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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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besten wissen, was du da ausgefressen hast!'
    'Na, eine Freundin hab' ich mir halt aufgezwickt - na und?'
    'Ja eben, und noch dazu in aller Öffentlichkeit.'
    'Was heißt in aller Öffenlichkeit? Hätte ich sie in der Wüste verstecken sollen?'
    'Das Zimmer hat du angeblich sogar mit ihr geteilt. Stimmt das? Eingeteilt warst du ja mit einem Mann, wenn ich nicht irre.'
    'Na, was die alles gesehen haben! Oder haben sie's gerochen? Jawohl, es stimmt.'
    'Und gekümmert hast du dich - angeblich - nur um die jungen Damen. Aber ich weiß schon, das ist eine vollkommen unbeweisbare Behauptung, die nur der Mißgunst und der Niedertracht desjenigen entspringt, der sich vom Reiseleiter vernachlässigt fühlt.'
    'Eben. Du weißt das, weil du Erfahrung hast. Aber der Bischof hat keinen blassen Dunst und weiß das daher nicht. Sollte man ihn nicht vielleicht aufklären?'
    'Ach, schlag dir das aus dem Kopf! Du weißt so gut wie ich, daß man mit unserem Bischof nicht reden kann. Der hört einem doch nicht einmal zu. Und warum braucht er nicht zuzuhören? Weil er - eh klar - immer schon alles weiß. Ich weiß, daß ich alles weiß. Wer hat das gesagt?'
    'Ach, du meinst den Sokrates! Na, das geht aber umgekehrt: Ich weiß, das ich nichts weiß. Drum hat er allen geduldig zugehört.'
    '... und hat, soviel ich weiß, zuletzt wegen Verführung der Jugend den Schierlingsbecher trinken müssen. Naja. Er war ja auch kein Bischof. Aber ... da ist noch was ...'
    'Wie meinst du? Noch eine Anschuldigung gegen mich?'
    'Ja. Du sollst Jugendlichen zu unzüchtigen Handlungen Vorschub geleistet haben ...'
    'Wie bitte? Was ist denn das für ein Schwachsinn?'
    '... indem du ihnen dein Hotelzimmer zur Verfügung gestellt hast.'
    'Was sagst ...' Ich verstummte schlagartig und fühlte Wut und Empörung in mir aufsteigen. Und dann erhob sich in mir Verwunderung, wie das der Giftzwerg nur spitz gekriegt haben mag, und diese Verwunderung drängte meine Wut und meine Empörung mit der Zeit so weit zurück, daß ich wieder reden konnte. Ich versuchte ganz trocken und sachlich zu sprechen und sagte: 'Das stimmt natürlich bis zu einem gewissen Grad. Ich hab' an unserem letzten planmäßigen Abend in Luxor, als ich mit unserer ägyptischen Reiseleiterin und meiner Freundin zum Kauf eines Papyrus über den Nil fahren mußte, dem Clemens Heuberger und der Barbara Schroll aus purer Gefälligkeit für die Zeit meiner Abwesenheit mein Zimmer zur Verfügung gestellt, weil sie mich so lieb darum gebeten haben und weil sie überhaupt so entzückende und so brave Kinder sind. Da sieht man wieder einmal, wie einem von niederträchtigen Zeitgenossen aus Gefälligkeiten ein Strick gedreht werden kann! Aber es hat eh überhaupt keinen Sinn, mich aufzuregen. Nur eins möcht' ich wissen: wie das der Giftzwerg spitz gekriegt hat!'
    'Welcher Giftzwerg?'
    'Na, der Herr Schoberbauer. Den haben alle nur mehr Giftzwerg genannt.'
    'Ja, genau, das ist der, der sich schon zuvor bei mir über dich beschwert hat und dann, wie er gesehen hat, daß ich seine Beschwerden nicht ganz ernst nehme, offensichtlich zum Bischof gerannt ist.'
    'Was er mir übrigens ständig angedroht hat, aber bei ganz anderen Dingen. Ja, und wie kann der das nur spitz gekriegt haben? Das versteh' ich nicht.'
    'Ach, das haben alle spitz gekriegt!'
    'Alle? Aber das gibt's doch nicht!'
    'Doch, doch, das gibt's!'
    'Ja, wie denn, um Himmels willen?'
    'Sehr einfach: sie haben einen zu guten Schlaf, deine zwei entzückenden und braven Kinderlein. Wie du am nächsten Morgen auch zur Abfahrt noch nicht aufgekreuzt bist, haben sich die Leute, so wurde es mir berichtet, an deine Tür herangemacht und so lang geklopft, bis sie aufging und die zwei braven Kinderlein dahinter sichtbar wurden.'
    'Ach, verschlafen haben sie! Ja dann! Aber da muß ja schon vorher Alarmstufe 1 geherrscht haben, wenn die zwei so lang verschollen waren!'
    'Na, was glaubst du! Der Vater des Mädchens soll schon mitten in der Nacht eine private Suchaktion unternommen und dabei auch an deine Zimmertür geklopft haben, aber da scheinen eben die zwei viel zu gut geschlafen zu haben, als daß sie davon aufgewacht wären. Wären sie damals aufgewacht, so wäre das vielleicht gar nicht an die große Glocke gehängt worden.'
    Aber ich versicherte ihm, daß das jetzt auch schon egal sei, und beendete diese unerquickliche Aussprache, indem ich mich etwas überstürzt von ihm und auch von Vera verabschiedete. Sie wünschten mir mit großer Herzlichkeit alles

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