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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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bevor, und ich habe nicht die Absicht, anwesend zu sein, wenn sie auftauchen.«
    Mary lachte nervös. »Ich soll also Begrüßungskomitee spielen? Darauf freue ich mich nicht gerade. Soweit ich es beurteilen kann, ist der Herzog ein sehr gewalttätiger Mann, und wir beide wissen nur zu gut, wie er diejenigen bestraft, die ihm in die Quere kommen. Er wird außer sich sein, wenn du ihn vor ganz London lächerlich machst, wie du es versprochen hast und er dadurch seinen Besitz verliert.« Mary erschauderte bei dem Gedanken und strich sich verstohlen über ihre weiche Backe, als sie an seine vernarbte denken mußte. »Durch diese Narbe scheint er fast diabolisch, furchtbar ist das.«
    Sabrina wandte sich indigniert zu ihr. »Seine Narbe ist überhaupt nicht furchtbar! Wie kannst du nur behaupten, sie wäre häßlich und eklig«, keifte sie und war selbst erstaunt, weil sie ihn plötzlich so leidenschaftlich verteidigte.
    Marys Augen wurden ganz groß vor Staunen. »Tut mir leid, ich meinte doch nicht, daß sie abstoßend ist. Er sieht dadurch nur so gefährlich aus. Mehr nicht, Rina.«
    »Nein, ich muß mich entschuldigen. Ich bin eine solche Last für dich, ich weiß, aber alles steht kurz vor dem Zusammenbruch, und ich bin mit meinem Latein am Ende. Ich treffe Will und John heute abend, und dann werde ich einen Plan schmie-den. Ich werde nicht mehr länger hierbleiben und als Bonnie Charlie von hier wegreiten können. Sie dürfen mich nicht aufhalten.« Sie verließ das Zimmer mit entschlossenem, festem Schritt.
    »O Tigerherz, gehüllt in Weiberhaut!« sagte eine leise Stimme.
    Mary wirbelte herum. »Tante Margaret! Warst du die ganze Zeit hier?«
    Tante Margaret erhob sich von ihrem Platz im Erkerfenster, wo sie ungesehen hinter einem Samtvorhang gesessen war. Sie schlich sich auf Zehenspitzen ins Zimmer und sah sich vorsichtig um.
    »Ich hasse Menschenansammlungen, du nicht auch? Seltsam«, rätselte sie, »Malty hat sich überhaupt nicht verändert, seit er ein kleiner Junge war, damals war er auch schon mollig und hat dauernd Geschichten erzählt.«
    Mary mußte über Tante Margarets Beschreibung von Lord Malton lachen, dann versuchte sie, ihr zu erklären, wie wichtig es war, daß sie von dem belauschten Gespräch kein Wort weiter-gab.
    »Aber, meine Liebe, ich bewahre die himmlischsten Geheimnisse, wirklich, außerdem ist das kein Geheimnis«, sagte sie Mary, der vor Erstaunen der Mund offenblieb. Sie drückte ihren Gobelin an sich und wiegte sich hin und her, zufrieden lächelnd.
    »Ich weiß nämlich ein echtes Geheimnis, aber das darf ich dir nicht sagen, zumindest jetzt noch nicht.«
    Mary ging zu ihr und nahm sie an den Schultern, um sich ihre flatterhafte Aufmerksamkeit zu sichern. »Also, Tante Margaret, du wirst alles vergessen, was du von Sabrina und mir gehört hast, und versprechen, es nicht weiterzuerzählen?«
    Tante Margaret schüttelte den Kopf, ganz die Verschwörerin, und flüsterte ihr zu: »Meine Lippen sind versiegelt, mein Schatz.« Sie glitt geräuschlos auf Pantoffeln aus dem Zimmer.
    Mary schloß die Augen. Was konnte noch alles passieren?
    Plötzlich war draußen Pferdegetrappel zu hören, und sie fragte sich, wer da wohl so spät nachmittags noch zu Besuch kam. Lord Malton war doch nicht etwa zurückgekehrt, um seinen Klatschdurst zu stillen? Sie ging zum Fenster und sah hinaus. Ein einsamer Reiter näherte sich bedächtig auf einem großen, rotbraunen Pferd dem Haus, das eine Menge Staub aufwirbelte. Der Reiter wurde deutlich sichtbar, als er unter dem Fenster vorbeiritt, und Mary wich in Panik zurück, als sie dieses arrogante, von einer Narbe gezeichnete Gesicht erkannte.
     
    Dämonische Tollheit, gedämpfte Melancholie
    Und mondsüchtiger Wahnsinn.
    John Milton

KAPITEL 11
    »Sabrina!« rief Mary und rannte in Sabrinas Zimmer. »Er ist da.«
    Sabrina sah sich neugierig um. »Wer ist da?« fragte sie und gähnte gelangweilt. Sie hatte ihr Kleid abgelegt und lag in Unterrock und Korsett auf dem Bett. Sie ließ ihre bestrumpften Zehen faul spielen und sah sich erstaunt Marys hochroten Kopf an.
    »Der Herzog, Rina«, sagte sie ohne Umschweife.
    Sabrina war mit einem Schlag hellwach. »Hier?« fragte sie fassungslos.
    »Ja, ich habe ihn gerade die Einfahrt hochreiten sehen. Er steht wahrscheinlich in diesem Augenblick schon unten in der Halle und verlangt, dich zu sehen.«
    Sabrina schwang ihre Füße über die Kante des riesigen Bettes und sprang herunter. »Er wird mich aber nicht

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