Geliebte Teufelin
ihn nennt. In meinem Job ist es notwendig, dass man sich in verschiedene Rollen versetzen kann. Ich verkleide und schminke mich aber nicht nur, wie Scha u spieler es tun. Ich kann jede beliebige menschliche Gestalt annehmen. Deshalb kann ich auch den Trick mit den Titten. So wie du jetzt guckst, hältst du mich wahrschei n lich erst recht für eine Verrückte , eine Schauspielerin, Varieté künstlerin oder alles zusammen. Ich kann es dir auch nicht mal übel nehmen. Wer glaubt schon einer Frau, die solche Geschichten erzählt.“
Er wusste nicht, was er sagen, denken oder fühlen sollte. Er starrte sie nur lange u n gläubig an. Sie rührte sich nicht und erwiderte seinen Blick. Dann schob sie langsam ihren rechten Arm vor und fasste seine Hand. Er zuckte kurz, ließ sie aber gewähren. Die Berührung war sehr angenehm, eine wohlige Wärme breitete sich langsam in seinem Arm und dann im ganzen Oberkörper aus.
„Ich könnte dich hypnotisieren, aber ich möchte, dass du mir bei klarem Verstand glaubst. Meine Vorführungen haben dich wohl nicht überzeugt, wahrscheinlich h a ben sie dich erst recht skeptisch gemacht. Andere Männer konnte ich damit leichter überzeugen.“
„Bestimmt hast du viele mit dem Titten-Trick rumgekriegt, was? Echt verblüffend, die Nummer.“
„Man muss die Männer halt an ihren Schwachpunkten packen und beim Anblick ein schwellenden Busens wird fast jeder schwach und glaubt so ziemlich alles.“
„Ich weiß echt nicht, was ich glauben soll“, sagte er und ergriff seinerseits ihre and e re Hand. „Du bist eine faszinierende Frau und eigentlich müsste ich mich ja freuen, eine… Teufelin kennen gelernt zu haben.“ Er setzte ein gequältes Lächeln auf. „Aber die Geschichte glaubt dir doch kein Mensch, auch wenn du noch so tolle Zirku s nummern auf Lager hast. Irgendwie werde ich nicht schlau aus dir. Wer bist du wirklich?“ Er ließ ihre Hände los und lehnte sich zurück.
„Ich werde mir wohl etwas anderes einfallen lassen müssen, um dich zu überzeugen. Für heute muss ich mich allerdings verabschieden, ich habe noch andere Termine.“ Mit diesen Worten stand sie auf und ging ein paar Schritte Richtung Tür. Auf halbem Weg blieb sie stehen und kam zurück. Sie kramte in ihrer Handtasche und legte eine Visitenkarte auf den Tisch.
„Falls du Sehnsucht nach mir haben solltest.“ Mit der Andeutung eines Lächelns ve r schwand sie endgültig in der Tür. Fischer schaute hinter ihr her, ihr Gang hatte etwas Schwebendes. Es war die seltsamste Begegnung seines Lebens gewesen. Er ahnte nicht, dass dies erst der Anfang war.
Luzias Traum
Am nächsten Morgen, 6 . 30 Uhr , Luzias Wohnung .
Ein Handy klingelte, die Melodie „Twisted Nerve“ aus dem Film „Kill Bill“ ertönte. Luzia liebte diesen Film, vor allem die Szenen, in denen Uma Thurmann mit ihrem Hattori-Hanzo-Schwert alleine eine ganze Armee von Ninja-Kämpfern umbrachte. Was für eine starke Frau. Manchmal stellte sie sich vor den Spiegel und verwandelte sich in Uma, auch das passsend e hautenge gelbe Kostüm und eine Nachbildung des Schwertes hatte sie sich besorgt. Sie wäre so gerne Schauspielerin, in einem Film von Quentin Tarantino mitzuspielen, war ihr größter Wunsch. Eigentlich wäre es ja kein großes Problem. Sie müsste nur die Hauptdarstellerin unauffällig beseitigen und ihre Rolle einnehmen. Da sie nicht nur jede menschliche Gestalt, sondern auch die dazu passende Stimme täuschend echt imitieren konnte, würde niemand etwas bemerken. Die nötigen schauspielerischen Fähigkeiten besaß sie genug, schließ lich war sie schon seit etwa hundertfünfzig Jahren in dem Geschäft tätig, aber leider fast immer unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Einmal vor einer Kamera oder auf einer The a terbühne zu stehen, da für würde sie alles geben. Vor fünf Jahren konnte sie der Ve r suchung nicht widerstehen. Sie arbeitete in den USA und hatte den Auftrag, mehrere Personen zu überwachen. Es war schon lange üblich, alle prominenten Persönlichke i ten zu beobachten, vor allem solche, die viel in der Öffentlichkeit auftraten. Eine di e ser Personen war die Schauspielerin Nora Mae Pilkington. Ihr Künstlername war Nora Mae, wie originell , dachte Luzia damals und hatte überhaupt keine Lust auf di e sen Job. Noras künstlerische Fähigkeiten standen in umgekehrtem Verhältnis zu i h rer Oberweite und die war noch nicht einmal echt. Sie hatte sich solange hochg e schlafen, bis ein einflussreicher
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