Geliebte Suenderin
begehren, Lucien? Wie lange werde ich dich amüsieren können, denn mehr bedeute ich dir doch nicht. Ein neuer Zeitvertreib, etwas, womit man eine Weile spielen kann. Was passiert denn, wenn du meiner überdrüssig wirst?«
»Wenn wir einander überdrüssig werden, steht es dir frei, dir einen Liebhaber zu nehmen, solange du diskret bist«, gestand ihr Lucien großzügig zu.
Sabrina stieß ihn schluchzend weg. »Laß mich in Ruhe! Verschwinde aus meinem Leben, Lucien. Ich hasse dich!« schrie sie.
»Nein, das tust du nicht, du -«, begann Lucien und wollte sie gerade wieder an sich ziehen, als beide durch den lauten Knall einer Pistole aufschraken. Lucien rollte sich schützend über Sabrina, schaute über seine Schulter und sah eine Gestalt auf sich zustürzen. Er packte sie und hielt sie von sich weg, so daß die heftig um sich schlagenden Fäuste ihr Ziel nicht erreichten.
»Laßt meine Schwester in Ruhe! Ich bring’ Euch um!« schrie Richard, holte aus und verpaßte nur knapp Luciens Nase.
Lucien packte die Hände des jungen Hitzkopfes mit einer Hand, rutschte weg von Sabrina, die sich zusammengerollt hatte, und es gelang ihm, die wild um sich schlagenden Beine des Jungen mit seinen Knien festzuhalten. Die Gestalt wehrte sich noch einige Zeit heftig, dann beruhigte sie sich allmählich.
»Laßt mich los!« befahl eine kindliche Stimme.
Lucien packte eine Handvoll roter Haare und zog das Gesicht hoch, damit er es sehen konnte. Zwei zornig blaue Augen hinter runden Gläsern starrten ihn böse an. Die Krawatte des kleinen Jungen war verknittert, und er hatte bei dem Gerangel einen Schuh verloren, und sein einer Strumpf war bis über die Wade heruntergerollt.
Lucien erwiderte grimmig den Blick des kleinen Jungen. »Den Manieren nach zu schließen, ist dieser Welpe ein Verwandter.«
Sabrina richtete sich aus dem zerwühlten Bett auf und sah voller Erstaunen Richard, der zwischen Luciens Beinen eingeklemmt war, mit zornrotem Gesicht und tränenüberströmt, aber verbissen versuchte, sich zu befreien.
»Richard!« rief Sabrina und versuchte, ihn aus Luciens Griff zu befreien. »Laß ihn los. Er ist mein Bruder«, sagte Sabrina zu Lucien, während sie vergeblich an seinem Handgelenk zerrte.
Ihr Morgenmantel war aufgegangen, und die Spitze über ihrer Brust bebte unter ihrem heftigen Atem, als ihr Blick sich wütend in die sherryfarbenen Augen über ihr bohrte. »Wenn du ihm weh getan hast!«
»Dem kleinen Schläger weh tun?« fragte Lucien fassungslos.
»Wenn er nicht so miserabel schießen würde, hätte dein weißer Ritter uns beide umgebracht.«
»Ich würde Rina nie weh tun!« schrie Richard. »Ihr wart gemein zu ihr. Ihr habt sie zum Weinen gebracht, ich hab’ es gehört, und sie hat gesagt, sie haßt Euch!« verteidigte sich Richard mit kindlicher Logik. »Ich hätte Rina nie weh getan«, wiederholte er unter Tränen.
Die Tür ging auf, und herein stürmte Mary, gefolgt von Sims und zwei Dienern, Hobbs mit einem Feuereisen und der Köchin mit einem Nudelholz. Mit offenem Mund starrten sie die drei Leute auf dem Bett an.
Mary war als erste am Bett, und ihre Stimme zitterte vor Angst. »Was ist passiert?« Ihr Gesicht war weiß wie die Laken, auf denen sie jetzt vergeblich Blutspuren suchte.
Sabrina zog ihren Morgenmantel zusammen, schob sich eine schwere Locke aus dem Gesicht und wandte sich an die entsetzten Gesichter um das große Bett. »Richard hat Lucien seine neue Pistole gezeigt, und da ist sie aus Versehen losgegangen. Glücklicherweise ist niemand verletzt worden«, Sabrinas Lächeln war etwas hölzern. »Ich danke euch für eure Sorge, aber alles ist in Ordnung, wirklich.«
Die Dienerschaft betrachtete das als Entlassung und verließ den Raum, ziemlich verwirrt von der ganzen Angelegenheit.
»Ich werde unten in der Halle Silber polieren, Lady Sabrina«, sagte Sims noch, bevor er das Zimmer verließ, mit einem warnenden Blick auf den Herzog, der inzwischen den strampelnden Richard losgelassen hatte.
Mary stand schweigend da, völlig ausgelaugt, und Lucien fing mit einem Mal an, lauthals zu lachen. Richard rutschte schnell aus seiner Reichweite und starrte aus Marys sicheren Armen Luciens lachendes Gesicht an, während Mary und Sabrina neugierige Blicke tauschten.
»So hab’ ich seit Jahren nicht mehr gelacht. Du hast wirklich sehr loyales Personal«, er lachte wieder, »und wer war die feiste Megäre mit dem Nudelholz?« Er krümmte sich vor Lachen.
»Mein Gott, was für ein
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