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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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hier finden.«
    »Oh, aber er hat es doch schon«, sagte eine kühle Stimme an der Tür.
    Mary quietschte vor Schreck und drehte sich wie ein Hase in der Falle herum. Sabrina wandte sich langsam der vertrauten Stimme zu. Sie atmete heftig, und ihre Brust bebte unter der dünnen Spitze, als sie Lucien in die Augen sah. Sie richtete sich auf und sagte kühl: »Ich glaube, Ihr habt Euch im Zimmer geirrt, Euer Gnaden. Wie Ihr seht, bin ich gerade beim Ankleiden.«
    Mary bemerkte erst jetzt Sabrinas Negligé und holte eilends ihren Morgenmantel, den Sabrina dankbar anlegte. Die tiefvio-letten Samtärmel bedeckten die bloßen Arme, an der Taille war der Mantel geschlossen, so daß ihr Spitzenkorsett noch sichtbar war. Sie hatte ihren Knoten gelöst, und ihr Haar hing wie eine dunkle schwarze Wolke bis zu den Hüften.
    »Nein, ich habe mich nicht geirrt, Sabrina. Frauen laden oft Männer in ihr Schlafzimmer zum Ankleiden ein, und wir sind doch schließlich verlobt, oder?« fragte er leise und kam weiter ins Zimmer hinein. Er trug hautenge, hirschlederne Hosen, die seine muskulösen Schenkel betonten, und einen doppelreihigen Rock. Hohe Stiefel bedeckten seine Knie und waren mit einer leichten Staubschicht überzogen.
    »Ich glaube nicht, daß diese Umstände hier zutreffen«, widersprach ihm Sabrina, »und eingeladen habe ich Euch auch nicht.«
    Marys Blick flog von einem zum anderen, und sie wagte es nicht, sich zu bewegen oder auch nur einen Laut von sich zu geben. Lucien warf seinen Zweispitz und die Handschuhe auf einen Stuhl und richtete dann seine Aufmerksamkeit auf die beiden Frauen.
    »Wie ich an Eurem angsterfüllten Blick sehe, Lady Mary, hat man Euch die schlimmsten Sachen über mich erzählt, und Ihr seid besorgt, weil ein solches Monster Euer Schwager werden soll. Natürlich, wenn man bedenkt, in welcher Gesellschaft Eure Schwester verkehrt, hättet Ihr es weit schlimmer treffen können, sagen wir mal, zum Beispiel einen Straßenräuber oder einen Taschendieb.«
    Mary leckte sich nervös die Lippen, aber ehe ihr eine passende Antwort einfiel, ergriff Sabrina das Wort.
    »Du kannst mich schikanieren, Lucien, aber nicht Mary. Sie hat deinem subtilen Sarkasmus und grausamen, geistvollen Witzen nichts entgegenzusetzen, und sie hat es auch nicht verdient.«
    Lucien neigte kurz den Kopf. »Ich beuge mich deiner besseren Kenntnis der Lady, aber nachdem sie eine Verwandte von dir ist, genau wie der Marquis, zweifle ich an deiner Fähigkeit, sie zu beurteilen. Wie es scheint, gibt es einige Charakterzüge, die in dieser Familie unverkennbar sind.«
    »Wie kannst du es wagen, in mein Heim einzudringen und uns zu beleidigen, und wie kannst du es wagen, diese lächerliche Ankündigung zu verbreiten, wenn du ganz genau weißt, daß ich dich nicht heiraten werde!«
    Luciens Mund wurde gefährlich schmal, und auch seine Augen verengten sich, als er sie mit einer Handbewegung zum Schweigen brachte. »Ich glaube nicht, daß wir ein Publikum brauchen.« Er wandte sich zu Mary und zeigte auf die Tür.
    »Wenn Ihr so freundlich wäret?«
    Sabrinas Nasenflügel bebten vor Zorn. »Du gehst zu weit, Lucien. Wie kannst du es wagen -«
    »Ich wage alles, und wenn du deine Schwester nicht noch weiter beschämen und peinigen willst durch das, was ich zu sagen habe, dann schlage ich vor, daß du der Unterredung unter vier Augen zustimmst.«
    Sabrina sah zu Mary, unentschlossen, sie war sich nicht mehr sicher, was sie tun sollte.
    »Ich werde Sims und die Diener holen und ihn hinauswerfen lassen!« verkündete Mary mutig.
    Lucien lachte böse. »Ich bezweifle, daß es ihnen gefallen würde, einen Herzog hinauszuwerfen, gesetzt den Fall, daß es ihnen gelingt, natürlich. Außerdem habe ich einen Empfehlungsbrief des Marquis, der mir die absolute Autorität über den Haushalt während seiner Abwesenheit verleiht. Ich glaube, sie werden es sich sehr gründlich überlegen, bevor sie einem solchen Befehl Folge leisten.«
    »Du hast die absolute Autorität!« Sabrina rauchte vor Wut.
    »Du kannst dir deine Autorität an den Hut stecken, was mich betrifft.«
    »Lady Mary«, sagte Lucien und führte sie sanft, aber bestimmt zur Tür.
    »Rina.« Sie sah besorgt über die Schulter.
    »Es ist schon in Ordnung, Mary, ich werde mit Seiner Gnaden schon fertig. Aber du brauchst kein Gästezimmer vorbereiten zu lassen, er wird nicht bleiben.«
    Lucien schloß die Tür hinter Mary und drehte sich wieder zu Sabrina. Seine sherryfarbenen Augen funkelten.

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