Geliebte Teufelin
Urzustand versetzen, ohne hinzusehen.
„Er hat dir also erzählt, dass dieser Chip Informationen über deinen Gemütszustand aufzeichnet, sodass man sogar erkennen kann, wenn du verliebt bist? Das ist ja abs o lut unglaublich.“
Luzia sah fasziniert auf seine Hände, wurde aber langsam ungeduldig.
„Ich sag‘s dir doch, er hat erklärt, das hinge mit den Gehirnströmen zusammen. G e nau erklären konnte er es nicht, es wäre auch ein Wunder, wenn er das könnte. Er meinte aber, dass bei einem ausgeglichenen Gemütszustand in der Aufzeichnung eine flache Kurve zu sehen ist. Ist man aber aufgeregt, wütend oder was weiß ich, dann geht die Kurve nach oben.“
„Und wie unterscheidet man, ob jemand nur wütend ist, weil er sic h über seinen Chef geärgert hat oder ob man bis über beide Ohren verliebt ist?“ Inzwischen hatte Ronny den Würfel schon dreimal ver- und wieder richtig gedreht.
„Ich habe keine Ahnung, er wusste es selbst nicht, aber angeblich kann man es genau ablesen. Es gibt da ganz feine Abweichungen in der Kurve, die Spezialisten der Fi r ma genau analysieren können. Bitte, Ronny, lass dir was einfallen, der Gedanke, dass ich so ein Ding in meinem Kopf habe, macht mich wahnsinnig.“
„Könnte es vielleicht sein, dass du wirklich verliebt bist und nicht möchtest, dass es jemand erfährt?“ Ronny grinste über das ganze Gesicht, legte den Würfel beiseite und rollte mit seinem Bürosessel direkt vor Luzias Stuhl. „Na, raus mit der Sprache, sonst kann ich dir nicht helfen.“
Luzia holte tief Luft und pustete beim Ausatmen einen Stapel Papiere auf dem Tisch neben ihr durcheinander.
„Ich bin da an so einem Fall dran, Cornelius Fischer, der Schriftsteller.“
„Der dieses Buch geschrieben hat, irgendwas mit Teufel?“
„Ja, genau der. Erst sollte ich ihn nur beobachten, dann sollte ich Kontakt mit ihm aufnehmen, um ihn von der Existenz Luzifers zu überzeugen. Ich habe keine A h nung, was die Firma damit bezweckt, wahrscheinlich wollen sie ihn für irgendwas benutzen. Ich weiß nur nicht, was ihnen ein Schriftsteller nützen soll. Na ja, ist ja auch egal, auf jeden Fall… finde ich ihn ganz nett. Das ist alles, ich bin doch nicht verliebt, so ein Blödsinn. Außerdem ist er viel zu jung für mich.“
Ronny zog die Stirn in Falten und hob die Augenbrauen. „Zu jung? Ich habe ihn ne u lich im Fernsehen gesehen, der ist doch älter als du, aber deutlich.“
„Ich vergesse immer, dass ich viel jünger aussehe, als ich bin. Laut Ausweis bin ich 33 Jahre alt… und Fischer 47. Er hatte gestern Geburtstag.“
Ronny betrachtete sie von oben bis unten und grinste sie verschmitzt an. „Ich finde, du siehst höchstens aus wie 32.“
„Sehr witzig, du bist ja ein richtiger Komiker. Können wir jetzt vielleicht mal wieder zu meinem Problem zurückkommen?“
Ronny wurde wieder ernst. „Also gut, wir machen folgendes. Zunächst mal müssen wir versuchen, die Signale, die der Chip aussendet, zu empfangen. Das dürfte nicht das Problem sein. Dann brauchen wir einen Spezialisten, der sich die aufgezeichn e ten Daten ansieht und analysiert. Und schließlich müssen wir dann einen Virus in den Chip einpflanzen, der die Aufzeichnungen nach unseren Vorgaben verändert.“
„Klingt ja ganz leicht“, meinte Luzia ironisch, „und wie lange soll das ganze da u ern?“
„Ich habe keine Ahnung, so einen Fall hatte ich noch nie.“
Als er Luzias enttäuschten Gesichtsausdruck sah, fügte er noch schnell hinzu: „Bis jetzt haben wir noch jedes Problem gelöst. Schließlich siehst du hier den Präsidenten des weltbesten und gefürchtetsten Hacker-Clubs vor dir. Kopf hoch Kleine, das kri e gen wir schon hin. Ich muss allerdings erst einige Leute anrufen und ein paar Spezi a listen zusammentrommeln. Sobald ich die Truppe zusammen habe, gebe ich dir B e scheid.“
Auf dem Nachhauseweg dachte Luzia: Wie gut, dass er schon für mich und die Firma gearbeitet hat und ich ihm nicht erst erklären muss, wer ich bin.
In den nächsten beiden Tagen ignorierte sie alle Nachrichten von Cornelius, auch die Firma hatte keine anderen Aufträge für sie. Es dauerte drei Tage, bis sich Ronny wieder meldete. Inzwischen hatte sie ihre gesamte Wohnung zweimal einer Genera l reinigung unterzogen, dreimal ihre Bücher, die CD - und DVD-Sammlung umsortiert, war ins Friseur- Kosmetik- und Sonnenstudio gegangen und hatte täglich im Fitnes s studio trainiert. Sie tat alles Mögliche, um sich abzulenken, aber nichts
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