Geliebte Suenderin
notwendig sein.
Wunderbarer Tee, meine Liebe«, lobte er Mary und nickte zufrieden.
Sabrina nippte an ihrem Tee und beobachtete ihn mißtrauisch aus dem Augenwinkel. Seine Drohung, Verrick House zu verkaufen, saß ihr noch in den Knochen. Er führte etwas im Schilde.
»Ich habe meine Post durchgesehen und dabei ein paar angemessene Einladungen zu Bällen und Festen gefunden, die genau das richtige sind, um meine beiden Hübschen in die Gesellschaft einzuführen«, sagte er und beobachtete ihre Gesichter, um die Wirkung seiner Worte zu sehen.
Sabrina und Mary saßen stumm und schockiert da, als ihnen dämmerte, was das zu bedeuten hatte. Sie starrten ihren Vater mit versteinerten Gesichtern an.
»Ich glaube, wir haben gute Chancen. Es gibt einige sehr standesgemäße und reiche Herzöge. Es muß zumindest ein Marquis sein, denke ich.« Seine violetten Augen funkelten berech-nend.
»Ihr wollt uns also an den Meistbietenden verkaufen?« sagte Sabrina höhnisch, die Wut hatte ihren Schock schlagartig vertrie-ben. »Wir sollen für Euch und die Contessa zwei reiche Schwiegersöhne finden, nicht wahr? Da werdet ihr leider eine Enttäuschung erleben, denn ich habe nicht die Absicht, mich auf Eure Pläne einzulassen.«
Den Marquis schien das nicht sonderlich zu berühren. »Du hast in dieser Angelegenheit nichts zu sagen, meine Liebe. Du solltest dich freuen, daß ich so passende Verbindungen für euch arrangieren werde. Was hättet ihr schon für Chancen in diesem Kuhdorf?« fragte er verächtlich. »Irgendeinen Landjunker?
Einen Schweinebaron? Jagen, fischen, den ganzen Tag reiten, und dann schläft er jeden Abend betrunken vor dem Kamin ein und schnarcht euch zu Tode.«
Er mußte über seinen eigenen Witz lachen. »Ich sehe, daß euch das nicht amüsiert. Also, überlaßt die Heiratsgeschichten eurem Vater, und schon bald werden wir alle ein sorgenfreies Leben genießen.«
Er erhob sich und nahm seinen Stock und seine Handschuhe.
»Ich habe Eure Garderoben überprüft. Ihr habt zwar sehr viel Kleidung, aber keine Ballkleider oder Kostüme für einen Maskenball. Ich habe für euch und die Contessa Termine gemacht, damit ihr standesgemäß ausgestatter. werdet. Morgen findet ein Maskenball statt, also müssen wir uns beeilen, damit ihr präsen-tabel seid. Oh, und macht keine Schwierigkeiten, meine Lieben, ich hasse es so, den Bösewicht zu spielen - aber ich werde es tun, da könnt ihr sicher sein, ich werde es tun.«
Er verließ fröhlich den Raum, leise vor sich hin summend.
Mary seufzte und goß sich noch eine Tasse Tee ein. »Mehr?«
fragte sie Sabrina erschöpft.
Sabrina schüttelte den Kopf. »Ein Brandy war’ mir lieber, ich brauch’ ihn«, sagte Sabrina barsch. »Was für ein Schlamassel.«
»Was sollen wir bloß tun, Sabrina?«
Sabrina schüttelte ihre schwarzen Locken. »Ich weiß es nicht.
Wir können nur eins machen - mitspielen. Eine andere Möglichkeit sehe ich augenblicklich nicht, aber lange wird er seinen Willen nicht durchsetzen«, versprach Sabrina. »Hoffen wir nur, daß nichts passiert, was unser Leben noch mehr kompliziert.«
Ein Kapitel der Unfälle.
Philip Dormer Stanhope,
Graf von Chesterfield
KAPITEL 8
Der Herzog von Camareigh drehte sich um, als die Türen des Salons geöffnet wurden und seine Verlobte, Lady Blanche Delande, mit zwei kleinen, kläffenden Hunden hereinkam. Lucien musterte sie leidenschaftslos, bemerkte die geröteten Wangen und windzerzausten, kastanienbraunen Locken, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatten, und die strahlend blauen Augen, die unter der Krempe des pfauenblauen Hutes hervorblitzten.
»Oh, Lucien!« rief sie ganz außer Atem, als er sich von der Sitzbank erhob. »Ich hatte ja keine Ahnung, daß du es bist.«
»Warum sollte dich das überraschen? Ein Mann besucht eben gelegentlich seine Verlobte«, sagte Lucien gelangweilt. »Ich war nicht in der Stadt und wollte mal nachsehen, was du in meiner Abwesenheit getrieben hast.«
»Getrieben habe?« Blanche lachte nervös. »Wie in aller Welt kommst du bloß darauf, daß ich etwas getrieben habe?« Sie ließ ihren Schal, Handschuhe und Täschchen in einen Stuhl fallen, nahm ihren Hut ab und glättete sich hektisch ihre Locken.
Lucien sah sie neugierig an. Blanche war immer nervös, leicht erregbar, sie erinnerte ihn an ihre beiden Schoßhunde, die ständig um sie herumtanzten und einem immer wieder unter die Füße liefen. Nach den ersten paar Minuten ihrer Konversation war er bereits halb
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