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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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vielleicht doch nicht verscheuchen, aber gerade gemütlich war eine solche Situation auch wieder nicht, und vor allem wurde ich zusehends ungeduldig. Aber da löste sich aus dem Kreis der Gaffer plötzlich eine mir bestens bekannte wohlgenährte Figur mit süßem Bäuchlein und ganz charakteristischem Grinsen: der Lachende Buddha, Mister Philippe, der Chef des Hauses. Er bereitete uns jetzt also doch einen gebührenden Empfang und erwähnte dabei auch, wie sehr sie alle aus dem Häuschen gewesen seien, als wir auf einmal spurlos verschwunden waren, und beteuerte, daß unser Gepäck wohlverwahrt in einem Abstellkammerl auf uns warte. Es entging ihm auch nicht, daß höchster Bedarf nach ärztlicher Behandlung bestand, und beauftragte einen der drei Rezeptionisten, auf der Stelle einen Arzt zu rufen. Davor aber gehörten wir dringendst unter die Dusche oder in die Badewanne - und während er das konstatierte, verzog er ganz diskret, aber für mein inzwischen geschultes Auge deutlich wahrnehmbar die Nase. Und anschließend - wohlgemerkt: anschließend! - mögen wir in den Speisesaal kommen und ein Abendessen einnehmen; wir sähen ja total verhungert aus. Und jetzt mögen wir uns als allererstes ein Zimmer geben lassen. Und er bat uns mit formvollendeter Höflichkeit, ihm zur Rezeption zu folgen, und deutete den zwei noch übrigen Angestellten mit ausgesprochen herrischer Geste, sich blitzartig an ihren Arbeitsplatz zu begeben. Dort besprach er sich ein Weilchen mit ihnen und überreichte mir kurz danach einen Schlüssel. Ich übernahm ihn, bedankte mich mit aller Höflichkeit, die ich in meinem Zustand noch aufbieten konnte, warf meinen Süßen einen trotz aller Erschöpfung freudestrahlenden Blick zu und wollte mich eben zum Gehen wenden, als Myriam auf einmal mit dem Lachenden Buddha zu palavern anfing und nicht mehr zu palavern aufhörte. Sie hörte buchstäblich nicht mehr auf, und ich begann mich höchlichst zu wundern, und Lydia ebenso, und wir fragten uns, was denn plötzlich in Myriam gefahren sei und worüber sie sich nur mit ihm so angeregt unterhalte; dabei war nur zu deutlich zu erkennen, welche Anstrengung es Myriam kostete, besagte Unterhaltung zu führen, und daß sie in Wirklichkeit dem Zusammenbruch nahe war; und ich machte mich darauf gefaßt, ihr jeden Augenblick zur Seite springen zu müssen.
    Während ich da mit zunehmender Ungeduld wartete, bis sie mit dieser Unterhaltung fertig sei, traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel ein ziemlicher Schock. Mir fiel nämlich wieder ein, daß wir ja alle drei abgebrannt, oder genauer: ausgeplündert, waren. Wer würde also die Hotelkosten bezahlen? Wir sicher nicht! Aber dann tröstete ich mich ein bisserl, indem ich mir sagte, irgendeine Lösung wird sich schon ergeben, und jetzt ist einmal die Hauptsache, daß wir uns reinigen, anessen und ausschlafen, daß wir wieder saubere und unbeschädigte Kleidung auf den Leib kriegen, und vor allem, daß Lydia verarztet wird.
    Naja, irgendwann hörten Myriam und der Lachende Buddha ja doch zu palavern auf, und daraufhin begann wieder der mit einem seiner Angestellten zu palavern, und Myriam bewegte sich nicht von der Stelle, und solange sie sich nicht von der Stelle bewegte, hieß es klarerweise warten. Endlich schienen sich die zwei geeinigt zu haben, denn sie beendeten ihr Palaver, und der Angestellt holte zwei weitere Schlüssel vom Brett herunter und überreichte einen davon der Myriam und einen mir, aber nicht, bevor er mir nicht den ersten aus der Hand genommen hatte.
    'Ja, was soll das?' fragte ich Myriam kopfschüttelnd.
    'Ja, weißt du', erwiderte sie, 'sie wollten uns ursprünglich ein Dreibettzimmer geben, aber dagegen habe ich mich, wie du siehst, erfolgreich gewehrt. Jetzt habt ihr zwei ein Doppelzimmer und ich eines allein.'
    'Aber das geht doch nicht!' protestierte ich. 'Wir können dich doch in deinem Zustand nicht allein lassen! Du brauchst doch jetzt einen, der auf dich aufpaßt und dich bei Bedarf pflegt und betreut!'
    'Hm - da magst du schon recht haben. Aber - ich kann doch nicht mit euch im selben Zimmer wohnen!'
    'Wieso nicht?' fragte Lydia verständnislos.
    'Ja, mit dir allein könnte ich natürlich schon!' sagte Myriam.
    'Ah - ich weiß schon, woher der Wind weht!' sagte ich. 'Na, da gehst du selbstverständlich mit der Lydia zusammen, und ich nehme das Einzelzimmer!' Und zugleich versuchte ich, der Myriam den Schlüssel zu entreißen.
    'Nein, nein, das ist ausgeschlossen!' sagte Myriam,

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