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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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ließ er die beiden gar nicht mehr weiteressen und auch nicht weitertrinken, obwohl er ihnen letzteres doch so ans Herz gelegt hatte, nicht wahr, sondern entführte sie mir, um mit ihnen in ihr Zimmer zu gehen. Und ich - ich war einen Moment lang richtig eifersüchtig, ob ihr's glaubt oder nicht! Und sobald ich selber mit dem Festmahl fertig war, horchte ich an ihrer Tür und hörte, daß er noch drinnen war, und obwohl mir nun auf einmal die Augen zufielen und ich mich kaum mehr wach halten konnte, wartete ich vor ihrer Tür und ging im Gang auf und ab, um nicht im Stehen einzuschlafen, und als die Tür aufging und der Herr Doktor herauskam, huschte ich sofort hinein, um nach dem Rechten zu sehen. Sie lagen beide einträchtig nebeneinander im Bett und schauten kränker aus als vorher, ganz besonders meine Lydia; die hatte nämlich jetzt einen Riesenturban auf dem Kopf, oder genauer: einen Riesenkopfverband mit einem Netz rundherum, das gerade nur ihr liebes, blasses Gesichtchen frei ließ. Und mitten in diesem lieben, blassen Gesichtchen lächelte mich ein Paar auffallend roter Lippen ganz kraftlos an, und dafür mußte ich mit ihnen etwas machen, was ich jetzt schon so lang nicht mehr mit ihnen gemacht hatte: einen keuschen Kuß auf sie drücken. Und Myriam hatte zwar keinen Riesenverband auf dem Kopf, nicht einmal einen kleinen, aber dafür war ihr liebes Gesicht noch blässer und ihre Lippen noch röter, und diese lächelten nicht einmal kraftlos, und daher durfte ich sie natürlich nicht ungeküßt lassen und drückte ebenfalls einen keuschen Kuß auf sie. Und wie schaute Lydia jetzt drein? Gott sei Dank, nicht eifersüchtig! Ihre Lippen lächelten immer noch, und - so kam's mir vor - vielleicht sogar ein kleines bißchen weniger kraftlos.
    Daß ich jetzt allein im Abstellkammerl schlafen mußte, war natürlich eine absolut schwachsinnige Idee gewesen - aber was half's? Naja, ich schlief trotzdem und trotz meinem immer noch anhaltenden Kopfweh ganz phantastisch, abgesehen davon, daß ich infolge meines reichlichen Teegenusses mehrmals wach wurde und aufstehen mußte. Aber davon, daß mich der viele Tee am Einschlafen gehindert hätte, konnte überhaupt keine Rede sein. Und wie lang ich am nächsten Morgen noch in Morpheus' Armen gelegen bin, würdet ihr mir ja gar nicht glauben. Mein erster Weg nach dem Aufstehen führte mich selbstverständlich ins Zimmer meiner zwei Süßen, um nachzusehen, ob sie noch lebten. Na, und lebten sie noch? Jawohl, sie lebten noch, aber es ging ihnen beiden absolut saumäßig, und die sogenannte Diarrhöe hatte trotz der ärztlichen Behandlung wieder voll zugeschlagen, und sie hatten fast 39 Grad Fieber, und in der Nacht hatten sie kaum geschlafen; und meiner lieben Lydia juckte außerdem die Haut unter dem Netz am Kopf und am Hals fürchterlich. Sie mußten klarerweise im Bett bleiben, und ich sorgte dafür, daß ihnen reichlich Tee ins Zimmer gebracht würde; zum Essen hatten sie eh keinerlei Appetit, die Armen.
    Ich selber war zwar ebenfalls noch recht wackelig auf den Beinen und von meinen diversen Unpäßlichkeiten noch keineswegs zur Gänze geheilt und beschloß daher, den Rest des Tages in meinem einsamen Bettchen zu verbringen. Trotzdem fühlte ich mich irgendwie moralisch verpflichtet, nach meinem eigenen Frühstück mich im Zimmer meiner zwei Süßen hinters Telefon zu klemmen - in meinem Abstellkammerl gab's natürlich keines - und mit ihnen zusammen eine Reihe von Anrufen zu tätigen. Ich rief unter anderem bei mir daheim und auch bei meinen Eltern in Melk an, Lydia rief bei ihrem Freund und ihrer Mutter in St. Pölten an, und Myriam bei ihrem Vater und bei Mister Mohammed in Kairo. Und dann ließ ich mir von der Rezeption die Nummer der österreichischen Botschaft in Kairo geben und rief dort an und meldete Lydia und mich als wieder befreit und fast gesund und munter zurück. Und überall lösten wir mit unseren Anrufen ein ungeheures Aufatmen und eine hörbare Erleichterung aus. Wir überlegten auch kurz, ob wir uns nicht auch bei der Polizei in Luxor melden sollten, aber dazu verspürte ich, ehrlich gesagt, keine übermäßige Lust, und wahrscheinlich hätten wir eh nicht anrufen, sondern hinhatschen müssen, und das ging klarerweise nicht ohne Myriam, und solange die ein solches Fieber hatte und so geschwächt war, kam das ohnehin nicht in Frage. Und wir trösteten uns, oder besser: beruhigten unser Gewissen, indem wir uns sagten: Gestern abend sind wir auf der

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