Geliebte Nanny
war wirklik gut«, lobt sie mich. »Sso perfekt trifft nicht mal Giulia die Töne.«
»Danke.«
»Mak dir nix draus, Melek. Die ssind immer sso ssu Fremden.« Sie bewegt ihre Augen in Richtung Giulia und deren Tratsch - Verein. »Jetzt ssie habben auf dik abgeßehen.«
Das lässt mich aufhorchen. Ob es ihr anfangs genau so erging, will ich wissen. Sie nickt.
» Dik hat es nok lange nik sso hart getroffen, wie mik damals. Du biß ja nur ein Kindermädßen.«
»Was meinst du damit?«
Sarita stiehlt sich diskret in die hinterste Ecke des Raumes. Ich folge ihr katzenartig. Dann sagt sie im Flüsterton: » Du haß sließlik keinen millionensweren Witwer geheiratet, dessen faßtorbene Ehefrau hatte eine beßondere Sstellung in deren Freundeskreis.« Verächtlich mustert sie die anderen Frauen und fährt fort: »Du ahnst gar nik welße Gemeinheiten kamen von deren Sseite.« Sie schaut betrübt zu ihrer kleinen Tochter, die immer noch versucht, Gerald zum Ballspielen zu animieren. Die Kleine ist wirklich sehr hübsch mit ihren dunklen Mandelaugen und dem leicht asiatischen Aussehen.
»Ssie habben mik genannt eine käufliße, slitzaugige Sstraßenmädßen, hinter vorgehaltene Hände...«, knüpft Sarita an. » Ssie habben mik deutlik sspuren lassen, dass ik werde in ihren Reihen nik den Platz von meine Vorgangerin einnehmen.«
Ungläubig schüttele ich den Kopf.
»Außerdem ik hab weßentlik langer gebraukt als du, fur lernen auswendik die Gebete«, sagt sie mit einem bescheidenen Grinsen auf den Lippen. Allmählich keimt Wut in mir auf. Was bilden sich diese arroganten Weiber überhaupt ein? So ein hinterfotziges Benehmen muss man unbedingt stoppen.
Auf dem Heimweg hämmert es in meinem Schädel. Wie kann man diese hochmütigen Schnepfen zu Fall bringen? Die arme Sarita, die keiner Fliege etwas zu Leide tut, so respektlos zu behandeln! Sie sollen endlich einsehen, dass sie einen Fehler begangen haben und sich gefälligst dafür entschuldigen. Und bei mir übrigens auch (wenn sie schon mal dabei sind).
Gerald schlummert, wie so oft, in seinem Buggy. Dieser Junge schläft so viel, dass man fast glauben könnte, jemand würde ihm jeden Morgen Schlafmittel in den Kakao mischen.
Ich nutze die Zeit für einen Spaziergang über das ausgedehnte Privatgrundstück der von Degenhausens. Unterwegs entdecke ich einen Steinpavillon, der es mir angetan hat. Er verfügt über sechs Säulen und ein Dach, das wie eine Halbkugel geformt ist. Der Pavillon steht versteckt im hintersten Teil des Gartens, der wie ein Irrgarten angelegt ist, mit all seinen hohen, akkurat beschnittenen Hecken und Büschen. Die parkähnlichen Ausmaße dieses Irrgartens werden mir allerdings erst richtig bewusst, als ich nach einem halbstündigen Streifzug noch immer nicht herausgelangt bin. Ich sollte mich langsam auf den Rückweg machen. Ein Kompass wäre jetzt nicht schlecht. Hm, diese kegelförmige Konifere kommt mir so bekannt vor. Ich werde dieses komische Gefühl nicht los, die ganze Zeit im Kreis herumzulaufen. Von leichter Panik ergriffen, male ich mir das Schlimmste aus. Ich sehe mich schon wochenlang im Degenhausener Garten herumirren. Gerald und ich werden uns von Schnecken und Grillen ernähren müssen, denn bei meinem Glück, habe ich sicher nicht mal Handy - Empfang, um Hilfe zu rufen.
Endlich ! Hinter einer mannshohen Hecke erkenne ich die Villa von Degenhausen. Gott sei Dank. Erleichtert düse ich mit dem Buggy los in Richtung Zivilisation; nehme dabei blindlings eine Abkürzung über den sorgfältig gepflegten Rasen und stelle erst, als ich auf dem Kiesweg zum Halten komme fest, dass das keine besonders gute Idee war. Aber wer kann schon ahnen, dass ein harmloser Buggy solche gravierenden Reifenspuren auf der empfindsamen Grünfläche hinterlässt? Die sollten es wirklich in Erwägung ziehen, die Grassorte zu wechseln. Meine Empfehlung: Strapazierfähiger Fußballfeld - Rasen.
Meine rasche Bemühung um manuelle Schadensbegrenzung erzielt aber leider nicht den gewünschten Revidierungseffekt. Ich hatte noch nie einen grünen Daumen. Eilig schiebe ich den Buggy über den Kiesweg zum Hauseingang. Zum Glück ist mir niemand begegnet. Bleibt nur zu hoffen, dass der bucklige Gärtner – Dietmar heißt er übrigens – die hinterlassenen Kinderwagen - Reifenspuren nicht als solche identifiziert. Wenn er logisch denken kann, wird er natürlich sofort wissen, wer dafür verantwortlich ist. Es sei denn, ich trete als zufällige
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