Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
Vom Netzwerk:
das Mikrophon und erklärte in seinem fabelhaften Englisch, daß er von der Touristenpolizei unter Androhung einer Strafe gezwungen worden sei, uns als allererstes vor unserem Hotel abzuliefern, bevor sie noch ihr eigenes Hotel ansteuerten, und daß wir uns leider in der Wüste verirrt hätten und daß eine von den beiden Ladys eine liebe und hochgeschätzte Kollegin von ihm sei und daß er sehr bedaure, sie nicht sofort erkannt zu haben, aber in ihrem gegenwärtigen Zustand ... Na, und so weiter. Zum Glück dauerte die Fahrt nur wenige Minuten, und das war auch aus einem anderen Grund gut so, denn Myriam war einer Ohnmacht schon wieder bedenklich nahe, obwohl sie ihre Flasche inzwischen restlos ausgetrunken hatte. Wir hielten also an, und ich schaute hinaus und erkannte zu meiner unbeschreiblichen Freude unser Hotel. Jetzt also nur noch ein allerletztes Spießrutenlaufen zwischen den Amerikanern hindurch, ein wahrscheinlich nicht übertrieben herzlich ausgefallenes 'Dankeschön' an den Blöden Affen und ein ähnliches 'Schokran' an den Chauffeur, der sich damit aber keineswegs zufrieden gab, sondern in bissigem Ton sein ihm zustehendes Bakschisch einforderte und zu seiner grenzenlosen Erbitterung nicht erhielt, und dann waren wir endlich draußen und hatten auch das, Gott sei Dank, hinter uns. Jetzt hätten wir eigentlich jubeln und tanzen müssen und uns nach bewährter Weise um den Hals fallen - aber irgendwas in uns sträubte sich jetzt dagegen, oder vielleicht waren wir auch einfach nur zu geschwächt oder so. Jedenfalls standen wir jetzt eine Zeitlang nur so herum und schauten uns mit reichlich verlegener Miene an und waren irgendwie unschlüssig; und ob das Folgende für meine zwei Süßen genauso gilt, weiß ich nicht, aber ich hatte jedenfalls plötzlich fürchterliches Herzklopfen. Erst als ich merkte, daß sich in respektvoller Entfernung eine kleine Ansammlung von Passanten gebildet hatte und die uns neugierig beobachteten, da riß ich mich zusammen und gab mir selber und meinen zwei Süßen einen Stoß, und wir schlichen auf den Eingang zu, und ich öffnete zögernd die Tür und ließ meine zwei Süßen vor und trat hinter ihnen selber ein und war schon äußerst gespannt, wie man uns wohl empfangen würde.

    2. Teil

    Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten!
    (GOETHE)

    Nun, wie man uns empfangen würde, das sollten wir sehr rasch erfahren. Kaum war ich nämlich meinen zwei Süßen, die scheu und unentschlossen fast noch in der Tür stehengeblieben waren, nachgefolgt, sah ich auch schon einen von der Rezeption mit abwehrend erhobenen Händen, und leise Schreie in einer undefinierbaren Sprache ausstoßend, auf uns zustürzen. Er hatte ganz offensichtlich vor, uns wie räudige Hunde aus seiner stinkfeinen Bude zu verscheuchen. Zwei weitere Typen standen noch hinter der Rezeption und gafften mit großen Augen und offenem Mund. Naja, jetzt wußte ich's wenigstens, jetzt war meine Frage, wie man uns wohl empfangen würde, beantwortet. Natürlich dachte ich nicht im Traum daran, uns wie räudige Hunde verscheuchen zu lassen, andererseits hatte ich aber keine gesteigerte Lust, mit dem Kerl eine Diskussion oder gar einen Streit anzufangen. Aber da fiel mir gerade noch rechtzeitig ein, wie ich gerade eben auf der Fähre den Uniformierten, der mich ja eigentlich aufputzen wollte, mit einem Schlag sanft und friedlich gestimmt hatte, und ich deutete ihm wortlos, er möge sich beruhigen oder gedulden, zog aus meiner Tasche meinen Paß heraus, schlug darin die Seite mit meinem Konterfei auf und hielt sie ihm unter die Nase. Aber im selben Moment begann einer von den zwei anderen ganz aufgeregt mit sich überschlagender Stimme zu schreien, und in dem, der uns eben noch wie räudige Hunde verscheuchen wollte, ging eine plötzliche, wunderbare Verwandlung vor sich, und er griff sich erschrocken auf den Mund, schaute mit weit aufgerissenen Augen zuerst auf mich, dann in den Paß und zuletzt wieder auf mich und meine zwei Süßen und brachte die längste Zeit kein Wort heraus. Inzwischen waren die beiden anderen, nun zweistimmig schreiend, auf uns zugestürzt und redeten gleichzeitig auf uns ein und erstickten dabei beinahe vor Aufregung. Überdies füllte sich jetzt die Hotelhalle allmählich mit Leuten, die, durch dieses Geschrei angelockt, sich eventuelle Sensationen nicht entgehen lassen wollten und einen großen Kreis von Gaffern bildeten.
    Naja, wie räudige Hunde würde man uns, wie's momentan ausschaute,

Weitere Kostenlose Bücher