Geliebte Myriam, geliebte Lydia
geworden, die macht sich heute nämlich besonders schön.
'Oh, da hat sie heute abend sicher noch was vor!' ätzte Götzi.
'Wer weiß?' lachte Lydia. 'Aber wenn ich mir dich genauer anschaue - ich glaub', du hast ebenfalls noch was vor!'
Götzi lachte etwas verlegen, so schien es mir, und wurde sichtlich rot. Tatsächlich - das war mir gar nicht aufgefallen, wie er sich heute herausgeputzt hatte!
Während wir noch so herumblödelten, kam auch schon die Babsi, miniberockt, in höchster Eile angewetzt und stammelte atemlos, wir mögen sie doch bitte entschuldigen, und es sei sonst gar nicht ihre Art ... Aber wir ließen sie gar nicht ausreden, sondern setzten unsere Blödelei auf ihre Kosten fort und zogen sie halt ein bisserl auf, und sobald ich fand, jetzt sei sie genügend aufgezogen und ausreichend bestraft, packte ich sie, um sie zu trösten, einfach unterm Arm und kommandierte: 'Los!' Ja, und wie's so schön heißt: Auf los ging's los. Wir marschierten geschlossen in den Hof hinaus und wurden dort sowieso schon von meinem Taxler und einem Kollegen, den er inzwischen aufgetrieben hatte, sehnsüchtig erwartet. Sechs Personen waren wir insgesamt; denn ich mußte natürlich mitkommen. Und das paßte genau für zwei Taxis. Jetzt mußte ich die Babsi loslassen - und mir kam vor, sie hätte sich gern noch länger von mir festhalten lassen -, und sie stieg zusammen mit der Lydia in den Fond des Wagens 'meines' Taxlers, und auf den Beifahrersitz setzte sich mit der allergrößten Selbstverständlichkeit der Götzi. Also stieg ich zusammen mit den Eltern von Clemens und Florian - Heuberger heißen sie übrigens - als letzter ins andere Taxi und gab gleichzeitig den beiden Fahrern sozusagen grünes Licht.
Während der Fahrt plauderte ich mit den Heubergers hauptsächlich über den Verlauf des heutigen Tages und erzählte ihnen unter anderem, daß Mister Mohammed versprochen habe, uns morgen einen anderen Führer zu schicken. Diese Aussicht fand Herr Heuberger, wie ich's nicht anders erwartet hatte, höchst erfreulich. Doch seine Frau zeigte sich zu meiner Überraschung gar nicht so übertrieben begeistert. Sie konnte Salams Führungen so manches Positive abgewinnen; sie habe schon Schlimmeres erlebt - Was, noch Schlimmeres? Gibt's das? -, und sie halte sich immer an den altbewährten Spruch: Es kommt nie was Besseres nach. Hu - diese Äußerungen der lieben Frau Heuberger dämpften meine Euphorie beträchtlich, ja, sie verursachten mir direkt ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Am Ende hatte ich mir's jetzt mit allen Damen verscherzt? Ich hatte ja nie daran gedacht, daß die an Salam irgendwas Anziehendes finden könnten; zwar hatte ich ihn für mich selber, quasi für den internen Gebrauch, immer als Liebling oder Schwarm aller Frauen bezeichnet, weil er halt gar so schön ist, aber das war natürlich eher abwertend gemeint gewesen, und ich hätte nie im Ernst vermutet, daß da was dran sein könnte. Und außerdem: was ist, wenn die Frau Heuberger mit ihrer Behauptung, es komme nie was Besseres nach, wirklich recht haben sollte? Das wären ja dann schöne Aussichten! Na, zum Glück war ich nicht gezwungen, viel darauf zu antworten. Das besorgte nämlich ihr Göttergatte höchstpersönlich, und zwischen den zweien entwickelte sich eine lebhafte Debatte über dieses Thema, und die Debatte wurde mit der Zeit immer lebhafter und hätte möglicherweise noch in einem regelrechten Ehekrach geendet, wären wir nicht vorher am Ort des Geschehens angekommen; und in der Hektik des Aussteigens und bei der Menge der neuen Eindrücke, die jetzt auf die beiden einströmten, war der Anlaß der beiderseitigen Erregung naturgemäß von einem Moment auf den anderen vergessen.
Uns erwartete ein riesiges, buntes Zelt - offenbar ein stilisiertes und überdimensioniertes Beduinenzelt. Und es war bereits bummvoll. Direkt ein Segen, dachte ich bei mir, daß unser Taxifahrer die Eintrittskarten schon im voraus besorgt hatte! Sicher verdient er an ihnen mit; aber soll er doch! Dafür haben wir jetzt unsere reservierten Sitze. Hier entdeckten wir auch Europäer oder Amerikaner und die unvermeidlichen Japaner, aber die überwiegende Mehrheit der Besucher bestand doch aus Einheimischen; immerhin war ja, wie wir schon zur Genüge wußten, Ramadan, und da dienten die Nächte, wie wir ebenfalls schon zur Genüge wußten, nach dem Willen Mohammeds zum Essen, zum Trinken, zum Feiern und vielleicht noch zu weiteren schönen Tätigkeiten. Übrigens
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