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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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- aber diese Möglichkeit fällt mir erst jetzt, wo ich's erzähle, ein - könnten unter den orientalisch aussehenden Besuchern natürlich auch Touristen aus anderen arabischen Ländern gewesen sein, vor allem aus den reichen Ölstaaten.
    Aber das nur nebenbei. Was ich eigentlich sagen wollte: obwohl das Innere des Zeltes schon bummvoll war, wurden uns von den als Beduinen verkleideten und sehr fesch aufgemascherlten Platzanweisern ausgesprochen gute Plätze weit vorne zugewiesen; das heißt, mein braver Taxler hatte uns weder übers Ohr noch übers Haxl gehauen. Und wir waren nicht zu früh gekommen! Wir waren erst höchstens fünf Minuten gesessen und hatten eben das eine freie Getränk bestellt, das im Eintrittspreis inkludiert ist, als es auch schon losging. Es begann nicht gleich mit einem Bauchtanz, sondern mit einer dieser typischen Folklorevorführungen, wie man sie heute offenbar in der ganzen Welt in mehr oder weniger standardisierter Form zu sehen kriegt. Nur das Schuhplatteln fehlte; dafür - das war mir neu - stießen die Frauen immer wieder dieselben schrillen, ohrenbetäubenden Trillerlaute aus, wie ich sie einmal in einer Universum-Sendung über Afrika erlebt habe. Die sind in Ägypten offenbar eine Konzession ans Lokalkolorit. Daneben gab's verschiedene Varieté-Nummern, deren Qualität ich nicht beurteilen kann, weil ich mich da zuwenig auskenne.
    Ja, und dann eben der Bauchtanz. Also, was die Bauchtänzerinnen anlangt - es traten nämlich mehrere hintereinander auf -, so erlebte ich eine arge Enttäuschung. Der Bauchtanz als solcher war mir ja nicht mehr fremd. Da ich ja ein kulturbeflissener Mensch bin, nicht wahr, hatte ich schon zuvor bei Urlaubsaufenthalten in der Türkei und in Tunesien Bauchtanzvorführungen gesehen. Nun heißt der Bauchtanz ja nicht so, weil man auf dem Bauch tanzt, weder auf dem eigenen noch auf einem fremden. Nein, sondern weil man mit nacktem Bauch tanzt. Übrigens merke ich gerade, daß das so auch nicht ganz richtig gesagt ist; schließlich tanzt nicht 'man', sondern eine mehr oder weniger reizvolle Frau und ... Ja, jetzt muß ich das, was ich zu diesem Giftzwerg und seiner kaum weniger giftigen Alten gesagt hatte, doch ein klein wenig relativieren. Der Zweck des Bauchtanzes ist es ursprünglich natürlich sehr wohl, den Mann, den Herrn und Meister des Harems, zu reizen, also entweder von den anderen Haremsdamen abzulenken und auf sich aufmerksam zu machen oder aber, was ja auch im Bereich des Möglichen liegt, einem eventuellen Mangel an Lust oder, wie's Homer nennt, an 'süßem Verlangen' auf seiten besagten Herrn und Meisters durch geschickte und zugleich künstlerisch wertvolle Präsentation der weiblichen Reize abzuhelfen; und schließlich sind die häufigsten und charakteristischsten Bewegungen des Bauchtanzes, soweit ich das beurteilen kann, ganz deutlich stilisierte Koitusbewegungen. Also, so gesehen, hat der Giftzwerg natürlich nicht völlig unrecht, wenn er von Unsittlichkeit spricht, aber erstens konnte ich ihm das natürlich nicht zugeben, um seine moralische Entrüstung nicht noch zusätzlich anzuheizen, und zweitens ist diese moralische Entrüstung ihrerseits nur ein weiterer Beweis für die lächerliche, weil unnatürliche und eben dadurch inhumane Leibfeindlichkeit der Kirche, die in letzter Konsequenz zur Keuschheit innerhalb der Ehe führen müßte ...“
    „... und auch schon geführt hat!“ wirft Johnny ein.
    „Jawohl, auch schon geführt hat - vollkommen richtig! Und nicht erst seit Augustinus, wie's von manchen Theologen, denen dieser Aspekt des Christentums mit Recht peinlich ist, behauptet wird. Und, um wieder auf den Bauchtanz zurückzukommen, wo sonst ist sein ursprünglicher Platz als eben innerhalb der Ehe? Der islamischen Ehe, wohlgemerkt, mit ihren bis zu vier Ehefrauen und einer unbegrenzten Anzahl von Konkubinen.
    Also, was ich eigentlich sagen wollte: der Bauch der Bauchtänzerin ist natürlich nackt; drum heißt der Bauchtanz ja auch so. Wer beschreibt daher meine Enttäuschung, als ich jetzt sehen mußte, wie eine Tänzerin nach der anderen mit einem Netz vor dem Bauch oder genauer rund um die Taille auftrat. Ansonsten waren sie angezogen wie ihre Kolleginnen in der Türkei und in Tunesien, aber der Bauch war hinter einem Netz versteckt! Da hätte ja der Giftzwerg gar nicht zu schimpfen brauchen!
    Na, wenigstens hatten wir unseren Götzi dabei! Dessen Kommentare und sonstige Bemerkungen waren, für mich jedenfalls, das bei weitem

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