Geliebte Teufelin
einige Male tief Luft und erzählte dann, was er gesehen hatte.
„Du hast richtig gerochen, es gibt da unten tatsächlich jede Menge Leichen, aber ke i ne Menschen, sondern Tiere in Käfigen. Ich konnte nur einen kurzen Blick hinein werfen, sonst hätte ich wirklich kotzen müssen. Die ganze gegenüber liegende Wand war mit Käfigen zugestellt. Ich konnte tote Ratten, Mäuse und einige kleine Affen entdecken. Das waren bestimmt alles Versuchstiere, die er umgebracht hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie verhungert sind, die Kühe und Schweine waren ja auch alle gut gefüttert.“
„Ja gut, aber du weißt ja nicht, wie lange schon niemand mehr unten war. Das eine muss mit anderem ja nichts zu tun haben“, gab Sofia zu bedenken und fügte hinzu: „Noch einmal gehe ich da nicht hinunter, wir warten, bis die Anderen da sind.“
„Ach, komm schon, die anderen Räume sehen wir uns auch noch an. Ich mache ke i ne halben Sachen, kurz vor dem Ziel aufgeben, gibt es nicht. Du musst ja nicht mit in die beiden letzten Räume gehen und kannst an der Treppe warten. Wenn irgendwas passieren sollte, kletterst du schnell rauf und ergreifst die Flucht.“
„Kommt gar nicht in Frage, ich lasse dich doch nicht im Stich, du bist schließlich der netteste Teufel, den ich kenne.“ Sofia rang sich ein schwaches Lächeln ab.
„Wie viele Teufel kennst du denn?“
„ Ehrlich gesagt, kannte ich bisher keinen persönlich. A ber, das ist doch egal, auch wenn ich hundert oder t ausend kennen würde, währe st du bestimmt der netteste von allen .“ Sie küsste ihn flüchtig auf die Wange.
„Dafür, dass ich angeblich so toll bin, war der Kuss aber etwas mickrig. Das konntest du vorhin besser“, beschwerte sich Bo.
„Ja, aber vorhin musste ich mich auch nicht fast übergeben.“ Sie stand auf und reic h te Bo die Hand. „Komm, lass uns gehen, je eher desto besser.“
Bo schaute sie verdutzt an. „Warum auf einmal so eilig? Vorhin wolltest überhaupt nicht und jetzt kannst du es nicht abwarten.“
„Eigentlich will ich immer noch nicht, aber dann haben wir es wenigstens hinter uns. Außerdem hast du ja Recht, was soll uns schon passieren.“
„Das klang aber nicht sehr überzeugend.“
Sofia zuckte nur mit den Schultern und zeigte auf das Loch im Boden. Dann fiel ihr plötzlich etwas ein: „Ich weiß, wo ich das schon mal gehört habe.“
Bos fragenden Blick beantwortete sie mit : „Bereit, wenn sie es sind. Hannibal Lecter, das Schweigen der Lämmer. Irgendwie passt der Titel, nur dass hier nicht Lämmer, sondern andere Tiere schweigen.“
Bevor er die zweite Tür rechts öffnete, atmete Bo einmal tief durch und drückte dann langsam und vorsichtig die Klinke herunter. Im Inneren brannte bereits Licht und Bo war abermals erstaunt. Er winkte Sofia herbei und hielt einen Finger vor den Mund. Leise betraten sie den Raum und… fanden sich in einem Krankenzimmer wieder. In einer Reihe nebeneinander, nur durch dünne Vorhänge getrennt, standen fünf Be t ten, die alle belegt waren. Neben jedem Bett stand ein Infusionsständer und an den Kopfenden gab es allerlei medizinische Geräte, von denen diverse Kabel und Schlä u che zu den Patienten führten, die offensichtlich alle schliefen.
„Die sind doch mindestens 60 bis 70 Jahre alt“, flüsterte Sofia Bo ins Ohr.
„Weißt du, was ich glaube? Der Arzt in der Dorfschänke hat doch erzählt, dass er fünf Leute aus dem Altersheim ins Krankenhaus einweisen musste.“
Bo nickte zustimmend. „Den gleichen Gedanken hatte ich auch gerade, ich glaube nicht, dass es ein Zufall ist. Wahrscheinlich arbeitet der Arzt des Altersheims mit Fleischer zusammen. Jetzt fehlt uns nur noch der Doktor selbst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er auch beim Schützenfest ist.“
Nachdem sie einmal vorsichtig hinter jeden Vorhang geschaut hatten und am Ende der Betten-Reihe angekommen waren, bemerkten sie hinter einem weiteren Vorhang eine Tür, die direkt in den Nebenraum führte.
Sofias Herz begann heftig zu pochen und sie hielt Bos Hand fest, bevor er die Klinke drücken konnte. „Hast du irgendeine Waffe dabei oder kannst du Karate oder so e t was?“
Bo griff in seine Jackentasche und holte ein langes spitzes Messer hervor.
„Das habe ich vom Schreibtisch im Labor, einen Revolver oder so was habe ich nicht. Ich kann aber ganz gut boxen, ich war sogar mehrere Jahre im Verein. Wenn er uns angreifen sollte, haue ich ihn um. Ich weiß gar nicht, warum du so nervös bist,
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