Geliebte Suenderin
kurz in ohnmächtiger Wut an, dann stampfte sie zornig mit dem Fuß auf und rannte aus dem Zimmer. Darauf lösten sich alle aus ihrer Starre, Mary, Richard und Tante Margaret folgten ihr schnell und ließen den Marquis und die Contessa mit ihrem Sherry im Salon.
Mary und Richard fanden Sabrina ausgestreckt auf ihrem Bett, hemmungslos in ihr Kissen schluchzend. Sie setzten sich zu ihr aufs Bett. Sabrina rollte sich auf den Rücken und schüttelte fassungslos den Kopf.
»Was passiert nur? Warum, Mary? Warum fällt alles auseinander? Nichts ist mehr so wie vorher — nichts. Warum verändert sich alles? Wir waren so glücklich in Verrick House. Wir hätten nie von dort wegfahren dürfen.«
Richard schluchzte laut los, und jetzt erst merkte Sabrina, was sie da gesagt hatte. »Oh, Schätzchen, es tut mir so leid. Du weißt, daß ich alles getan hätte, um dir deine Brille zu besorgen. Das weißt du. Ich bereue nichts, was wir dafür getan haben.« Sie drückte seinen zitternden Körper fest an sich.
»Es wäre sowieso passiert. Sie wären nach Verrick House gekommen und hätten uns dort gefunden. Wir waren machtlos, es war unvermeidlich.«
»Verdammt soll er sein!« rief Sabrina wütend. »Er glaubt, er kann einfach zurückkommen und den Vater spielen und uns herumkommandieren. Na, der kann sich auf eine Überraschung gefaßt machen, wenn er glaubt, daß er damit durchkommt.«
Sabrina seufzte nachdenklich. »Ich frage mich, was er im Schilde führt. Er tut nämlich nichts, was sich für ihn nicht lohnt.«
»Ich mag ihn nicht, ich hasse ihn!« sagte Richard grimmig und schniefte. »Und ich werde auch nicht mit ihm gehen.«
»Er wird bald wieder abfahren, er muß. Es wird ihn schon bald langweilen, mit uns zu spielen.«
»Du läßt doch nicht zu, daß er mich mitnimmt, nicht wahr, Rina?« Richard zerrte mit flehendem Blick an ihrem Arm.
Sabrina lächelte. »Er wird dich uns niemals wegnehmen, und trennen wird er uns auch nicht.« Sie lächelte voller Vorfreude.
»Wenn er mit verschärften Regeln kämpfen will, dann werden wir das auch.«
Richard war sichtlich erleichtert, aber Sabrina und Mary tauschten besorgte Blicke, wobei Marys etwas ängstlich waren angesichts der Entschlossenheit Sabrinas.
Mary stieß plötzlich einen Schrei aus und sah Richard genauer an. »Bei all der Aufregung hab’ ich doch fast deine Brille vergessen, Richard«, sagte sie.
Richards Gesicht hellte sich auf, und er hielt ihr strahlend sein Gesicht hin. »Ich kann sooo gut sehen, Mary. Ich werde auch lernen, genauso gut zu schießen wie alle anderen.«
Mary lächelte glücklich. »Das ist wunderbar. Der einzige Lichtblick heute. Und allein das war die Sache schon wert.«
Sabrina schaute in Richards glückliches Gesicht und wußte, daß Mary die Wahrheit gesagt hatte - es war die Sache wert gewesen. Nach einem gemeinsamen ruhigen Mittagessen verab-schiedeten Mary und Sabrina sich unter Tränen von Richard und Tante Margaret. Hobbs schimpfte leise vor sich hin, während sie Tante Margarets überall verstreutes Nähzeug einsammelte. Sie brachten sie zur Tür und winkten ihnen nach, bis die Kutsche außer Sichtweite verschwunden war. Dann gingen sie wieder ins Haus und warteten im Salon ängstlich auf den nächsten Zug des Marquis.
Er kam zur Teezeit, als Mary das dunkle Gebräu gerade in hauchdünne Tassen goß. Die Tür ging auf, und der Marquis kam frisch und ausgeruht nach einem kleinen Schläfchen herein.
»Ah, genau was ich brauche, eine Tasse Tee. Gieß deinem Vater eine Tasse ein, Mary«, befahl er freundlich. Er sah zu, wie sie flink eine Tasse Tee für ihn zubereitete. »Wißt ihr, ich hatte wirklich keine Ahnung, daß ich zwei so attraktive Töchter habe.
Natürlich ist Sabrinas Schönheit wirklich ungewöhnlich, aber du, Mary, mit deinen roten Haaren und den grauen Augen bist auf eine stille, heitere Art wirklich bildhübsch. Ja, ja, ich bin wirklich sehr zufrieden. Die Contessa hat mich darauf aufmerksam gemacht.« Sein Ton wurde vertraulich. »Ihr müßt wissen, wir sind momentan in finanziellen Schwierigkeiten. Deswegen bin ich nach England gekommen, teils um unseren Gläubigern zu entrinnen und auch um zu sehen, ob ich durch Landverkauf etwas Geld auftreiben kann.« Er warf Sabrina einen boshaften Blick zu. »Oder sogar durch den Verkauf von Verrick House.«
»Ihr würdet Verrick House verkaufen! Aber das ist Richards Erbe und unser Zuhause«, rief sie fassungslos.
»Na ja, es wird vielleicht jetzt nicht mehr
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