Ha, wir fahren!' und packte die Lydia an den Schultern und schüttelte sie ekstatisch und schrie noch einmal: 'Ha, wir fahren!' Und dann packte ich die immer noch ohnmächtig auf Lydias Schoß liegende Myriam an den Schultern, schüttelte sie vorsichtig und schrie ihr ins Ohr: 'Myriam, hörst du? Wir fahren! Und der Blöde Affe kann uns alle am Arsch lecken!' Und da schlug Myriam tatsächlich die Augen auf und murmelte benommen: 'Was sagst du da? Nein, das können wir ihm nicht zumuten!'
    'Wir fahren, Myriam!' schrie ich noch einmal, und sie rappelte sich mühsam auf, schaute ungläubig aus dem Fenster und sagte gar nichts mehr; und dasselbe machte Lydia. Durch das Beispiel meiner zwei Süßen angesteckt, wurde ich rasch wieder still und schaute ebenfalls hingerissen aus dem Fenster und genoß das für mich damals unbeschreibliche Gefühl, ganz ohne eigene Anstrengung durch die Wüste zu rollen. Leider wurde ich durch eine mir inzwischen schon sattsam bekannte Stimme unsanft aus diesem Genuß gerissen. Ich schaute auf. Ah, der Blöde Affe! Ja, ist denn der immer noch da? Die Rothaarige und Sommersprossige hingegen - die hat inzwischen das Weite gesucht. Ja, und was hat er uns denn schon wieder mitzuteilen? Und ich begann wieder seinen Vorträgen zu lauschen, nun aber mit einem wesentlich besseren Gefühl im Bauch als zuletzt. Er ereiferte sich gerade über meine unflätige und beleidigende Ausdrucksweise und versuchte mich noch einmal wegen unserem unerlaubten, ja, unerhörten Eindringen in einen fremden Touristenbus zur Schnecke zu machen; wahrscheinlich mußte er jetzt seinen tiefen Frust abbauen. Aber vom Aussteigen oder der Unmöglichkeit mitzufahren war jetzt auf einmal nicht mehr die Rede. Und dann nahm sein Vortrag eine interessante und unerwartete Wendung. Er sagte dezidiert, wir könnten bleiben, falls wir für die Fahrt bezahlen.
    'Na also!' brummte ich grimmig und zugleich ungemein erleichtert. 'Das hätten Sie ja gleich sagen können! Wieviel soll denn der Spaß kosten?'
    '20 Dollar pro Person.'
    'Also 60 Dollar zusammen?'
    'Genau.'
    'Na, damit haben Sie sich ein schönes Taschengeld verdient! Alle Achtung! Aber von mir aus! Sie sollen's haben!' Und ich schnappte mir meine Tasche und öffnete sie; und während ich in ihr herumkramte, um meine Brieftasche herauszufischen, sagte ich scheinbar arglos: 'Werden Sie das Geld eigentlich behalten, oder werden Sie es mit Ihrer amerikanischen Kollegin teilen?'
    'Wie meinen Sie das?' zischte der Blöde Affe ausgesprochen unwirsch.
    'Naja', sagte ich, scheinbar nachgiebig. 'Mich geht's ja nichts an. Wo zum Kuckuck ist denn meine Brieftasche? ... Ach, wissen Sie was? Ich hab' eine bessere Idee: ich werde das Geld dem Herrn Chauffeur geben, und der ... Fix noch einmal, ich finde meine Brieftasche nicht! Wo ist sie denn?'
    Ich fühlte, wie der Blöde Affe zu explodieren drohte, und dachte mir: Das mach' ich aber wirklich! Wenn sich einer das Geld verdient hat, dann der Chauffeur! Dieser Blöde Affe kann mir den Buckel runterrutschen! Und während ich verbissen weiterkramte, sagte ich zu meinen zwei Süßen: 'Was sagt ihr? Soll ich das Geld dem Chauffeur geben?' Sie nickten nur apathisch. 'Oder dem Blöden Affen hier?' Und jetzt schüttelten sie

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