Geliebte Rebellin
ähnlichen Start im Leben gehabt wie du.«
Baxter stemmte eine Faust auf das Kaminsims und sah ins Feuer. »Wir sind beide Bastarde, falls du das meinst.«
»Aber aus ihm ist ein echter Mistkerl geworden, und das hat er nur sich selbst zuzuschreiben«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Du dagegen hast dich zu einem wahren Gentleman entwickelt.«
Er blickte erstaunt auf. Der Schein des Feuers spiegelte sich in seinen Brillengläsern. »Was, zum Teufel, soll das heißen?«
»Anthony Tiles hat durch die Umstände seiner Geburt einen Weg eingeschlagen, der mit ziemlicher Sicherheit zu seinem Untergang führen wird. Gott sei Dank hast du daran gearbeitet, dein Los anders zu gestalten.«
»Hm.«
»Dein Vater hat gewusst, dass du zu einem absolut integeren Mann herangewachsen bist. Er hat erkannt, dass er dir das Familienvermögen und seinen jüngeren Sohn anvertrauen kann, weil bei dir beides gut aufgehoben ist. Er muss ganz außerordentlich stolz auf dich gewesen sein, Baxter.«
Baxter sagte nichts dazu. Er sah sie lange Zeit an, und dann wandte er sich wortlos von dem Kaminfeuer ab, ließ sich auf das Sofa fallen und fuhr sich matt mit den Fingern durch das Haar.
»Wenn wir diese Angelegenheit im Morgengrauen erst einmal hinter uns gebracht haben, gedenke ich, diesen verfluchten Quacksalber ausfindig zu machen, der sich selbst als Magier bezeichnet. Diese Experimente, die er anstellt, gefallen mir ganz und gar nicht.«
Charlotte schloss die Augen und lehnte den Kopf an die Stuhllehne. »Baxter, du wirst dich doch in acht nehmen, nicht wahr?«
»Ich bin ja nicht derjenige, der sich mit Tiles duellieren muss, falls sich die Dinge nicht so entwickeln, wie ich es geplant habe«
»Ich kenne dich zu gut, und deshalb glaube ich dir nicht, dass du einfach tatenlos dastehen und zulassen wirst, dass Hamiltons bester Freund kaltblütig erschossen wird, falls etwas schiefgehen sollte.« Sie öffnete die Augen wieder und sah ihn an. »Versprich mir, dass du nichts tun wirst, was diesen Anthony Tiles gegen dich aufbringen und dazu führen könnte, dass er schließlich vielleicht sogar dich zum Duell herausfordert.«
Eine kleine Spur von Belustigung zog in Baxters Mundwinkel. »Mach dir keine Sorgen. Ich habe mir schon vor Jahren gelobt, dass ich nicht auf eine so dämliche Art ums Leben kommen werde.«
»Es freut mich, das zu hören.« Sie lächelte trotz ihrer Sorge. »Armer Baxter. Du hast dir nichts anderes gewünscht, als dass man dich in deinem Laboratorium in Ruhe lässt, aber man hat dich gezwungen, aus deiner Abgeschiedenheit aufzutauchen, damit du dich mit all diesen leidigen Problemen befasst«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Es gibt zwei Arten von Problemen.«
»Wie meinst du das?«
Er stellte sein Cognacglas ab, obwohl er es noch nicht leergetrunken hatte, und stand auf. Er ging auf den Sessel zu, der vor dem Feuer stand, blieb vor Charlotte stehen und zog sie behutsam auf die Füße. »Manche Probleme sind weitaus interessanter als andere.«
»Dann stelle ich also ein Problem für Sie dar, Mr. St. Ives?« fragte sie leise.
»Ja.« Er senkte den Kopf, und sein Mund fand ihre Lippen.
15
Das Verlangen nach ihr schwoll wie eine Woge in ihm an. Er legte eine Hand auf ihren Hinterkopf und küsste erst ihre Lippen und dann ihre Kehle.
Ob sie wohl immer diese Wirkung auf ihn haben würde? fragte er sich.
Im einen Moment kreisten seine Gedanken noch um die Probleme eines vor kurzem verübten Mordes und eines nahe bevorstehenden Duells, und im nächsten Augenblick konnte er an nichts anderes mehr denken als an die Befriedigung, die es ihm bereitete, Charlotte in seinen Armen zu halten.
Allmählich gewöhnte er sich an die aufwühlenden Wirkungen der Leidenschaft, sagte sich Baxter, doch er verstand sie auch heute Nacht noch nicht besser als zu Beginn dieser Affäre. Das Geheimnisvolle an dieser Beziehung besaß eine so seltsame und unwiderstehliche Anziehungskraft wie der Stein der Weisen, dem das unermüdliche Trachten der Alchemisten galt.
»Baxter?« keuchte Charlotte mit den Lippen an seinem Revers. »Haben wir denn noch Zeit?«
Er hob den Kopf gerade so weit, dass er sich einen Moment lang in den Verheißungen der unergründlichen grünen Tiefen ihrer Augen verlieren konnte. »Verdammter Mist, wir haben niemals genug Zeit.«
»Schon gut, das macht doch nichts.« Sie streifte mit ihren Lippen zart sein Kinn.
»Und es besteht immer die Möglichkeit, dass uns jemand überrascht.« Er sah sich mit einem
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