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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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ohnmächtig vor Langeweile. Ihr einziger Gesprächsstoff war die neueste Mode und der skandalöseste Klatsch. Sie war eine alberne, kleine Kreatur, aber harmlos, und obwohl er nur wenig Zuneigung für sie empfand, so richtig verabscheuen konnte er sie auch nicht.
    »Was hast du denn jetzt wieder gekauft?« neckte er sie.
    Blanche sah ihn verblüfft an. »Gekauft?«
    »Ja, du warst doch schon wieder beim Einkaufen, nicht wahr?«
    »Oh, ja, natürlich«, erwiderte sie hastig und errötete. »Ich habe ein paar Kleider gekauft.«
    »Ich hoffe doch, daß du inzwischen dein Trousseau vervoll-ständigt hast? Die Hochzeit ist nämlich nächste Woche.«
    Blanche setzte sich auf die Kante der Sitzbank, mit einem japsenden Hund im Schoß, dessen Kopf sie kraulte. »Natürlich ist alles fertig. Und ich habe dich beim Wort genommen und alle Rechnungen zu dir schicken lassen.«
    Sie klimperte mit den Wimpern und sah ihn herausfordernd an. »Ich war schrecklich extravagant, Lucien.«
    Das tat Lucien mit einem Achselzucken ab. »Wenn du meine Herzogin werden willst, mußt du dich entsprechend anziehen.«
    »Was soll das heißen, ›wenn du meine Herzogin werden willst‹? Ich bin fest entschlossen, dich zu heiraten, Lucien.«
    »In dieser Hinsicht habe ich keinerlei Zweifel, Blanche. Es war nur eine Redewendung, obwohl man beinahe meinen könnte, du hast ein schlechtes Gewissen«, bemerkte Lucien beiläufig.
    Blanches ungläubiges Lachen war schrill und zerrte an Luciens Nerven. »Ich? Sei doch nicht albern, Lucien. Nur weil ich mit dir verlobt bin, muß ich noch lange nicht auf meine Vergnü-
    gungen verzichten, und ich werde mich auch nicht sofort nach der Hochzeit aufs Land zurückziehen«, informierte sie ihn und fügte mit einem selbstzufriedenen Lächeln hinzu: »Außerdem hat eine verheiratete Frau viel mehr Freiheiten als ein unverheiratetes Mädchen.«
    Lucien grinste. »Und die willst du bis zur Neige auskosten, wenn ich dich recht verstanden habe?«
    »Ja«, erwiderte Blanche zustimmend, »genau wie du auch.«
    »Na ja, zumindest wird es in unserer Beziehung keine Mißverständnisse geben oder langweilige Dramen um Eifersucht und verletzten Stolz.«
    Blanche war sehr zufrieden mit sich. »Wann kriege ich denn die Familienjuwelen?«
    »Wenn es an der Zeit ist. Die Herzoginwitwe hat sie in Ver-wahrung und wird sie nur meiner Frau aushändigen, also kann ich mir vorstellen, daß du sie an deinem Hochzeitstag bekommen wirst.«
    »Oh«, murmelte Blanche enttäuscht. »Ich wollte sie so gerne morgen abend mit meiner neuen Toilette tragen. Ich habe es Lettie schon gesagt. Oh, bitte, Lucien, überrede sie, daß sie sie mir gibt.« Sie machte einen niedlichen Schmollmund und sah den Herzog erwartungsvoll an.
    »Mein Verhältnis mit der Witwe ist nicht gerade das beste, Blanche«, war seine wenig ermunternde Antwort. »Natürlich, wenn du mich mit ein paar Küssen verlocken würdest, wäre ich vielleicht geneigt, ein gutes Wort für dich einzulegen«, fügte er sarkastisch hinzu und war nicht überrascht von dem angewider-ten Blick ihrer großen, blauen Augen, der sich auf seine Narbe richtete.
    Sie erschauderte leicht, und Lucien erinnerte sich plötzlich an die Augen einer Frau, die ihn ohne jede Abscheu angesehen hatten und die sogar ihre Wange an seiner vernarbten gerieben hatte.
    »Was wirst du denn tun, Blanche, wenn wir heiraten und ich meine Rechte als Ehemann und Geliebter fordere?« fragte er mit einem verächtlichen Lächeln.
    Blanche drehte ihm ihr zartes Profil zu und erwiderte ruhig: »Ich werde mich natürlich unterwerfen.«
    »Natürlich«, Lucien lachte barsch.
    Blanche war verwundert. »Was willst du denn, Lucien? Ich weiß, daß du mich nicht liebst. Du heiratest mich nur, um dein Erbe zu bekommen. Ich möchte eine Herzogin sein. Das ist doch alles sehr einfach, oder?«
    Lucien sah sie enttäuscht an. »Ist es das?« fragte er nachdenklich.
    Blanche wandte den Blick von der vernarbten Backe des Herzogs ab. Sein Blick machte sie nervös, und sie schaute lieber aus dem Fenster. Sie hörte die Kutschen vorbeifahren, und ihre Augen funkelten, als sie an die erregenden Lippen dachte, die ihren Mund geküßt hatten, mit Aussicht auf weit mehr.
     
    Lucien lehnte sich in die Polster seiner Kutsche und betrachtete das Gesindel vor dem Kutschenfenster. Sein Abschied von Blanche war kurz und für beide Seiten eine Erleichterung gewesen. Er schaute ungeduldig auf seine Taschenuhr und wollte sie gerade wieder in die Weste

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