Geliebte Rebellin
erzählt, ihre Schwester sei der festen Überzeugung, dass eine Ehe ein entsetzliches Risiko für eine Frau darstellt.«
»So ein Blödsinn. Wir reden hier schließlich von einer Ehe mit Baxter.« Rosalind stieß ein wenig damenhaftes Schnauben aus. »Da kann von einem Risiko wohl kaum die Rede sein. Ich schwöre euch, ich kenne in ganz London keinen sanftmütigeren, umgänglicheren, gelasseneren, nüchterneren und ausgeglicheneren Mann.«
»Ich bin durchaus Ihrer Meinung.« In Hamiltons Augen funkelte hinterhältige Fröhlichkeit. »Man muss tatsächlich sagen, dass unser Baxter einfach nicht aus der Ruhe zu bringen ist. Kein anderer Mann ist so beständig, so zuverlässig und so vertrauenswürdig.«
Sämtliche Eigenschaften eines braven Spaniels , dachte Baxter. Er fuhr erbost mit dem Abstauben fort und fuchtelte noch wilder als vorher mit seinem Staubwedel herum.
»Was hat dieses ganze Gerede über Beständigkeit und Zuverlässigkeit zu bedeuten?« erkundigte sich Maryann, die plötzlich in der Tür stand. »Wovon redest du, Hamilton?«
Baxter stöhnte. »Verdammter Mist.« Wenn er zu den Leuten gehört hätte, die tatsächlich an das Schicksal glauben, sagte er sich, dann wäre er jetzt in Versuchung gewesen, sich einzubilden, er sei heute einem äußerst unheilvollen Los zum Opfer gefallen. Sollte er denn in seinem eigenen Laboratorium niemals Frieden finden?
»Hallo, Mutter«, sagte Hamilton. »Was tust du denn hier?«
»Ich wollte Baxter besuchen.«
Rosalind bot das notwendige Minimum an Anstand auf und begrüßte Maryann mit einem Nicken. »Lady Esherton.«
Maryanns Gesichtsausdruck erstarrte. »Lady Trengloss. Ich habe im ersten Moment gar nicht bemerkt, dass Sie auch zugegen sind.« Sie kehrte Rosalind den Rücken zu und sah ihren Sohn an. »Ich nehme an, du hast Baxter gerade eine Liste der Eigenschaften aufgezählt, die an einem guten Dienstboten besonders wünschenswert sind. Er kann wahrhaftig einen neuen Butler gebrauchen. Der, der mir gerade die Tür geöffnet hat, hat sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, mich anzumelden. Er hat nichts weiter getan, als auf diese Tür zu deuten.«
»Wenn du es genau wissen willst, wir waren gerade dabei, Baxters herausragende Eigenschaften aufzuzählen«, sagte Hamilton. »Und wir sind zu der Schlussfolgerung gelangt, dass er sämtliche Voraussetzungen erfüllt, die erforderlich sind, um sich bei Miss Arkendale einzuschmeicheln.«
»Ach, wirklich?« fragte Maryann ausweichend. »Ich bin ganz sicher, dass die beiden sich gut verstehen werden. Baxter, ich möchte dich unter vier Augen sprechen.«
»Ich gebe heute keine privaten Audienzen, Maryann.« Baxters Hand schloss sich fester um den Staubwedel. »Wie du selbst sehen kannst, bin ich im Moment anderweitig beschäftigt.«
Maryann zog die Stirn in Falten. »Was, um Himmels willen, tust du mit diesem Staubwedel? Hast du denn keine Dienstmädchen im Haus?«
»Nein, aber das spielt in dem Fall keine Rolle. Ich habe es nie zugelassen, dass jemand anders in meinem Laboratorium aufräumt. Dienstmädchen haben die Angewohnheit, Flaschen mit Chemikalien fallen zu lassen und Instrumente zu zerbrechen.« Er stemmte die Hände in die Hüften. »Ich möchte euch jetzt alle bitten, mich in Ruhe zu lassen.«
Maryann war wütend. »Also, wirklich, du hast keinen Grund, gleich grob zu werden, Baxter.«
»Die Grobheit ist ein Bestandteil seines einzigartigen Stils«, murmelte Hamilton.
Maryann schenkte ihm keinerlei Beachtung und nahm mit großer Würde eine aufrechtere Haltung ein. »Ich bin gekommen, um dir meinen Dank dafür auszusprechen, dass du dich für Hamilton eingesetzt hast.«
Hamilton verdrehte die Augen.
»Du brauchst dich nicht bei mir zu bedanken«, sagte Baxter mürrisch. »Hamilton hat seinen Teil dazu beigetragen, sich selbst und alle anderen zu retten. Er hat bewiesen, dass er in einer Krisensituation einen kühlen Kopf bewahrt, und falls ich zufällig jemals wieder in derart unerfreuliche Umstände geraten sollte, fiele mir so schnell kein anderer Mann ein, von dem ich mir lieber Rückendeckung geben ließe als von ihm.«
Hamilton lief dunkelrot an, und in seinen Augen schimmerte unbeholfene Dankbarkeit. »Du kannst jederzeit auf mich zurückgreifen, Baxter.«
»Das wäre also auch gesagt.« Baxter hob seinen Staubwedel, als handelte es sich dabei um einen Zauberstab, der es ihm ermöglichte, unerwünschte Gäste aus seinem Laboratorium zu entfernen. »Wäret ihr jetzt vielleicht alle so
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