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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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Erfrischungen, um sie bei Laune zu halten«, erklärte er. »Also haben John und ich beschlossen, auch ein bißchen Spaß zu haben, Charlie.« Seine tiefe Stimme dröhnte durch die aufgeregte Menge, und sein Atem roch nach Bier.
    »He, Charlie, da unten gibt’s ein paar stramme Pferde zu sehen«, sagte John, dessen Gesicht ganz rot vor Freude und Bier war.
    Sabrina zuckte zusammen, als sie ihren Spitznamen gebrauch-ten und sah sich ängstlich um, überragt von den beiden Männern.
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah hochmütig zu den beiden Riesen hinauf.
    »Paßt bloß auf, daß ihr heute nur Bier verschüttet und nicht gegenüber irgendeinem interessierten Zuhörer die Katze aus dem Sack laßt«, warnte Sabrina, und John blies sich beleidigt auf.
    »Kein Grund zur Sorge, Charlie. Ich bin nur ein bißchen lustig, nicht blöd besoffen - noch nicht«, beschwichtigte sie John mit einem herzlichen Lachen.
    Sabrina winkte sie lachend weg und sah sich nach Mary und Richard um. Sie erspähte Richards roten Kopf zwischen kleinen Köpfen von jeder nur erdenklichen Schattierung am Stand eines Spielzeugverkäufers. Sie lauschten begeistert und sehnsüchtig einer Spieluhr mit einem singenden Vogel, und Sabrina lächelte Mary zu, die sich neben sie gestellt hatte, aus Freude über Richards glückliches Gesicht. Mit einem Mal verblaßte Sabrinas Lächeln, und Mary sah sich rätselnd um, bis auch sie den Text des Liedes verstand, das ein Balladensänger leise unter einem Baum sang.
     
    »O guter Herr Richter, lieber Herr Richter,
    Frieden für ein kurzes Weilchen!
    Ich glaube, mein Vater reitet daher,
    Kommt grade übers Feld.
     
    O Vater, o Vater, ein wenig von deinem Gold,
    Und auch von deinem Lohn!
    Damit mein Körper vom Grab dort,
    Mein Hals vom Galgen verschont bleibt.
     
    Nichts sollst du von meinem Gold haben,
    Auch nichts von meinem Lohn;
    Denn ich bin gekommen, dich hängen zu seh’n,
    Und hängen wirst du gleich schon.«
     
    Sabrina verschloß ihre Ohren vor den folgenden Versen, in denen die Heldin ihren Bruder, ihre Schwester und ihre Mutter um Hilfe anflehte, alles vergeblich, bis sie schließlich ihr Schatz vor dem Henker rettete.
    »Ein recht passendes Lied, nicht wahr - Charlie?« sagte eine tiefe Stimme in Sabrinas Ohr.
    Überrascht, daß jemand ihren Spitznamen gebrauchte, hob Sabrina den Kopf und sah direkt in Colonel Fletchers durchdringende graue Augen, der sie anstarrte, als sähe er sie zum ersten Mal.
    »Ein recht seltsamer Name, dieses Charlie, wie Eure so gro-
    ßen Freunde Euch nennen«, rätselte er. Nachdem das Lied ver-klungen war, bemerkte er: »Gefällt Euch das Lied nicht, oder beschwört es schmerzliche Bilder herauf?«
    »Es macht mir nichts aus, Colonel, warum sollte es auch«, erwiderte Sabrina gelassen, aber ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals.
    Der Colonel lächelte nachdenklich. »Mich würde es an Eurer Stelle sehr belasten.«
    »An meiner Stelle?« fragte Sabrina zweifelnd und sah ihn fragend und besorgt an. »Seid Ihr sicher, daß die Sonne Euch nicht zu stark ist, Colonel? Manchmal verursacht sie Halluzina-tionen.«
    Der Colonel sah Sabrina unverwandt an und schüttelte den Kopf. »Mir ist tatsächlich ein bißchen schwindlig von der er-staunlichen Entdeckung, die ich gerade gemacht habe, und sollte ich wagen, sie weiterzuerzählen, würde man mich wahrscheinlich für wahnsinnig halten«, gab er zu und fügte dann leise hinzu: »Aber wir wissen es besser, nicht wahr, Bonnie Charlie?«
    Mary stieß einen leisen Entsetzensschrei aus und starrte erschreckt die hochgewachsene Gestalt des Colonels an. Sie sah nur noch das Schwert an seiner Seite baumeln, und das verhieß Unheil.
    Sabrinas ungläubiges Lachen klang sehr überzeugend. »Ihr seid wirklich verrückt, Colonel, wenn ihr denkt, irgendein vernünftiger Mensch würde eine so hanebüchene Geschichte glauben. So etwas denkt man sich vielleicht bei vielen Bechern in der Taverne aus, aber glaubhaft ist das nicht und auch nicht sonderlich lustig«, sagte Sabrina kühl und zeigte ihm ihr hochmütiges Profil.
    »Ein anderer würde Euch vielleicht die Beleidigte abkaufen, aber ich nicht. Das ist weder die Zeit noch der Ort, um über diese Affäre zu reden, aber wir werden darüber reden. Ich werde Euch heute nachmittag einen Besuch abstatten. Bis dann, Ladies.« Er verbeugte sich und verschwand in der Menge. Sabrina und Mary blieben sprachlos zurück.
    »Oje, was werden wir tun, Rina?« fragte Mary leise, und ihre Augen

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