Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
Vom Netzwerk:
hinterlassen: ein Einzelzimmer im dritten Stock sei frei geworden, und in dieses könne ich sofort umziehen; und ich erhielt auch gleich den Schlüssel zu diesem Zimmer. Na bitte! Jetzt war ich zwar von meinen zwei Süßen durch ein ganzes Stockwerk getrennt, aber dafür war das Zimmer sehr schön und hatte auch Bad und WC. Natürlich überbrachte ich meinen zwei Süßen unverzüglich diese freudige Botschaft. Der Herr Inspektor hatte sich noch immer nicht gemeldet, und als ich jetzt meinerseits in seinem Büro anrief, hob niemand mehr ab. Na klar, meinte Myriam erklärend, Freitag im Ramadan! Und sie zog daraus den logischen Schluß, daß der Herr Inspektor offenbar Moslem sei. Na gut, sagte ich, ich gehöre sowieso noch ins Bett, damit ich wenigstens morgen wieder ausgeruht und bei Kräften bin; denn morgen früh geht's dann garantiert los!
    Also wünschte ich ihnen auch weiterhin einen süßen Schlaf und schöne Träume - der Sandsturm hatte nämlich inzwischen genauso abrupt wie gestern aufgehört -, zog in mein neues Zimmer um, stellte mich probehalber unter die Dusche, legte mich in mein neues Bett und war, glaub' ich, im nächsten Augenblick schon wieder eingeschlafen. Als ich das nächste Mal aufwachte, war's fast zehn Uhr, und da war's beinahe schon zu spät für ein Abendessen, aber zum Glück nur fast; mit einigem Zureden und gegen ein gutes Bakschisch - aber nun hatte ich's ja - konnte ich eines gerade noch auftreiben. Meine zwei Süßen lagen in tiefem Schlummer, und das war gut so; ich hütete mich, sie unnötig zu wecken. Ich zog mich still und leise in mein schönes, neues Zimmer zurück, duschte, weil's so schön war, noch einmal und setzte meinen unterbrochenen Dauerschlaf fort.
    Am nächsten Morgen fühlte ich mich zwar einerseits besser und gesünder, doch andererseits viel schwächer und schlaffer als am Vortag. Ich versteh' das selber nicht; ich weiß nur, daß ich mir einfach erschossen vorkam und am liebsten im Bett liegengeblieben wäre. Aber das ging natürlich nicht. Ich mußte nach meinen zwei Süßen schauen, ich mußte anständig frühstücken, und schließlich erwartete ich Besuch. Heute war Samstag, und heute würde sich der Herr Inspektor ganz bestimmt melden, höchstwahrscheinlich gleich in der Früh. Jetzt war's sieben Uhr vorbei. Also raus aus den Federn und hinunter zu ihnen! Sie waren ebenfalls schon wach und süffelten bereits ihren unvermeidlichen Tee. Und jetzt fiel mir erst auf, daß Lydia einen neuen Kopfverband hatte. Ja, gestern abend hatte der Herr Doktor noch Visite gemacht und sie neu verarztet. Und das Fieber? Oje, das war bei beiden noch nicht zurückgegangen; sie mußten weiterhin das Bettchen hüten und möglichst wenig essen und möglichst viel schlafen. Der Herr Inspektor hatte sich zu dieser frühen Stunde natürlich noch nicht gemeldet.
    Aber als ich dann um zirka acht Uhr vom Frühstück zurückkam, hatte er sich noch immer nicht gemeldet, und jetzt bat ich Myriam, sich zu überwinden und noch einmal bei ihm im Museum anzurufen. Es hob niemand ab. Offenbar war's noch immer zu früh. Um halb neun probierte sie noch einmal, und kurz nach neun noch einmal. Na, Gott sei Dank, jetzt meldete sich jemand, und Myriam sprach in den Hörer hinein und wurde auf einmal noch blässer, als sie vorher schon gewesen war, und sie redete nur ganz kurz und knallte dann den Hörer mit sichtlichem Ingrimm auf die Gabel und sank stöhnend und die Augen verdrehend auf den Polster zurück. Ja, was war denn los? Sehr einfach: der Herr Inspektor war übers Wochenende verreist - heute war ja Samstag - und zwar schon seit gestern nachmittag und würde erst Montag früh wieder zu sprechen sein.
    Ja, das war allerdings höchst merkwürdig, und Myriam meinte sogar: höchst verdächtig. Was war da zu tun? Bis Montag früh warten? Ausgeschlossen! erklärte Myriam mit Bestimmtheit. Bis dahin könnte unsere kostbare Neuentdeckung restlos ausgeräumt und für die Wissenschaft verloren sein. Nein! Sie müsse sofort in Kairo anrufen. Höchste Eile sei geboten. Und sie wußte auch schon, wen in Kairo: einen Ägyptologen, den sie noch vom Studium her kenne, seines Zeichens Konservator am Ägyptischen Museum. Sie ließ sich das Telefonbuch von Kairo bringen und probierte mehrere Nummern - schließlich war Samstag -, hatte aber zuletzt doch Erfolg und bekam den Gesuchten an den Apparat. Es folgte ein längeres Gespräch, das äußerst angeregt klang, und als sie wieder auflegte, strahlte sie übers

Weitere Kostenlose Bücher