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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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stecken, als sein Kutscher den Kopf zum Fenster hereinsteckte und ihm klar wurde, daß er zu spät zu seinem Termin mit der Herzoginwitwe kommen würde.
    »Kleiner Stau, Euer Gnaden. Das verfluchte Pack verstopft die Straßen, keine Ahnung, wie man einen Zügel hält, diese Schlammtraber«, sagte er angewidert.
    »Na gut, aber versuch, dich ein bißchen zu beeilen, bevor ich mich noch einmal rasieren muß«, erwiderte Lucien trocken.
    »Jawohl, Euer Gnaden.« Der Kutscher kicherte, sprang herunter und begann den Wagen, der den Weg versperrte, wüst zu beschimpfen. Das Gefährt hatte direkt vor ihnen ein Rad verloren, ein anderes war von hinten dicht an sie herangefahren, und somit waren sie hoffnungslos eingekeilt. Unmittelbar rechts von ihnen mündete eine schmale Straße, und aus dieser, die schnur-stracks auf die manövrierunfähige Kutsche des Herzogs führte, raste jetzt ein außer Kontrolle geratener Bauernwagen zu, mit direktem Kurs auf das gut sichtbare herzogliche Wappen an der Tür der schwarzen Kutsche.
    Lucien hörte die Angst-und Warnschreie, begleitet von lautem Gerumpel, schaute neugierig hoch und sah durch das Kutschenfenster, wie der herrenlose, schwerbeladene Wagen, der inzwischen rasend schnell geworden war, durch die schmale Straße auf seine Kutsche zurollte.
    Er reagierte blitzartig auf diesen Adrenalinstoß und warf sich durch das Kutschenfenster, schlug heftig auf den Pflastersteinen auf und rollte weiter, bis er an den Rädern der Kutsche vorbei war. Gesichter und Füße flogen an ihm vorbei, und dann krach-ten mit lautem Getöse in einem Schauer splitternden Holzes die beiden Gefährte aufeinander. Sein Pferdegespann stieg in Panik hoch, das laute Gewieher dröhnte durch das erschrockene Schweigen in der Sekunde, bevor die Menge reagierte.
    Lucien spürte, wie rauhe Hände ihm auf die Beine halfen, als er schwankend versuchte, sich aufzurichten. Das Tuch seines Rocks und seiner Hose war von dem Sturz zerrissen und schlammgetränkt, seine Perücke und sein Hut waren irgendwo unter den Füßen der Menge verloren. Das Pflaster war glitschig vom leichten Regen, aber trotzdem kamen Menschen angelaufen, um die zerstörte Kutsche zu sehen und eventuelle Verwun-dungen, die er erlitten hatte.
    »Der Salto war wirklich nicht von schlechten Eltern, Herr«, gratulierte ihm eine Stimme ehrfürchtig. »Hab’ noch nie jemand so gut fliegen sehen. Das war vielleicht ein Anblick. Schuhe und Perücke in eine Richtung und der Rest in die andere«, sagte der Mann lachend.
    Lucien sah sich den Sprecher an, dessen Ärmel über große, haarige Unterarme hochgerollt waren. Um seinen stattlichen Bauch trug er eine Lederschürze. Jetzt erst spürte Lucien die Nässe, die durch seinen Strumpf drang, nachdem sein Schuh ja den anderen Weg eingeschlagen hatte, wie der Metzger gesagt hatte.
    »Mann, Ihr habt uns da was geboten! Besser wie die Hahnen-kämpfe. Aber ich hätte gewettet, ihr seid flach wie ‘ne Flunder gequetscht. Hab’ gedacht, Ihr seid hinüber.«
    »Euer Gnaden!« rief der Kutscher erleichtert, als er den Herzog inmitten einer gaffenden Menge stehen sah. »Seid Ihr in Ordnung? Mein Gott, so was hab’ ich meiner Lebtag nicht geseh’n. Hab’ gedacht, Ihr seid hinüber, Euer Gnaden.«
    Lucien schnitt eine Grimasse. »Das habe ich auch gedacht.«
    Er folgte seinem Kutscher zu dem, was von seiner vormals sehr komfortablen Kutsche noch übrig war. Seine Pferde hatte man ausgespannt, und die Lakaien versuchten, sie zu beruhigen.
    Der Bauernwagen war in der Mitte geborsten und direkt auf die Kutsche gestürzt. Während sie da standen, fiel einer der Käfige voller gackernder, verängstigter Hühner, der nach dem Zusam-menstoß nur noch auf einer Ecke des Wagens balancierte, herunter, und Hühner und Federn zerstreuten sich in alle Richtungen.
    Lucien sah hinunter auf seinen braunen Samtrock, der jetzt von Federn übersät war, und dann zu seinem Kutscher, der sich eine Feder von der Nasenspitze zu wischen versuchte. Bei dem Gedanken, wie sie in den Augen der Zuschauer aussehen mußten, grinste er.
    »Wem gehört der Wagen?« sagte er, und sein Grinsen war wie weggewischt, als ihm klar wurde, wie knapp er dem Schicksal entgangen war, zerquetscht unter diesen Trümmern zu liegen.
    »Komischerweise will keiner zugeben, daß er ihm gehört«, erwiderte der Kutscher. »Aber wahrscheinlich haben sie Angst, sich zu melden, weil er ihnen außer Kontrolle geraten ist und fast einen Herzog umgebracht hätte.«
    Der

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