Geliebte Rebellin
schicken würde.«
»Ha. Darauf würde ich an deiner Stelle keine Wetten abschließen, St. Ives. Es ist ein Wunder, dass ich meine Rivalinnen nicht mit einem Knüppel vertreiben muss. Ich habe den Verdacht, dafür gibt es nur einen einzigen Grund, nämlich den, dass du schon so lange keinen gesellschaftlichen Umgang mehr pflegst und dass dich daher niemand wirklich gut genug kennt. Es ist mein Glück, dass du es vorziehst, deine Zeit in deinem Laboratorium zu verbringen.«
Baxter spürte, wie die Glut in sein Gesicht stieg. Verdammt noch mal, jetzt hat sie mich doch tatsächlich dazu gebracht, dass ich erröte. Kennt ihre Macht über mich denn gar keine Grenzen? »Du brauchst dir, was Rivalinnen angeht, keine Sorgen zu machen. Es gibt nämlich keine.«
»Ausgezeichnet.«
Er zwang sich, seine Aufmerksamkeit wieder dem Schreiben in seiner Hand zuzuwenden. Er las es flüchtig durch und begann dann mit wachsender Ungläubigkeit noch einmal von vorn. Ihr Liebhaber betätigt sich nur deshalb auf dem Feld der Alchemie, weil er den Stein der Weisen zu Rachezwecken sucht . . . Er wird wahllos zu jedem Mittel greifen . . . und auch vor Ihrer Zuneigung nicht haltmachen . . . werden Sie nicht sein Opfer.
»Der Teufel soll mich holen.«
»Das ist jetzt nicht wichtig, Baxter. Du musst dich erst auf das Duell konzentrieren. Hinterher erzähle ich dir dann alles über die Nachricht und die Rose.«
Er knüllte das Blatt in einer Hand zusammen und sah Charlotte in die Augen. »Wer hat dir das gegeben?«
»Ich weiß nicht, wer es war. Er hat ein schwarzes Dominokostüm getragen. Als ich ihn gesehen habe, bin ich im ersten Moment davon ausgegangen, dass du es bist. Aber seine Stimme . . .« Sie zögerte, als suchte sie nach den richtigen Worten. »Daran hat einfach nichts gestimmt. Eine absolut kaputte Stimme.« Sie sah auf die Uhr. »Du musst jetzt gehen. Ich verspreche dir, dass ich dir später alles ganz genau erzählen werde.«
»Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass jemand einen Versuch unternimmt, dich gegen mich aufzuhetzen.«
»Ein zweckloses Unterfangen.« Sie schüttelte ihre Röcke.
»Eil dich, Baxter. Hamilton erwartet dich bestimmt schon. Er verlässt sich darauf, dass du seinem Freund das Leben rettest.«
Sie hatte recht. Er hatte jetzt keine Zeit, sich die Geschichte ausführlich von ihr erzählen zu lassen. Eines nach dem anderen, sagte sich Baxter.
»Verdammt noch mal.« Er trat in die Eingangshalle, nahm seinen Hut und öffnete die Haustür. Dann sah er sich nach ihr um. Sie stand in der Tür ihres Arbeitszimmer und beobachtete ihn besorgt. »Du warst die ganze Nacht auf. Geh jetzt ins Bett. Ich melde mich heute Nachmittag bei dir. Dann können wir uns ausgiebig über den Brief unterhalten.«
»In Ordnung, aber du verständigst mich doch über den Ausgang des Duells?«
»Ja.«
»Und du passt auf dich auf, ja?«
»Wie ich dir schon des öfteren gesagt habe, bin ich nicht derjenige, der Anthony Tiles im Morgengrauen gegenübertreten wird«, sagte er und wandte sich ab, um die Treppenstufen hinunterzulaufen.
»Ich weiß. Und wie ich dir immer wieder sagen muss, Baxter, bin ich mir viel zu genau über deine wahre Natur im klaren, und daher glaube ich dir nicht, dass du so vorsichtig sein wirst, wie ich es mir wünschen würde.«
»Ich weiß nicht, was dich darauf gebracht hat, dass ich leichtsinnig meinen Hals riskiere. Für ein derart forsches Auftreten fehlt es mir nicht nur an Temperament, sondern auch am richtigen Schneider. Gute Nacht, Charlotte.«
Der Tag brach mit dünnen grauen Nebelfetzen an, die über Brent's Field wogten und kreisten. Eine angemessene Atmosphäre für einen so unerfreulichen und blödsinnigen Termin, dachte Baxter. Er stand neben Hamilton und beobachtete, wie ein junger Mann die Schritte der Duellanten zählte. Der Sekundant wirkte so verlebt, dass seine äußere Erscheinung einem eingefleischten Lebemann, der doppelt so alt war wie er, zur Ehre gereicht hätte.
»Eins, zwei, drei . . .«
Die Pistolen wiesen zum Himmel, während sich Norris mit seiner ausdruckslosen Miene und Tiles mit seinem wilden Blick voneinander entfernten.
». . . acht, neun, zehn . . .«
»Bist du ganz sicher, dass es klappen wird?« fragte Hamilton mit gesenkter Stimme.
»Diese Frage stellst du mir jetzt schon zum zwanzigsten Mal«, murmelte Baxter. »Und ich kann dir zum zwanzigsten Mal nur sagen, dass es klappen sollte.«
»Aber was ist, wenn es schiefgeht . . .«
»Sei still«, ordnete
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