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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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dann noch einmal auf der anderen Seite der Moschee, dort, wo wir aus ihr herausgekommen waren. Als wir uns dann unserem Bus näherten, winkte uns der gute Machmut schon von weitem zu, und das hatte bestimmt was zu bedeuten. Und so war's dann auch: Salam, der große Führer und Schwarm aller Frauen, saß im Bus und schmollte. Trotzdem nahm ich meine ganze Selbstbeherrschung zusammen und fragte ihn so freundlich wie möglich, wie nun das Programm weitergehe. Er aber schnaubte nur und zischte: 'Programm des Tages beendet!'
    Interessant war übrigens Machmuts Reaktion. Er klopfte mir wieder lachend auf die Schulter und zeigte heimlich, so daß er's nicht sehen konnte, auf Salam und verzog dabei auf höchst witzige Weise das Gesicht und grinste hämisch. Ich muß sagen, dafür war ich ihm direkt dankbar. Unsere beiden Freunde und Helfer fanden das alles hingegen viel weniger lustig, sagten aber kein Wort - und hätten sie eines gesagt, so hätten sie damit höchstwahrscheinlich nicht sehr viel ausgerichtet, weil ich sie ja nicht verstanden hätte. Trotzdem war mir diese Situation, bei Licht betrachtet, alles andere als angenehm, und während uns Machmut ins Hotel zurückkutschierte, begann ich ernsthaft auf Abhilfe zu sinnen. Und da fiel mir plötzlich ein, was der Chef der ägyptischen Agentur - wie hieß er doch gleich? Ach ja: Mister Mohammed - was mir also Mister Mohammed gestern am Flughafen versichert hatte: er werde mich heute abend im Hotel besuchen und sich vergewissern, ob ich mit seinem Service zufrieden sei; und wenn nicht, so werde er für sofortige Abhilfe sorgen. Na, und war ich zufrieden? Ich mußte innerlich lachen; schon die Frage allein empfand ich als Witz oder vielmehr als Hohn! Und nun wußte ich ganz genau, was ich Mister Mohammed sagen würde.
    Mitten in meine Überlegungen platzte Salam mit der Ansage, morgen stünden die Pyramiden von Gisa auf dem Programm, außerdem Sakkara und Memphis, und Abfahrt sei wie heute wieder um halb neun. Da erinnerte ich mich an die Beschimpfungen, die ich gestern abend unter anderem wegen dieser späten Abfahrt hatte einstecken müssen, gab mir einen innerlichen Ruck, schnappte mir das von Salam inzwischen schon wieder zurückgelegte Mikrophon und sagte ohne viel Nachdenken an, das sei ein Irrtum; Abfahrt sei morgen wegen des umfangreichen Programms und der wesentlich längeren Wegstrecke schon um acht Uhr. Basta. Und? Nun, die Leute gaben Rufe der Zustimmung von sich. Und Salam? Der gab gar nichts von sich, sondern zuckte nur mit den Schultern. Na gut, ich zuckte auch mit den Schultern. Wie heißt das Sprichwort? Wer zuletzt zuckt, zuckt am besten. Oder so ähnlich.

    5. Teil

    'tis no crime to love
    (ALEXANDER POPE)

    Bald darauf lud uns Machmut vor dem Hoteleingang ab. Ich klopfte ihm zum Abschied herzlich auf die Schulter, lachte ihn an und sagte dabei ein arabisches Wort, das ich mir schon daheim eingeprägt hatte, nämlich 'schokran', das heißt, 'danke'; gleichzeitig drückte ich ihm einen schönen Kugelschreiber und eine Packung teurer Zigaretten in die Hand. Na, den hättet ihr jetzt erleben sollen! Er sprang auf und tat einen Moment so, als wollte er mir um den Hals fallen; das machte er dann zwar doch nicht, aber er ergriff mit beiden Händen meine rechte Hand und schüttelte sie lang und heftig, und dabei überschüttete er mich mit einem sagenhaften Wortschwall.
    Als ich mich endlich freimachen konnte und ausstieg, wartete schon die nächste Überraschung auf mich; denn wer kam da mit ausgestreckter Hand, und übers ganze Gesicht grinsend, auf mich zugestapft? Mein Taxilenker von gestern abend! Na, der muß aber eine schöne und erfolgreiche Nacht hinter sich haben! Oder ist er von meinem Trinkgeld so angetan gewesen? Jedenfalls mußte ich erneut einen unglaublichen Wortschwall über mich ergehen lassen, diesmal halb englisch, halb arabisch, oder vielleicht genauer: ein Drittel englisch, zwei Drittel arabisch. He - was sagt er da? 'Want folklore? Want belly dancing?' Ob ich mich für Bauchtanz interessiere? Und da fällt mir plötzlich ein, daß mir meine erfahrenen Kollegen alle übereinstimmend empfohlen hatten, für meine Gruppe noch in Kairo einen Bauchtanz- und Folkloreabend zu organisieren. Das wär' doch die Idee! 'How much?' frage ich ihn. Da strahlt er noch mehr und nennt seinen Preis und betont, das sei ein Spezialpreis, nur für mich. Nun versuche ich ihm klarzumachen, daß ich da zuerst meine Gruppe befragen müsse und ihm anschließend

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