Geliebte Rebellin
ausgeübt, und als beide gescheitert sind, haben Sie ihr in ihrem eigenen Haus einen Besuch abgestattet und sie kaltblütig erschossen.«
»Es bietet sich nicht immer an, Räucheressenzen und Mesmerismus einzusetzen«, sagte Morgan. »Manchmal sind diese Mittel eben doch unpraktisch. Und außerdem halte ich es für klug, wenn man von Zeit zu Zeit seine Methoden ändert. Berechenbarkeit ist keine Tugend.«
Charlotte kniff die Augen zusammen. »Ich bezweifle, dass Sie übermäßigen Grund zur Sorge haben, wenn es darum geht, man könnte Ihnen allzu viele Tugenden zur Last legen.«
»Dieses lose Mundwerk bereitet mir wirklich viel Vergnügen.« Morgan sah Baxter an. »Was hast du in Mrs. Hesketts Skizzenblock gefunden?«
»Weshalb sollte er diese Frage beantworten?« Charlotte veränderte ihre Position auf dem Bett, denn sie war neugierig darauf, ob sie Morgans Aufmerksamkeit mit Bewegungen auf sich lenken konnte. »Sie werden uns ja doch umbringen, sowie Sie die Dinge erfahren haben, die Sie von uns wissen wollen.«
»St. Ives werde ich tatsächlich töten müssen«, stimmte Morgan ihr zu. »Ihm ist klar, dass ich es mir beim besten Willen nicht leisten kann, ihn am Leben zu lassen. Da er jetzt weiß, dass ich noch am Leben bin und kurz davorstehe, mein Schicksal zu verwirklichen, würde er nicht ruhen, ehe er meine Pläne zunichte gemacht hat. St. Ives ist ein verdammt hartnäckiger Kerl.«
»Dann erwarten Sie doch wohl kaum, dass er Ihnen sagt, was Sie wissen wollen«, sagte Charlotte mit lauter Stimme.
Morgan sah sie nicht an. Seine Aufmerksamkeit war weiterhin auf Baxter gerichtet. »Er wird es mir sagen. Ich bin nämlich bereit, mit ihm einen Handel über Ihr Leben abzuschließen, meine Liebe.«
Charlotte erstarrte vor Schreck und spürte, dass sie fröstelte. »Erwarten Sie bloß nicht, dass ich Ihnen das glaube. Ich stelle eine ebenso große Bedrohung für Ihre Pläne dar wie Baxter. Ich weiß genau soviel wie er. Und auch ich werde nicht ruhen, solange ich Sie nicht zu Fall gebracht habe.«
Morgan bedachte sie mit einem verächtlichen Blick. »Sie sind doch nur eine Frau und noch dazu nicht besonders charmant. Aber Sie besitzen ein paar ganz bemerkenswerte Eigenschaften, die für einen Mann in meiner Position recht reizvoll sind. Gegen Ihre Abstammung ist nichts einzuwenden, sie ist zwar alles andere als ausgezeichnet, doch für meine Zwecke reicht es.«
»Meine Abstammung?« Charlotte war sprachlos.
»Noch wichtiger ist jedoch, dass Sie einen für eine Frau durchaus hohen Intellekt bewiesen haben und auch Mut und Kühnheit in einem Maß besitzen, in dem ich diese Eigenschaften meinen eigenen Nachkommen gern vererben möchte.«
»Gütiger Gott, Sir, Sie sind verrückt«, flüsterte Charlotte.
»Als meine Ehefrau werden Sie nicht in einer Ausgangsposition sein, in der Sie gegen mich aussagen können.« Morgan sah sie mit einem dünnen, grausamen Lächeln an. »Dafür eignet sich Ihre Ausgangsposition um so besser dafür, mich mit einem Erben zu versorgen.«
»Ihre Ehefrau . Das ist vollkommen ausgeschlossen.« Sie zog sich auf dem Bett auf die Knie und starrte Morgan wütend an. »Es gibt nichts auf Erden, was mich dazu bringen könnte, Sie zu heiraten, Sir.«
»Oh, doch, das gibt es durchaus.« Morgans kalter Blick grub sich einen kurzen und beängstigenden Moment lang in ihre Augen. »Mesmerismus.«
»Bei mir würden sich Ihre Techniken niemals bewähren.«
»Da wäre ich mir an Ihrer Stelle nicht so sicher. Ich arbeite täglich daran, sie zu verbessern. Die exakt richtig bemessene Dosis an Räucheressenzen in Verbindung mit der korrekten Anwendung meiner naturwissenschaftlichen Methode zur Herbeiführung eines Trancezustands wird dich in eine perfekte Ehefrau verwandeln, meine Süße.«
Charlottes Mund war plötzlich trocken. »Ich glaube nicht, dass eine noch so große Menge irgendwelcher Räucheressenzen und auch kein angewandter Mesmerismus meinen Hass auf Sie bezwingen könnte. Aber selbst dann, wenn es wahr wäre, könnten Sie nur mit einer vorübergehenden Wirkung rechnen. Früher oder später werde ich aus der Trance erwachen, und wenn es soweit ist, dann werde ich Mittel und Wege finden, um Sie zu töten.«
»Diese Aussicht sollte unserem Eheleben einen gewissen zusätzlichen Reiz verleihen, meinst du nicht auch?« Morgan stieß ein kurzes krächzendes Lachen aus. »Vielleicht lässt sich damit die unvermeidliche Langeweile ausmerzen, die eine allzu bereitwillige Frau zwangsläufig
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