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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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Gute und viel Erfolg bei der Suche nach einem Reisebüro, das mich als Reiseleiter engagieren würde, und boten mir an, mir bei Bedarf jederzeit ein Empfehlungsschreiben auszustellen.
    Dieses war der erste Schlag, und der zweite folgt so ... Ach schade, das reimt sich nicht. Naja, also der zweite Schlag: mein Chef bat mich zu sich in die Direktionskanzlei und teilte mir mit Leichenbittermiene mit, ich müsse mir leider eine neue Schule suchen, aber er dürfe mich zu seinem Leidwesen ab Beginn des nächsten Schuljahres nicht mehr beschäftigen, obwohl er an und für sich mit meiner Arbeit als Lehrer restlos zufrieden sei. Aber sie seien eben keine staatliche Schule und unterstünden der kirchlichen Obrigkeit, und die habe gegen meine Weiterbeschäftigung an einer kirchlichen Institution ihr Veto eingelegt - er wisse auch nicht genau, wieso; man habe ihm nur mitgeteilt, daß ich absolut untragbar sei. Na (und dabei seufzte er herzzerreißend), wenigstens dürfe er mich das Schuljahr noch abschließen lassen! Und er schaute mich mit einem Gesicht an, daß ich mich beinahe verpflichtet fühlte, ihn zu trösten.
    Nun, dieser Schlag ließ mich keineswegs kalt. Ich unterrichtete aus einer ganzen Reihe von Gründen wahnsinnig gern in Melk, aber der Hauptgrund war vielleicht der, daß das eine der wenigen Schulen ist, wo noch Griechisch unterrichtet wird. Und abgesehen davon: würde ich bei dieser eklatanten Lehrerschwemme heutzutage überhaupt eine Stelle an einer anderen Schule finden?
    Und dann der dritte Schlag. Der ging mir unter die Haut. Es war zwei oder drei Tage später. Ich hatte mich gerade nach langem Hin und Her dazu aufgerafft, meiner Frau reinen Wein einzuschenken - nicht über die Sache mit der Lydia, wohlgemerkt, und schon gar nicht über die mit der Myriam, sondern über den Rausschmiß aus dem Melker Stiftsgymnasium. Aber dazu kam ich gar nicht mehr. Sie kam mir zuvor - mit einer Gardinenpredigt, die sich wahrhaft gewaschen hatte. Meine Affären seien das Tagesgespräch in Melk, und wie stehe sie jetzt da? Das Tagesgespräch in Melk? War mir noch nicht aufgefallen. Aber gut, das sagt nichts; es ist ja bekannt, daß die unmittelbar Betroffenen sowas stets als allerletzte zu Gehör kriegen. Und Melk - naja, Melk ist ein Tratschnest, das ist wahr. Aber nun weiter die Gardinenpredigt: sie, meine Frau, habe meine ständigen Eskapaden bisher stets geduldig, und ohne zu klagen, ertragen (geduldig, und ohne zu klagen: das stimmt nicht, aber ich hütete mich, ihr das zu sagen oder auf ihre Gardinenpredigt überhaupt irgendwas zu entgegnen). Aber jetzt habe sie die Nase voll und wolle daher diese Gelegenheit ergreifen, um endlich ein solches Leben zu beginnen, wie es ihr schon seit langem vorschwebe: allein, selbständig, eigenverantwortlich, ohne sich ständig von mir bevormunden zu lassen - ich wisse es vielleicht nicht, aber ich sei ein fürchterlicher Despot (sie hatte vollkommen recht, die Gute: das war mir tatsächlich neu) - und auch ohne ständig für mich kochen, Wäsche waschen und Unterhosen bügeln zu müssen. Daher: fort mit mir! Nein, so hat sie's in Wirklichkeit nicht formuliert, aber ich muß gestehen, ich war inzwischen derart durcheinander, daß ich mich an den genauen Wortlaut ihrer Schlußworte beim besten Willen nicht mehr erinnern kann. Sie sind ungefähr so gegangen: Daher möge ich mich um eine eigene Wohnung umschauen und ehestmöglich aus der ehelichen Wohnung verschwinden. Aber an ein Nachwort kann ich mich noch recht deutlich erinnern, und zwar einfach deshalb, weil sie es mehrfach wiederholt hat: meine neue Beziehung möge ich ja nicht abbrechen - offenbar, um keinen Anlaß zu schaffen, doch in der ehelichen Wohnung zu bleiben.
    Wie ich schon erwähnt habe, hatte ich diesem Vortrag, dieser Gardinenpredigt völlig kommentarlos gelauscht, und ich entgegnete auch kein Wort, als sie damit zu Ende war. Vielleicht hat sie's als Hochmut aufgefaßt, vielleicht als Ausdruck meines schlechten Gewissens - ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß ich weder hochmütig war noch ein schlechtes Gewissen hatte. Ich war einfach so durcheinander, so konsterniert, so schockiert, daß ich beim besten Willen kein Wort herausgebracht hätte. Außerdem war ich - ich sag's ehrlich - den Tränen nahe. Vielleicht geschah das nicht einmal so sehr wegen ihr - obwohl ich in gewisser Hinsicht immer noch auf sie stand, ob ihr's glaubt oder nicht -; es geschah wohl in erster Linie wegen meinem Kleinen. Ich hing so an ihm,

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