Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
Vom Netzwerk:
nicht mehr lang herum, sondern packten ihn gleich und trugen ihn nach der bereits bewährten Methode bis zur Anlegestelle der Fähre, und Ruschdi und mich hießen sie, den Herrn Inspektor der Altertümer in unsere Mitte zu nehmen, ihn festzuhalten und ihnen auf dem Fuß zu folgen. Da schauten sich die Leute die Augen aus, kann ich euch sagen! Jetzt waren wir ja nicht mehr in der Wüste und schon gar nicht mehr in einem unterirdischen Labyrinth, sondern eben unter Leuten, in der Öffentlichkeit, und dazu kam, daß der Herr Inspektor der Altertümer in Luxor sicher eine wohlbekannte Persönlichkeit ist, ja, wahrscheinlich sogar zu den Honoratioren der Stadt zählt. Aber das war mir zu dem Zeitpunkt relativ gleichgültig. Für mich war einzig und allein wichtig, daß er sich jetzt wieder vollkommen beruhigt hatte und sein altes hochnäsig-würdevolles Gehabe zur Schau trug. Da wir auf die Fähre noch ein wenig warten mußten, setzten Achmad und Ibrahim ihren Gefangenen vor der Landebrücke auf eine Bank, und Ruschdi und ich setzten unseren Gefangenen neben ihn und und blieben selber davor stehen. Achmad und Ibrahim palaverten inzwischen eifrig miteinander und hatten noch eine Menge zum Lachen, vielleicht über Machmuts Sprüchlein oder vielleicht auch, davon ausgehend, über ihre eigene enorme sexuelle Leistungsfähigkeit - wer weiß. Ruschdi beteiligte sich jedenfalls an diesen Gesprächen nicht mehr, sondern stand stumm und gedankenverloren neben mir und betrachtete unseren Herrn Inspektor oder vielleicht auch nur die blühenden und duftenden Sträucher hinter ihm.
    Das nutzte ich aus und fragte ihn, was er über die beiden Delinquenten bis jetzt herausgefunden habe. Daraufhin erklärte er mir sehr freundlich, der angeschossene Polizist gehöre vermutlich der Bruderschaft der militanten Fundamentalisten an, aber der andere, der Inspektor der Altertümer, habe beteuert, mit denen eigentlich gar nichts zu tun zu haben; er habe sich mit ihnen nur zusammengetan, um so leichter in den Besitz archäologischer Funde für sein Museum zu kommen, und dazu bediene er sich nur deshalb illegaler Mittel, weil ansonsten die schönsten und wertvollsten Funde stets an das Ägyptische Museum in Kairo gingen und sein Museum regelmäßig das Nachsehen habe.
    'Hm ... da ist er ja direkt ein Idealist!' sagt ich nachdenklich und verspürte beinahe sowas wie Mitleid in mir.
    'Mag sein ... ja, in gewisser Hinsicht sicher', konzedierte Ruschdi widerstrebend. 'Aber seine Methoden ... seine Methoden sind die der Grabräuber, das kann niemand wegdiskutieren ... und außerdem absolut unwissenschaftlich!'
    'Naja, sicher. Aber zu diesen unwissenschaftlichen Methoden sah er sich offenbar gezwungen, weil ihm sonst vermutlich auch diese herrlichen Funde wieder durch die Lappen gegangen wären. Er mußte ja damit rechnen, daß die Behörden früher oder später durch uns Kenntnis von ihnen erhalten würden.'
    'Vollkommen richtig! Aber das ist noch lange keine Rechtfertigung für ein solches unwissenschaftliches Vorgehen! Du ahnst ja nicht, was für unersetzliche Verluste der Wissenschaft dadurch bereits entstanden sind! Und vergiß nicht, daß er auf uns zwar nicht geschossen hat, aber schießen hat lassen!'
    'Naja - mit dem bekannten Ausgang!' Und ich zeigte auf den Verwundeten vor uns. 'Wie soll's jetzt übrigens weitergehen? Hast du nicht Angst, daß inzwischen echte Grabräuber deren Werk fortsetzen?'
    'Nein, ich glaube nicht, daß die das weitererzählt haben.'
    'Auch nicht den Mitbrüdern - ich meine: anderen Mitgliedern der Bruderschaft der Fundamentalisten?'
    'Hm - eher nicht. Sicher kann man da natürlich nie sein. Aber wie auch immer - das von euch entdeckte Grab wird nicht lange unbewacht bleiben. Weißt du, ich werde nur rasch die beiden bei der Polizei abliefern und dort im übrigen sofort Verstärkung anfordern, und dann werden wir unverzüglich wieder an den Fundort zurückkehren und versuchen zu retten, was zu retten ist.'
    Mittlerweile hatte die Fähre angelegt, und Achmad und Ibrahim packten wieder ihren Gefangenen und trugen ihn an Bord, und Ruschdi und ich, wir packten unseren Gefangenen und führten ihn an Bord. Hier fiel mir zu meiner Überraschung Ibrahim um den Hals, drückte mir auf beide Wangen je ein Bussi und überhäufte mich mit einem Wortschwall sondergleichen, und Ruschdi erklärte, daß er sich von mir verabschiede, weil er zum Auto zurückeilen müsse, um auf dieses aufzupassen. Aber bevor ich noch was dergleichen tun

Weitere Kostenlose Bücher