Geliebte Rebellin
kaum gelang, das Oberteil ihres Kleides wieder zu schließen. »Mit dir?«
»Es scheint ganz so, als fühlten wir uns zueinander hingezogen.«
»Ja, aber . . .« Sie hielt inne, denn sie war sich nicht sicher, was sie sagen sollte. Schließlich hatte sie diese Möglichkeit selbst schon ins Auge gefasst, rief sie sich ins Gedächtnis zurück.
»Meiner Erfahrung nach weisen solche Gefühle eine gewisse Ähnlichkeit mit Illusionen auf«, sagte Baxter. »Sie erscheinen einem eine Zeitlang sehr real, und dann verblassen sie.«
»Ich verstehe.« Sie konnte seine Behauptung nicht in Abrede stellen. Auf Leidenschaft allein war kein Verlass, das wusste sie besser als die meisten anderen Menschen. Auf dem Fundament dieses simplen Prinzips hatte sie ihren Beruf aufgebaut. Nur wahre Liebe konnte dem gefährlichen Gebräu ein Element der Sicherheit beimischen. »Du glaubst also, dass das Feuer, das uns im Moment wärmt, schon bald zu Asche herunterbrennen wird.«
»Meine Beobachtungen weisen darauf hin, dass selbst die heißesten Flammen mit der Zeit erlöschen, aus reiner Langeweile und Gewohnheit.«
»Ist dieses Los deinen bisherigen Affären beschieden gewesen?«
»Ich bin Chemiker. Ich bin kein Dichter.« Baxter faltete die Hände hinter dem Rücken. »Im Lauf der Zeit wird der Unterschied deutlicher.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Um es in einfachere Worte zu fassen: Frauen neigen dazu, mich ziemlich langweilig zu finden, sobald die ursprüngliche körperliche Anziehungskraft erst einmal verflogen ist.«
»Frauen finden dich langweilig?« Das ging entschieden zu weit. Wut loderte in Charlotte auf und überschwemmte einen Moment das Unglück, das sie empfunden hatte. »Wie kannst du es wagen, so etwas zu behaupten. Versuch bloß nicht, mich mit diesem Unsinn abzuspeisen. Falls du kein großes Interesse an einer längerfristigen Beziehung haben solltest, dann erwarte ich zumindest von dir, dass du den Anstand besitzt, es ausdrücklich zu sagen. Rechne bloß nicht damit, dass ich dir glaube, all deine bisherigen Affären hätten deshalb geendet, weil du deine Mätressen zu Tode gelangweilt hast.«
Er warf ihr einen verblüfften Blick zu. »Ich kann dir versichern, dass es sich dabei um die schlichte Wahrheit handelt.«
»Blödsinn.« Sie sprang vom Sofa auf und strich ihre Röcke glatt. »Du suchst nur nach Ausreden. Ich hätte mehr von dir erwartet.«
Er drehte sich zu ihr um. »Ich suche keine Ausflüchte. Ich bemühe mich lediglich, realistisch zu sein.«
»Na, so was.« Sie nahm eine stolze und aufrechte Haltung ein. »Und was ist mit Ihrem Ruf, der Ihnen ach so sehr am Herzen liegt, Mr. St. Ives ?«
»Es hat sich zufällig so ergeben, dass uns diese vorgetäuschte Verlobung, die wir uns ausgedacht haben, das perfekte Alibi für unsere Affäre liefert.«
Charlotte kochte vor Wut. »Diese vorgetäuschte Verlobung ist ganz allein auf Ihrem Mist gewachsen und war von vornherein nur für den Zeitraum geplant, den wir brauchen, um den Schurken zu finden, der Drusilla Heskett ermordet hat.«
»Es gibt keinen Grund dafür, dass diese Verlobung nicht weiterhin bestehen könnte, nachdem wir unser vorrangiges Ziel erreicht haben.«
»Die übliche Verlobungszeit beträgt bestenfalls ein Jahr.«
»Ich maße mir nicht an, mir ein Urteil über die Zeitdauer deiner früheren Affären zu bilden, aber meine haben im Durchschnitt etwa zwei Monate gedauert, wenn nicht gar eine noch kürzere Zeitspanne.«
»Das ist nicht gerade die beste Empfehlung für Sie, Sir.«
»Es entspricht aber der verdammten Wahrheit. Also, was ist?« Er kniff die Augen zusammen. »Wie lautet deine Antwort? Hast du Interesse an einer Affäre mit mir oder nicht?«
Sie bebte, allerdings nicht vor Leidenschaft, sondern vor Entrüstung. »Sie erwarten doch bestimmt nicht sofort eine Antwort. Ich werde Ihnen meine Entscheidung mitteilen, nachdem ich Gelegenheit hatte, mich in aller Ruhe mit dieser Frage auseinanderzusetzen.«
»Verdammter Mist.« Baxter wies mit einer ausholenden Handbewegung auf das Sofa. »Nach allem, was sich gerade abgespielt hat, willst du mir einreden, dass du dich erst noch genauer mit dieser Angelegenheit befassen musst?«
Sie lächelte kühl. »Wie ich meinen Klientinnen oft rate, sollte man einschneidende persönliche Entscheidungen nicht in der Glut der Leidenschaft treffen.«
Sein Gesicht verhärtete sich. Wortlos kam er auf sie zu, und seine Schritte auf dem Teppich waren geräuschlos, obgleich seine Füße in
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