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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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stimmt!'
    'Hm ...', hörte ich noch von hinten, und dann hörte ich von hinten nichts mehr. Jetzt wagt sie mir also doch nicht mehr zu widersprechen und ihr Wissen und Können unter den Scheffel zu stellen, dachte ich schmunzelnd, und dann fiel mir wieder ein, worauf ich eigentlich hinauswollte, und ich begann wieder: 'Aber was ich eigentlich sagen wollte: es steht also fest, daß seit Alexander eine starke griechische Zuwanderung stattgefunden hat. Ich kann's zwar nicht beweisen, aber ich bin überzeugt, daß insgesamt nicht weniger Griechen eingewandert sind als später Araber - eher viel, viel mehr.'
    'Ja, möglich.'
    'Na, und wenn ich nun an so manche griechische Statuen denke ...' Ich drehte mich nach Myriam um.
    'Ja? Was willst du damit sagen?'
    'Die griechischen Skulpturen sind ja nachgerade berühmt für ihr edles Profil. Oder wenn ich an die griechischen Reliefs und Vasenbilder denke ... Dein Profil könnte ebenso gut ein griechisches sein!'
    'Oho! Du Schmeichler!'
    'Ich sagte schon, ich schmeichle nicht!'
    'O doch! Übrigens - ich weiß nicht, ob's ein Zufall ist oder nicht, aber mein Vater kann Griechisch.'
    'Als Muttersprache oder als Fremdsprache?'
    'Als Fremdsprache, aber er hat sie schon als kleines Kind gelernt. Weißt du, vor Nasser haben viele griechische Händler in Ägypten gelebt.'
    'Aha!'
    'Übrigens: wußtest du, daß Kleopatra ebenfalls Griechin war?'
    'Na klar! Ich hab' nur nicht daran gedacht. Also das steht fest. Jetzt müssen wir nur noch entscheiden, ob dein Profil ein altägyptisches oder ein griechisches ist! ... Was ist das? Sind wir schon da?'
    Tatsächlich - wir waren schon da. Also war's wieder nichts mit dem Flirten. Aber zum Glück war ja noch nicht aller Tage Abend. Zu sehen war zwar nichts, aber Myriam erklärte meiner andächtig versammelten Gruppe zunächst das gleiche, was sie mir schon erklärt hatte, daß in der griechischen und römischen Epoche hier ein großes Heiligtum bestanden habe, zu dem Pilger aus nah und fern herbeigepilgert seien. Verehrt worden sei hier Sarapis oder Serapis, ein griechischer Gott, der von den neuen, griechischen oder eigentlich mazedonischen Herrschern, den Ptolemäern, künstlich aus einer altägyptischen Gottheit gebildet worden sei, um von Ägyptern und Griechen gemeinsam angebetet zu werden. Sein Tempel habe sich hier an dieser Stelle vor uns erhoben, sei aber bis auf ein paar kümmerliche Überreste verschwunden. Was aber wunderbar erhalten sei, das sei eine ausgedehnte, aus dem Fels des Untergrunds gehauene Krypta, die wir jetzt besuchen würden.
    Und damit lud sie uns mit einer ihrer unnachahmlichen Gesten ein, ihr zu folgen, drehte sich um und führte uns über einen Stufenweg in die Unterwelt. Und was erwartete uns dort? Nein, keine Höllenstrafen; wir mußten nicht einmal gebückt gehen; sondern riesige Sarkophage, aus rotem und schwarzem Granit, jeder aus einem einzigen Block herausgearbeitet. Und was hatten die, glaubt ihr, ursprünglich enthalten? Denn jetzt sind sie alle leer, ausgeplündert.“
    Giggerle blickt Johnny und die Henne prüfend an, doch diese zucken nur mit den Schultern, und die Henne erwidert: „Keine Ahnung. Dinosaurier?“
    „Sehr witzig!“ lacht Giggerle. „Aber du bist schon nahe dran.“
    „Elefanten?“
    „Heilige Stiere!“
    „Was, heilige Stiere?“ ruft Johnny erstaunt aus. „Und ich dachte, es gebe nur heilige Kühe!“
    „Na, die heiligen Kühe sind doch nur in Indien anzutreffen!“ rügt die Henne.
    „Und in Nepal!“ ergänzt Johnny. „Und das in rauhen Mengen!“
    „Genau!“ wirft Giggerle ein, um das Wort wieder an sich zu reißen. „Und von den heiligen Stieren hat's in Ägypten immer nur je ein Exemplar gegeben, den sogenannten Apis-Stier, und der galt als Inkarnation des höchsten Gottes von Memphis, Ptah. Man suchte ihn nach besonderen Kennzeichen aus: weißes Dreieck auf der Stirn, mondförmiger Fleck auf den Flanken, adlerförmiger Fleck auf dem Nacken und so weiter. Er wurde feierlich inthronisiert und nach seinem Tod mumifiziert und in einem solchen riesigen Sarkophag beigesetzt. Danach machten sich die Priester auf die Suche nach einem Nachfolger, den sie an den erwähnten Zeichen erkannten. Das hat uns die Myriam alles ausführlich erklärt.“
    „Ha!“ ruft Johnny aus. „Das is ja genau wie in Tibet beim Dalai Lama und anderen Inkarnationen von Göttern! Wenn dort ein Mensch, der als solche göttliche Inkarnation verehrt wird, stirbt, müssen die Priester oder Mönche

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