Geliebte Teufelin
einsetzen können. Wie gerne wäre sie noch einmal zurückg e kehrt, um Cornelius endgültig zu überzeugen. Und dann kam dieser blöde Anruf von Adrian, als sie gerade zurück in die Wohnung gehen wollte: „Du musst sofort in die Zentrale kommen, ein dringender Fall.“
Sie hatte noch versucht, ihm zu erklären, dass der Fall Cornelius Fischer im Moment viel wichtiger als alles andere war, aber er war eisern geblieben. So musste sie notg e drungen in ihr Auto steigen und losfahren.
„Ich komm zurück, so schnell ich kann, dann erkläre ich dir alles. Ich geb dir einen dicken Kuss durch das Telefon, ich muss jetzt leider Schluss machen.“
Cornelius hörte ein lautes Schmatz-Geräusch, dann war die Leitung tot. Er war wie vor den Kopf geschlagen, sein Rendezvous war geplatzt wie eine Seifenblase. In der nächsten Stunde lief er in der Wohnung hin und her und machte alles Mögliche, um sich abzulenken. Er durchsuchte seine Schränke nach Blumenvasen, spülte die Sek t gläser, räumte den Geschirrspüler leer und probierte alle Programme seiner Kaffe e maschine aus.
Der Spion in Luzias Kopf
Luzia saß in Adrians Büro und sah ihn böse an. „Was ist denn so wichtig, dass ich sofort herkommen musste. Zuerst soll ich mich an Cornelius, ich meine Herrn F i scher, ranmachen und dann werde ich mitten in der Operation von dem Fall abgez o gen. Kannst du mir sagen, was das soll?“
Adrian grinste sie an und legte die Beine auf den Schreibtisch. Er liebte es, den Boss zu spielen, allerdings auf eine sehr plumpe Art und Weise.
„Ich muss dich warnen, du entwickelst Gefühle für ihn.“
„Ich tue was? Hast du mich herbestellt, um mir das zu sagen?“ Die Wut stand ihr so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass es sogar der völlig unsensible Adrian merkte.
„Genauso ist es, du weiß t genau, dass Liebesbeziehungen zwischen uns und den Menschen strengstens verboten sind. Und da früher schon häufiger deine pseudo-menschlichen Gefühle mit dir durchgegangen sind, hielt ich es für meine Pflicht, dich zu warnen.“
„Da du der unsensibelste und ungehobelste Klotz bist, den ich kenne, kannst du d a für natürlich kein Verständnis haben.“
Luzia begann zu überlegen, welche Strafe sie wohl für die Ermordung ihres Chefs bekäme. Adrian war zwar 1,90 Meter groß und wog bestimmt 100 Kilo, aber er war völlig unsportlich. Auch Teufel in Menschengestalt mussten ihre Körper trainieren. Sie waren zwar von Grund auf wesentlich stärker und auch schneller als normale Menschen, aber diese Kräfte mussten durch regelmäßig es Training erhalten werden. Da Adrian viel zu faul dafür war, war er inzwischen so schwach geworden, dass j e der menschliche Leistungssportler ihm überlegen war. Luzia dagegen ging, so oft sie Zeit hatte, zum Fitness-Training . Im Gebäude der Firma gab es zwar ein großes Fi t ness-Center, aber Luzia ging lieber in eine „Muckibude“, in der auch normale Me n schen ihre Körper in Schwung brachten. Sie konnte dort ihre Eitelkeit, eine weitere menschliche Eigenschaft, befriedigen. Ihre Sportkleidung kaufte sie grundsätzlich eine Nummer zu klein, sodass sie wie eine zweite Haut saß, und genoss die gierigen Blicke der Männer und die neidischen der Frauen. Besonderen Spaß bereitete es ihr, Machotypen, die ihr imponieren wollten, mit einer Demonstration ihrer Fähigkeiten zu verblüffen.
Neulich hätte sie sich einmal fast verraten. Sie war erst spät, gegen 23 Uhr, in ein Fi t ness-Studio gegangen, das rund um die Uhr geöffnet hat. Um diese Zeit waren nur wenige Menschen an wesend, unter anderem ein ca. vierzig - jähriger Mann, den sie schon häufiger dort gesehen hatte. Er betrieb extremes Bodybuilding und Luzia füh l te sich bei seinem Anblick immer an die Comicfigur Popey erinnert. Immer wenn Popey eine Dose Spinat gegessen hatte, schwollen seine Oberarme gigantisch an und er entwickelte ungeheure Kräfte. Bei dem Mann im Studio sah allerdings der gesa m te Körper so aufgeblasen aus wie die Comicfigur. Wenn Luzia in seiner Nähe war, gab er sich immer besonders viel Mühe, um ihr zu imponieren. Er hatte sie allerdings noch nie angesprochen, offenbar war er genauso schüchtern wie muskulös. An b e sagtem Tag trainierte er Gewichtheben und hatte sich an beide Enden einer langen Hantelstange je 100 Kilo gepackt. Luzia lief gerade auf einem Crosstrainer, um sich warmzumachen, als sie sah, dass er unter dem Gewicht zusammensackte. Da sonst niemand in seiner Nähe war, ging sie zu ihm.
Weitere Kostenlose Bücher